Bargteheide. Warum das Honig-Unternehmen externe Lager schließen und deshalb am Standort Bargteheide expandieren will.

Die bundesweit bekannte Firma Langnese wird ihren Standort im Bargteheider Gewerbegebiet Langenhorst in den kommenden Jahren erheblich aufrüsten. Nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung plant die Fürsten-Reform-Gruppe, zu der Langnese gehört, externe Lager zu reduzieren. Deshalb sollen auf dem Betriebsstandort gegenüber der Avia-Tankstelle ein neues, 24 Meter hohes Warenlager gebaut und auf dem Areal westlich des Hammoorer Wegs die Produktionsstätten ausgeweitet werden. Dafür müssen allerdings insgesamt 49 Bäume und 183 Meter Knick weichen. Dennoch befürwortete eine Mehrheit des Planungsausschusses jüngst die notwendige Änderung des Bebauungsplans.

Wie die Stadt mit solch einer Entscheidung bis 2035 klimaneutral werden will, ist mir ein Rätsel“, wetterte Carsten Schröder von der Bürgerinitiative Basta nach der Sitzung. Immer wieder würden die Fraktionen gegenüber Investoren und Unternehmen einknicken, wenn es um Naturschutzbelange gehe. „Das war beim Neubaugebiet BornInk so, hat sich beim Prestigeprojekt Osttor am Südring fortgesetzt, und wird sich nun aller Voraussicht nach bei der Expansion von Langnese wiederholen. Mit dieser geduldeten Praxis macht sich die Kommunalpolitik unglaubwürdig“, so Schröder.

Baumreihe an der Lohe soll verschwinden

Die Firma Langnese hat sich 1965 in Bargteheide angesiedelt und ist seit dem Bau neuer Produktionsgebäude 1998 eines der größten Honigwerke in Deutschland. Vor einigen Jahren war das Betriebsgelände bereits um ehemalige Flächen des Bauhofs Amt Bargteheide-Land und einer stillgelegten Gleistrasse im nördlichen Bereich erweitert worden.

Hinter dem Verwaltungstrakt der Firma Langnese westlich des Hammoorer Wegs sollen die Produktionsstätten erheblich erweitert werden.
Hinter dem Verwaltungstrakt der Firma Langnese westlich des Hammoorer Wegs sollen die Produktionsstätten erheblich erweitert werden. © HA | Lutz Kastendieck

Deren Integration gestaltet sich aber schwierig. Die bisherigen Baugrenzen sind einerseits durch erhaltungswürdige Einzelbäume sowie Knickabschnitte im Nordosten und Südosten limitiert und andererseits am früheren Gebäudebestand orientiert. „Damit bieten sie wenig Flexibilität für Ergänzungsbauten, weshalb jetzt beide Grundstücke überplant werden müssen“, so Uwe Czierlinski vom beauftragten Planungsbüro in Bornhöved.

Stammumfänge von bis zu fünf Metern

Bei der neuen Langnese-Expansion westlich des Hammoorer Wegs wird fast die gesamte Baumreihe entlang der Lohe (Landesstraße 89) verschwinden. Dabei handelt es sich um Ahorne, Buchen und Eschen mit Stammumfängen zwischen 95 Zentimetern und 2,8 Metern sowie eine mehrstämmige Eiche mit einem Stammumfang von fast fünf Metern.

+++ Hier lesen Sie den Kommentar „Der Baumschutz hat in Bargteheide keine Lobby“ +++

Auf der östlichen Seite sind es sogar 32 Bäume, darunter auch Birken, Weiden und Pappeln mit Stammumfängen zwischen 83 Zentimetern und 2,8 Metern. Nach Ansicht der Stadtverwaltung und der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) hätte zumindest die Baumreihe erhalten bleiben sollen. Das aber hat Langnese abgelehnt. „Es hätte einen Flächenverlust von 716 Quadratmetern bedeutet, womit die benötigte Vergrößerung der Lagerkapazitäten nicht mehr möglich gewesen wäre“, erklärte Planer Uwe Czierlinski.

Versteckte Warnung vor Betriebsverlagerung

Weil darüber hinaus aber keine zusätzlichen Flächen für eine Betriebserweiterung zur Verfügung stünden, sei eine optimale Ausnutzung des bestehenden Areals durch Neu- und Anbauten unabdingbar für den Fortbestand des Standorts Bargteheide, so die versteckte Warnung vor einer möglichen Schließung und Verlagerung.

Obwohl das Plangebiet offizieller Verwaltungsunterlagen zufolge eine „allgemeine Bedeutung“ fürs Lokalklima hat und die nach Baumsatzung der Stadt Bargteheide durchweg geschützten Bäume ebenso wie die Knicks sogar eine „besondere Bedeutung“ für den Naturschutz haben, war der große Aufschrei in der Lokalpolitik ausgeblieben.

Neue Lagerhalle soll 24 Meter hoch werden

„Für uns ist wichtig, dass Langnese in Bargteheide bleibt. Das ist gut fürs Image der Stadt als attraktiver Gewerbestandort und sichert ihr dringend benötigte Steuereinnahmen“, ließ Christian Fischer für die CDU-Fraktion wissen. Dieser Argumentation schloss sich unter anderen Grünen-Fraktionschefin Ruth Kastner an. „Natürlich sehen wir die Baumfällungen kritisch. Andererseits ist eine bauliche Verdichtung am jetzigen Standort allemal sinnvoller als ein Neubau auf der grünen Wiese“, so Kastner. Insofern habe sie auch kein Problem damit, dass die neue Lagerhalle direkt an der Lohe mit 24 Metern Höhe künftig alle anderen Bestandsbauten im weiten Umfeld deutlich überragen wird.

Ganz in Gegensatz zu ihrem Fraktionskollegen Thomas Fischer. Der fand es befremdlich, dass Langnese weder an der Hallenhöhe noch an der neuen Baugrenze ohne Baumreihe rütteln lassen wollte. Und versagte diesem Teil der Planung ebenso seine Zustimmung wie die beiden Ausschussmitglieder von SPD und das Duo der Wählergemeinschaft WfB.

Dabei hatte Langnese-Betriebsleiter Andreas Kunze zuvor noch mit einer satten CO2-Einsparung durch entfallende Frachtverkehre für allgemeine Zustimmung zu den Expansionsplänen geworben. „Dadurch würden rund 220 Touren nach Bremerhaven und Hamburg pro Jahr entfallen, was den CO2-Ausstoß um 121,8 Tonnen CO2 senken könnte“, rechnete Kunze vor. Außerdem bot er an, Platz für eine Verbreiterung des Rad- und Fußwegs am Werksgeländes zu schaffen.

Unterdessen wurde auch deutlich, dass die Stadt von den vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen für die Fällungen nicht profitieren wird. Zwar werden in der Gemarkung Bargteheide 183 Meter Knickabschnitte neu angelegt. Zur Neupflanzung der festgesetzten 77 Bäume wird es mangels geeigneter innerstädtischer Fläche jedoch nicht kommen. Stattdessen überweist Langnese der Stadt ein Ersatzgeld in Höhe von 115.500 Euro, 1500 Euro pro Baum. Und ist damit aus dem Schneider.