Barsbüttel. In Kürze wird der Tennisclub Barsbüttel zum Ökostromanbieter und sichert sich so eine neue Einnahmequelle. Ziel: Nachhaltigkeit.
Die Halle des Tennisclubs Barsbüttel (TCB) ist derzeit auf drei Seiten fünf Meter hoch eingerüstet. Ein grüner Teleskoplader katapultiert die nächste Palette nach oben. Auf dem Dach wartet bereits Bauleiter Harry Rauch, der mit fünf Kollegen vor Ort ist, zwecks Abnahme.
Kein einfaches Unterfangen schon wegen des Gewichts. Vorsichtig hebt er ein 20 Kilogramm schweres Solarmodul an. Mehrere dieser Teile sind schon installiert. Seit drei Wochen werkeln die Spezialisten hier. Es geht voran mit der neuen Fotovoltaikanlage. In Kürze wird der Verein zum Ökostromanbieter und sichert sich so eine neue Einnahmequelle.
Vorstand treibt Klimaschutz beim Tennisclub schon lange voran
Der Vorsitzende Helmuth Benkel begutachtet die Arbeiten und blickt zufrieden drein. In wenigen Tagen wird er sein Amt niederlegen. Zwölf Jahre stand er mit Unterbrechung an der Spitze des 270 Mitglieder zählenden Clubs, davon sind rund 90 Kinder und Jugendliche. Es ist das letzte Großprojekt, das unter seiner Regie umgesetzt wird. Der 68-Jährige hat lange dafür gekämpft, denn die Politik war erst dagegen. Sie musste zustimmen, weil der TCB auf einem Erbbaugrundstück der Gemeinde an der Straße Am Bondenholz beheimatet ist.
„Wir sind angetreten, um Dinge zu verändern und die Stolpersteine aus dem Weg zu räumen“, sagt er über sein Wirken und jenes der Vorstandskollegen. Ziel war es, den Verein durch Investitionen zukunftsfähig zu machen. In Benkels erster Amtsperiode wurde zum Beispiel ein Clubhaus an die Halle angebaut. Vor drei Jahren folgten ein neues Dach sowie eine moderne Heizung. Allein das kostete 155.000 Euro. Auch der Umstieg auf LED-Beleuchtung trägt zum Energiesparen bei. Nicht zu vergessen die automatische Bewässerungsanlage, die Wasser aus einem Regenrückhaltebecken speist. Der Verein ist nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen, nutzt auch einen Brunnen. Er setzt teure Filter ein, damit die Mitglieder nach dem Sport duschen können.
Verein hat Prinzip von Nachhaltigkeit stets im Auge
Zuletzt wurden drei Außenplätze grunderneuert, zudem können sich Kinder seit diesem Jahr auf einem Spielplatz vergnügen. „Und zwei Imker haben wir hier auch“, sagt Benkel. Wildblumen auf dem 16.000 Quadratmeter großen Grundstück bieten den Insekten eine optimale Lebensumgebung. Bereits seit fünf Jahren gibt es auf der Anlage Bienenzucht.
„Keine Angst vor großen Zahlen. Nicht nur reden, sondern auch machen“, beschreibt Benkel sein Motto und die Art und Weise, wie er den Tennisverein führt. Dabei hat er immer das Prinzip von Nachhaltigkeit im Auge. Dafür wurde der Club in diesem Jahr vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit dem Großen Stern des Sports in Bronze ausgezeichnet – neben acht anderen Vereinen aus Schleswig-Holstein.
Auftretende Probleme konnten gelöst werden
„Das Feld ist bestellt“, sagt Benkel über seinen bevorstehenden Abtritt. Mit Stefan Muhlack, 54 Jahre alt und Unternehmer, steht ein Nachfolger in den Startlöchern. Am Mittwoch stellt er sich zur Wahl. Gegenkandidaten gibt es nicht. Wenn die Solaranlage fertiggestellt ist, was schon im Dezember der Fall sein kann, sollten die Witterungsbedingungen Arbeiten nicht blockieren, wird Benkel kein Vorstandsmitglied mehr sein.
In den vergangenen Monaten hat er sich von Rückschlägen nicht abhalten lassen und an dem Projekt festgehalten, war bei Bürgermeister Thomas Schreitmüller vorstellig gewesen zwecks Moderation mit der Politik. Der war das finanzielle Risiko zu groß. Es ging um den Fall des Abbaus der Module durch den Investor bei einer Auflösung des Clubs. Dann nämlich würde die Halle in das Eigentum der Kommune übergehen – eine Demontage war mit 30.000 Euro beziffert worden. Die Probleme konnten gelöst werden.
Verein denkt über Zapfsäule für Elektroautos nach
Der Verein erhält von der Firma „DEB Deutsche Energie Beratung“ 20.000 Euro für 25 Jahre Dachverpachtung und danach eine Miete im Jahresintervall. Das Unternehmen baut, finanziert und verwaltet die 1500 Quadratmeter große Solaranlage. Und es vermarktet den Strom. Geschäftsführer Ove Burmeister hat das Hallendach in Parzellen aufgeteilt und die Fläche an vier Investoren für 310.000 Euro verkauft. Diese können laut dem Firmenchef mit 6,5 Prozent Rendite im Jahr rechnen.
Die Module aus Glas sind 1,66 Meter breit und 98 Zentimeter hoch. Jährlich sollen 189.000 Kilowattstunden erzeugt werden, das entspricht dem Strombedarf von 50 Einfamilienhäusern. Gleichzeitig spart die 27 Tonnen schwere Konstruktion per anno 108.000 Kilogramm CO2 ein.
In Sachen Klima- und Umweltschutz hat der Barsbütteler Tennisverein noch weitere Ziele. Der designierte Vorsitzende Stefan Muhlack sagt: „Ich kann mir auf dem Parkplatz unserer Anlage sehr gut eine Zapfsäule für Elektroautos vorstellen.“ Er wolle sich aber erstmal über Förderprogramme informieren, bevor die Sache konkreter werde.