Reinbek. Aktuell wird die Betondecke gegossen, aber im August 2023 sollen die 36 Wohnungen bereits bezugsfertig sein. Ob das klappt?
Immer wieder bleiben Zaungäste an der Baustelle vor der Nathan-Söderblom-Kirche stehen. „Die haben wir jetzt aber nicht für den Fototermin bestellt“, sagt Tanja Schulze, Projektleiterin der Baugenossenschaft Sachsenwald, lächelnd. Das Interesse an den Fortschritten des Wohnungsbauprojektes ist groß. „Wir werden mit Anfragen überrannt“, sagt sie. Die Vergabe der 36 Mietwohnungen in Reinbek, darunter acht geförderte, erfolgt allerdings erst zum Jahreswechsel. „Die Interessierten sollen sich die Wohnungen zumindest schon einmal anschauen können“, erklärt Schulze. „Wir wollen nicht nur nach Grundriss vermieten.“
Viele Zaungäste beim Bauprojekt in Reinbek
„Heute gibt es allerdings einiges zu sehen“, sagt Bauingenieur Holger Heidenreich. „Wir gießen die Decke, und die Betonpumpe ist eine ganz besondere mit 40 Metern Reichweite.“ Der Beton wird aus dem Transportfahrzeug direkt auf die Stahlbewehrung gepumpt. Ist der Lkw leer, hupt der Fahrer, damit das Team auf dem Bau informiert ist.
Mit einem Laser wird genau kontrolliert, dass weder zu viel noch zu wenig gegossen wird. Zwei Männer reiben den Beton mit Patschen ab, damit alles glatt und plan liegt. Zum Schluss wird alles mit Folie abgedeckt. „Damit der Beton bei diesen Temperaturen nicht zu schnell trocknet und reißt“, erläutert Heidenreich.
Die Baugenossenschaft investiert sieben Millionen Euro
Der Ingenieur geht davon aus, dass bis November der Rohbau steht und überdacht ist. „Parallel zum Rohbau werden Arbeiten im Bereich Elektro, Heizung und Sanitär erledigt“, berichtet er. Damit das viergeschossige Gebäude mit Staffelgeschoss in den Wintermonaten dicht sei, würden in den kommenden Monaten auch bereits die Fenster eingesetzt. „Im nächsten Jahr folgen dann die Arbeiten für Putz und Estrich. Danach folgen die Fliesenleger, Maler sowie die Ausstattung der Räume mit den Bodenbelägen.“
Die ersten Fertigbalkone sind schon installiert. Sie sind etwa drei Meter lang und 1,50 Meter tief. In Anlehnung an die Architektur der benachbarten Nathan-Söderblom-Kirche hat die Denkmalschutzbehörde vorgegeben, dass die Balustraden passend dazu aus Beton sein sollen.
Alle Arbeiten sind im Zeitplan
Der Ingenieur geht davon aus, dass das Projekt wie geplant im August 2023 fertig wird. „Dank des guten lokalen Netzwerks von Herrn Heidenreich konnten wir uns schon früh das Material und die Handwerker sichern“, sagt Tanja Schulze. Heidenreich bestätigt dies: „Das werden wir schaffen. Wir konnten alles noch zum richtigen Zeitpunkt sichern. Heute wäre das alles viel schwieriger.“ Deshalb habe man nicht unter den aktuellen Lieferschwierigkeiten und bisher auch noch nicht unter den Kostensteigerungen zu leiden. „Bisher ist das wirklich ein Projekt, das Spaß macht“, stellt sie fest.
Die Baugenossenschaft Sachsenwald investiert sieben Millionen Euro in das Projekt mitten in ihrem Stammquartier. Außerdem werden die acht Sozialwohnungen gefördert, und die Genossenschaft erhält noch einen Zuschuss, weil nach Kfw55-Standard gebaut wird.
Auf das Dach kommt eine Fotovoltaikanlage
Hinzu kommt noch eine Kooperation mit dem E-Werk Sachsenwald. Dafür wird auf dem Dach eine Fotovoltaikanlage errichtet. Auf diese Weise haben die Mieter die Möglichkeit, direkt den selbst erzeugten Strom zu nutzen. Außerdem ist geplant, daraus auch acht Ladesäulen für Elektro-Fahrzeuge zu speisen sowie einen Teil für den Allgemeinstrom zu nutzen. Fotovoltaik-Anlagen sind bei Neubauten in Hamburg bereits Pflicht, in Schleswig-Holstein gibt es noch eine Karenzzeit. „Aber es ist klar, dass das kommen muss, und das macht auch Sinn“, urteilt Heidenreich.
„Es ist das erste Mal, dass wir dieses Modell des E-Werks Sachsenwald ausprobieren“, erzählt Tanja Schulze. „Aber ich glaube, es wird sich bewähren.“ Und Holger Heidenreich ergänzt: „Dieses Gebäude wird so gut isoliert sein, da werden die Heizkosten eine untergeordnete Rolle spielen. Sie werden sich etwa auf dem Niveau der Warmwasserkosten bewegen.“
Wohnungen werden auch von der Stadt Reinbek vergeben
Wohnflächen von 59 bis zu 79 Quadratmetern, Balkone, ein Aufzug, Barrierefreiheit, niedriger Verbrauch für Strom und Heizung, Fahrradrampe in den Keller – und dazu noch die Lage direkt am Täbyplatz, Bushaltestelle vor der Tür und für jede Wohnung einen Stellplatz: Kein Wunder, dass die Baugenossenschaft sich vor Anfragen kaum retten kann. Doch Tanja Schulze kann zur Höhe der Miete derzeit noch nichts sagen. Allein die Miete für die geförderten Wohnungen in Höhe von 6,25 Euro pro Quadratmeter ist gesetzlich begrenzt.
„Diese Wohnungen werden zur Hälfte von der Stadt Reinbek vergeben“, erläutert Tanja Schulze. „Die Mieter werden mit uns abgestimmt. Die übrigen der Zwei- bis Dreizimmerwohnungen werden an unsere Mitglieder, Mitglieder der Kirche und an freie Bewerber vermietet.“
Kirche und Genossenschaft planen die Gestaltung des Platzes
Den Platz zwischen dem Neubau, dem Gemeindehaus und der Nathan-Söderblom-Kirche wollen die Baugenossenschaft und die Kirche nach Fertigstellung noch gemeinsam neu gestalten, berichtet die Projektleiterin.
„Wenn wir mehr Platz gehabt hätten, hätten wir hier noch viel mehr Wohnungen bauen können“, sagt Holger Heidenreich mit Blick auf die nächsten Zaungäste, die neugierig beobachten, wie Beton aus dem Gelenkarm der Pumpe hervorplattert. Bezahlbare, neue Mietwohnungen werden in Reinbek gerade sehnsüchtig erwartet: Es gibt gerade noch 211 Sozialwohnungen in der gesamten Stadt.
Aktuelle Auskünfte zu dem Bauprojekt gibt es stets auf der Website www.bgs.sh.