Ahrensburg/Reinbek. Statistikamt Nord veröffentlicht Zahlen für 2021. So stehen die Städte und Gemeinden im Kreis Stormarn finanziell da.
Der Kreis Stormarn bleibt schuldenfrei und die meisten Städte und Gemeinden konnten im zweiten Corona-Jahr trotz schwieriger Wirtschaftslage Verbindlichkeiten abbauen – das geht aus der jetzt veröffentlichten Schulden-Statistik des Statistikamtes Nord für 2021 hervor. Die Gesamtsumme der Verbindlichkeiten aller Stormarner Kommunen belief sich demnach zum 31. Dezember 2021 auf rund 110,1 Millionen Euro. Zum Jahresende 2020 waren es noch etwa 114,7 Millionen Euro.
Stormarns Landrat Henning Görtz zeigt sich dementsprechend zufrieden mit den Zahlen. „Glücklicherweise hat sich die Pandemie nicht negativ auf die Steuereinnahmen ausgewirkt“, sagt er. Der Kreis sei „mit einem blauen Auge“ davongekommen. Wie gut es dem Kreis Stormarn finanziell geht, wird beim Blick auf den Landestrend deutlich: Alle 15 Kreise und kreisfreien Städte samt ihrer Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein zusammengenommen, verzeichnet das Statistikamt gegenüber Ende 2020 einen Anstieg der Verbindlichkeiten bei Kreditinstituten um einen Prozentpunkt (etwa 39 Millionen Euro) auf jetzt 3,8 Milliarden Euro.
Übersicht des Statistikamtes zeigt, welche Kommunen die meisten Schulden haben
Stormarn bleibt weiterhin der einzige Kreis ohne Schulden. Die Verbindlichkeiten seiner Kommunen auf die Bürger verteilt kommt Stormarn auf eine Pro-Kopf-Verschuldung von 500 Euro – der niedrigste Wert im Land. Zum Vergleich: In der Stadt Kiel kommen auf jeden Bürger rund 2200 Euro an Verbindlichkeiten. Der Landesschnitt liegt bei 1300 Euro. „Wir haben tolle Unternehmen im Kreis, die dafür sorgen, dass die Gewerbesteuer fließt und zugleich hat der Kreistag in den vergangenen Jahren die Weichen für eine solide Haushaltspolitik gestellt“, sagt Görtz. Darauf könne Stormarn stolz sein.
Der Landrat verweist darauf, dass die Kreisumlage für das laufende Haushaltsjahr erneut gesenkt werde, um bis zu 1,5 Prozent. „Jeder Prozentpunkt bedeutet vier Millionen Euro weniger, die die Kommunen an den Kreis zahlen müssen“, so der Chef der Kreisverwaltung. Stormarn stehe so gut da, dass es sich der Kreis leisten könne, seine Städte und Gemeinden finanziell zu entlasten. „Ich denke, das ist wichtig, denn die Kommunen müssen viele Ausgaben schultern, die wir auf Kreisebene nicht haben“, sagt Görtz und nennt die Kosten der Kita-Reform, die zu einem überwiegenden Teil auf den Städten und Gemeinden lasteten.
Reinbek hat mit 23,6 Millionen Euro weiterhin die meisten Verbindlichkeiten
Die meisten Schulden in Stormarn hat wie bereits im Vorjahr die Stadt Reinbek mit Verbindlichkeiten in Höhe von rund 23,6 Millionen Euro. Das bedeutet einen Anstieg um 28,6 Prozent gegenüber 2020. „In den vergangenen Jahren gab es in Reinbek einen Investitionsstau, den wir jetzt abtragen“, sagt dazu Bürgermeister Björn Warmer. Der Verwaltungschef verweist auf zahlreiche Infrastrukturprojekte, die Reinbek umgesetzt habe oder plane. „Gerade haben wir mit dem Schulzentrum die teuerste Maßnahme der Stadtgeschichte abgeschlossen.“
Die Bildungseinrichtung war nach Feststellung einer Asbestbelastung seit 2019 für rund 30 Millionen Euro aufwendig saniert worden. Auch der Neubau des Feuerwehrgerätehauses für 11,6 Millionen Euro sei nicht ohne Kredite zu finanzieren gewesen. „All diese Investitionen sind alternativlos“, sagt Warmer. Dabei habe es gegolten, die jetzt zu Ende gehende Niedrigzinsphase auszunutzen.
Barsbüttel und Ahrensburg auf Platz zwei und drei können Kredite tilgen
Auf den Plätzen hinter Reinbek folgen erneut Barsbüttel mit 20,88 Millionen Euro und Ahrensburg mit 14,42 Millionen Euro. Beide Kommunen konnten aber gegenüber 2020 einen Teil ihrer Verbindlichkeiten abbauen. Die Bürgermeister Thomas Schreitmüller und Eckart Boege blicken dennoch sorgenvoll in die Zukunft. „Der Schuldenstand wird vermutlich in Zukunft wieder steigen“, sagt Barsbüttels Rathauschef Schreitmüller. Er verweist auf die steigenden Energiekosten infolge des Kriegs in der Ukraine, die Inflation und weitere geplante Investitionen. „Es kostet Geld, wenn man sich eine gute Infrastruktur leistet“, betont Schreitmüller.
Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege rechnet ebenfalls damit, dass erhebliche Kreditaufnahmen in naher Zukunft notwendig werden. „Wir haben mehrere Großprojekte vor der Brust“, sagt er und verweist auf den geplanten Neubau des Heimgarten-Schulzentrums ab 2025 und weitere Projekte an Schulen für insgesamt rund 100 Millionen Euro. Nichtsdestotrotz stehe Stormarns größte Stadt wirtschaftlich gut da. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren keine neuen Schulden aufgenommen, sondern Verbindlichkeiten abgebaut“, so Boege.
Bargteheide bleibt als einzige Stadt in Stormarn schuldenfrei
Von „schwierigen Jahren, die auf uns zukommen“, spricht auch Bargteheides Bürgermeisterin Gabriele Hettwer. Die Stadt ist nach wie vor die einzige in Stormarn, die schuldenfrei ist. Doch dass das in Zukunft so bleibt, damit rechnet die Rathauschefin nicht. „Wir starten mit einer guten Ausgangslage, aber werden wohl schon 2023 nicht um eine Kreditaufnahme herumkommen“, sagt Hettwer, verweist auf Vorhaben wie den Neubau der Feuerwache und einer Dreifeld-Sporthalle.
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„Die steigenden Energiekosten treffen auch die Kommunen“, sagt die Bürgermeisterin. Zudem sei noch nicht abzusehen, wie die Unternehmen die angespannte Wirtschaftslage meisterten und damit ungewiss, wie kräftig die Einnahmen aus der Gewerbesteuer künftig sprudelten.
Reinfeld verzeichnet Rekordneuverschuldung von 838,9 Prozent
Eine Rekordneuverschuldung hat die Stadt Reinfeld verzeichnet. Um 838,1 Prozent stiegen die Verbindlichkeiten gegenüber 2020. Die Gesamtsumme der Schulden der Karpfenstadt ist mit 2,04 Millionen Euro aber weiterhin vergleichsweise gering. Laut Bürgermeister Roald Wramp ist der Bau der Straßenbrücke über die Bahngleise für 15 Millionen Euro der Grund für den dramatischen Anstieg der Schulden. „Wir bekommen die Kosten aber von Land, Bund und Bahn erstattetet und werden die neuen Kredite zeitnah tilgen können“, stellt Wramp in Aussicht.
Ansonsten sind es kleine Kommunen, die eine große Neuverschuldung verzeichnen: Tremsbüttel (73 Prozent), Grabau (71,8 Prozent) und Todendorf (71 Prozent). Todendorf gehört jetzt, gemessen an der Einwohnerzahl, zu den größten Schuldnern im Kreis mit Verbindlichkeiten in Höhe von 2065 Euro pro Kopf. Nur in Braak kommen auf einen Einwohner mehr Schulden (2546 Euro).
Straßenbauprojekte und Investitionen in Kitas und Feuerwehr belasten Kommunen
In allen drei Fällen waren laut den Bürgermeistern Investitionen in Straßenbauprojekte, Kitas und Feuerwehr die Ursache. Zudem belaste die Kita-Reform die Gemeindehaushalte. Lütjensee, im vergangenen Jahr noch mit der kreisweit zweithöchsten Neuverschuldung (253,9 Prozent), konnte hingegen 2021 von allen Stormarner Kommunen den größten Anteil seiner Kredite zurückzahlen: Die Verbindlichkeiten sanken um 23,8 Prozent.