Glinde. Politiker befürworten grenzübergreifendes Projekt auf Ackerflächen. Bürgermeister der beiden Kommunen werden zeitnah Gespräch führen.
Großhansdorf hat ihn schon, einen Solarpark. Er befindet sich auf der Grenzeckkoppel an der Autobahn 1, wurde 2012 fertiggestellt. Die Anlage erzeugt auf einer Fläche von etwa drei Hektar täglich bis zu 8000 Kilowattstunden Strom. Sie ist inzwischen an eine Firma aus Baden-Württemberg verpachtet, 25.000 Euro fließen dafür jedes Jahr in die Gemeindekasse. Jetzt will auch Glinde nachziehen und dabei gemeinsame Sache mit dem Nachbar Oststeinbek machen, was auf Gegenliebe stößt. Das ist der Wunsch der Politik.
Im jüngsten Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz wurde die Aufstellung eines gesamträumlichen Rahmenkonzepts für die Errichtung von Solar-Freiflächenanlagen im Außenbereich beschlossen, die Verwaltung zudem beauftragt, mit Oststeinbek eine Kooperation herbeizuführen. „Ich finde es gut, wenn wir Teile unserer Energieversorgung durch einen gemeinsamen Solarpark realisieren könnten und uns unabhängiger von Importen machen“, sagt Grünen-Politiker Jan Schwartz. CDU-Fraktionschef Rainer Neumann spricht von „einer guten Sache“. Wie sich das gestalten soll, also rein privatwirtschaftlich oder mit Beteiligung der Stadt, lässt er offen. „Wir stehen noch ganz am Anfang, darüber wird später zu reden sein.“
FDP-Vertreterin Barbara Bednarz bringt E-Werk Sachsenwald ins Spiel
Barbara Bednarz (FDP) schlägt vor, das E-Werk Sachsenwald einzubinden, den kommunalen Energieversorger mit Sitz in Reinbek. „Das Unternehmen ist gesund und könnte bestimmt investieren“, sagt sie. Das sind aber alles nur Gedankenspiele. Ziel war es erst mal, das Thema großflächige Solaranlagen auf den Weg zu bringen – ohne Vorfestlegungen. Die Glinder Verwaltung sieht Oststeinbek als idealen Partner, da die Grenze zwischen den Kommunen größtenteils im Außenbereich entlang von Feldern verläuft. Mit Reinbek verhält es sich anders. Hier markiert die Kreisstraße 80 eine Trennlinie, bei Barsbüttel ist es die Autobahn 24. In beiden Fällen grenzen keine freien Areale aneinander.
Zudem geht die Verwaltung im Glinder Stadtgebiet von maximal 20 Hektar Potenzialflächen aus. Eine Kooperation soll den Handlungsspielraum erweitern. Wo überhaupt Solarparks möglich sind, muss noch geprüft werden. Zum Beispiel, weil Flächen nicht der Stadt gehören und die Eigentümer einverstanden sein müssten. Interessant: Auf den Besucherplätzen beim Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz saß Jens Lessau, Golfanlagenbetreiber und Glinder Landwirt. Der 58-Jährige verkaufte das Areal an der Straße In der Trift, wo im Juni die Wellness-Oase samt Hotel eröffnet hat. Das Vabali Spa erstreckt sich über 36.000 Quadratmeter.
Oststeinbeks Umweltausschuss hat am 19. Mai einen Beschluss gefasst
Lessaus Familie bewirtschaftet in Glinde rund 60 Hektar Land. „Vieles davon fällt aber von Vorhinein für eine andere Nutzung raus“, sagt er. Solarpaneelen auf einem seiner Äcker? Ausschließen will der Unternehmer das nicht. Wobei er bei der Wortwahl diplomatisch bleibt und vor allem keine Forderungen stellt. Das klingt dann so: „Wenn man auf Ackerflächen etwas macht, kann ich mich nicht vor dem Thema drücken.“ Man kann diese Aussage als Appell an die Stadt verstehen, sich mit ihm in Verbindung zu setzen.
In Oststeinbek hat sich die Politik schon vor Monaten mit der Sache befasst. Am 19. Mai beschloss der Umweltausschuss, Angebote für die Erstellung eines Konzepts zur Planung von großflächigen Solar-Freiflächenanlagen einzuholen. Und die Verwaltung sollte in Glinde nachfragen, ob Interesse an einer Zusammenarbeit besteht. Die Absichten der Entscheidungsträger in den Kommunen sind demnach deckungsgleich.
Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer sagt: „Wir haben schon Anfragen von Landwirten, die Fotovoltaikanlagen errichten wollen.“ Die Politik müsse bestimmen, welche Flächen infrage kämen. Es gehe jetzt Schlag auf Schlag. „Das ist ein Schwerpunktthema bei uns. Ziel ist es, in Richtung Klimaneutralität zu arbeiten“, so Hettwer. Er kündigt zeitnahe Gespräche mit seinem Amtskollegen Rainhard Zug an.
Großhansdorf plant bereits zwei weitere Solarparks
Glindes Verwaltung will Areale für Solarnutzung priorisieren, sodass es zu keiner Ansammlung von Einzelflächen und damit zu einer Überlastung des Landschaftsbildes kommt. Bei der Aufstellung des Konzepts sollten frühzeitig auch übergeordnete Behörden und die Öffentlichkeit miteinbezogen und beteiligt werden. Peter Michael Geierhaas, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sagt: „Wichtig ist, so etwas gemeinsam mit Oststeinbek zu machen und wirklich jeden Schritt abzusprechen. Wir müssen dringend vorankommen.“ Er sieht dabei vor allem die Stadtverwaltung in der Pflicht.
Die Nachfrage ist in Schleswig-Holstein groß. Im September 2021 veröffentlichte die Landesregierung Zahlen. Auf rund 1850 Hektar bestand seinerzeit bereits Baurecht für große Solarparks, für weitere Projekte auf 700 Hektar lagen Planungsanzeigen vor. Das entspricht zusammen einer Fläche von mehr als 3500 Fußballfeldern. Auf Stormarner Gebiet macht vor allem Großhansdorf weiter Tempo in Sachen Energiewende. In der Waldgemeinde sollen in absehbarer Zeit zwei weitere Solarparks an der Autobahn 1 entstehen. Die Verwaltung wurde Ende Juni von der Politik beauftragt, das Bauleitverfahren vorzubereiten. Zusammen messen beide Gebiete rund zehn Hektar.