Reinbek. Projektkosten steigen. Baugenossenschaft Sachsenwald rätselt, wie 149 Einheiten im Stadtteil Wiesenfeld machbar sind.
Es ist ein Versprechen für die Zukunft. „Wir führen die Baugenossenschaft Sachsenwald in die nächste Generation und stellen dieses mit notwendigen Modernisierungen und Neubauten sicher“, schreiben die beiden Vorstände, Dirk Reiche und Stefan Ellendt, auf der Homepage des Unternehmens mit Sitz an der Röntgenstraße in Reinbek. Das gestaltet sich mitunter schwierig. Beim Projekt im Glinder Stadtteil Wiesenfeld mit 149 Wohnungen in sieben Mehrfamilienhäusern gibt es Probleme – und das nicht erst seit heute. Sie haben sich allerdings verschärft. Von einem möglichen Baubeginn in 2023 ist nicht mehr die Rede. Inzwischen sind die Planungen auf Eis gelegt. Wann es wieder konkreter wird, darüber können die beiden Führungskräfte keine Auskunft geben. Sie wissen es einfach nicht.
„Wir haben im Moment keinen Plan B, verabschieden uns aber auch nicht von dem Vorhaben. Die Gespräche mit der Stadt sind unterbrochen, was schade ist“, sagt Ellendt. Ein Visualisierung vom neuen Quartier am Buchenweg hatte die Genossenschaft der Politik im Juni 2021 vorgestellt. Parteienvertreter waren begeistert von der Präsentation samt eines Mobilitätskonzepts. Der Entwurfs- und Auslegungsbeschluss für den Bebauungsplan wurde einstimmig gefasst. Der nächste Schritt wäre das Absegnen des B-Plans gewesen. Man war zügig unterwegs. Auf rund 40 Millionen Euro wurde das Investitionsvolumen beziffert, die Gebäude sollten im KfW-55-Standard errichtet werden. Reiche und Ellendt hatten mit fünf Millionen Euro staatlicher Unterstützung gerechnet.
Effizienzhausstandard 40 plus Qualitätssiegel fällt durch Prüfung
Dann jedoch strich das Bundeswirtschaftsministerium die Förderung für diese Energieklasse. Anträge auf ein günstiges KfW-Darlehen plus Zuschuss hätten spätestens am 31. Januar dieses Jahres gestellt werden müssen. Dafür fehlte der Genossenschaft aber der Bebauungsplan. Nun unterstützt der Bund nur noch Neubauten nach dem Effizienzhausstandard 40 (EH40) plus Qualitätssiegel für nachhaltiges Bauen (QNG). Die Anforderungen sind laut Reiche enorm, man habe das natürlich geprüft. „Wir sind zum Ergebnis gekommen, dass diese Variante ob der Baukostensteigerung nicht wirtschaftlich ist.“ Was ihn noch beunruhigt, ist die Tatsache, dass es für bestimmte Materialien nur noch Tagespreise gebe. Früher habe man diesbezüglich immer Vorlauf bekommen. Soll heißen: Eine langfristige und vor allem stabile Kalkulation ist unmöglich.
Das ist aber noch längst nicht alles, worüber sich die beiden Vorstände die Köpfe zerbrechen. Obendrauf erweist sich nun auch noch die Zinsentwicklung als Bremsklotz. „Wir waren eigentlich von einem Prozent ausgegangen, müssten jetzt für Kredite mehr als drei Prozent zahlen“, berichtet Ellendt. 20 bis 30 Prozent Eigenkapital bringt die Genossenschaft bei ihren Neubauprojekten ein, der Rest ist über Darlehen und Zuschüsse abgedeckt. Refinanziert wird alles durch die Kaltmieten. Und hier will man nicht überdrehen. Bislang liegt der Preis pro Quadratmeter bei maximal 10,50 Euro im Neubau. Wohnungsunternehmen, die nicht genossenschaftlich organisiert sind, rufen in der Region höhere Beträge auf. Sie arbeiten gewinnmaximierend, die Reinbeker hingegen verfolgen die Strategie, Mieten möglichst gering zu halten. Ertragssteigerungen werden in vollem Umfang für die Bestandsverbesserung und -erweiterung verwendet.
Zweites Bestandsgebäude wird im ersten Quartal 2023 abgerissen
Ellendt sagt, das Glinder Projekt sei für ihn und Reiche ein absolutes Stressthema. „Wir wissen nicht, ob wir an der bisherigen Planung festhalten oder Änderungen vornehmen müssen.“ Das Konzept ist jedenfalls stimmig, der Klimaschutz mitgedacht. Es beinhaltet Car- und Bike-Sharing sowie Elektro-Tankstellen. 37 Parkplätze sind im Erdgeschoss von zwei Gebäuden zu finden, die zu einem späteren Zeitpunkt durch Wohnungen ersetzt werden könnten. In einer Tiefgarage ist Platz für 60 Fahrzeuge. Was für die Stadt auch wichtig ist: 30 Prozent der Wohnungen sollen öffentlich gefördert sein. Mit Paragraf-5-Schein zahlen Mieter demnach 6,25 Euro kalt pro Quadratmeter. Das Quartier soll auf einem 1,3 Hektar-Areal entstehen. 2019 hatte die Genossenschaft Fläche dazugekauft.
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Die Bestandsgebäude der Reinbeker am Buchenweg mit 52 Wohnungen wurden in den 50er- und 60er-Jahren gebaut. Eine Sanierung lohnt sich nicht. Ein Haus wurde bereits abgerissen, das zweite wird im ersten Quartal kommenden Jahres verschwinden. Verbleiben also noch drei, die zu einem späteren Zeitpunkt dem Erdboden gleichgemacht und ersetzt werden.
Die Baugenossenschaft Sachsenwald hat derzeit 793 Wohnungen in Reinbek, Glinde und Barsbüttel. 36 kommen 2023 in Reinbek dazu. Mitte des Jahres ist die Fertigstellung. Die rund 1200 Mitglieder erhalten für ihre Anteile vier Prozent Dividende. Die Durchschnittskaltmiete bei frei finanzierten Wohnungen beträgt knapp unter sieben Euro pro Quadratmeter.