Bargteheide. Genehmigte Fällungen für Projekte von Investoren und Unternehmen sind eher Regel als Ausnahme. So gerät Klimaneutralität zur Farce.

Es bleibt dabei: Bäume leben in Bargteheide gefährlich. Wenn Investoren und Unternehmen mit ihren Neubauplänen um die Ecke kommen, haben die Sauerstoff und Schatten spendenden Treibhausgaskiller in Stormarns „lebendiger Stadt“, so die markige Eigenwerbung, buchstäblich einen schweren Stand.

Offenbar war es völlig opportun, dass Investor Frank Karkow sein kombiniertes Wohn- und Geschäftshaus an der Kreuzung Südring/Hamburger Straße deutlich größer dimensionierte, als es die Grundstücksgröße zuließ. In der Folge sind bereits sechs gesunde Bäume gefällt worden. Zudem genehmigte die Untere Forstbehörde auf Antrag der Stadt eine partielle Waldumwandlung für eine Fläche von 1250 Quadratmetern am südwestlichen Rand des Baufensters, die um 40 Prozent gelichtet werden soll.

So ähnlich wird es schon bald auch auf den Langnese-Arealen im Gewerbegebiet Langenhorst laufen. Hier werden insgesamt 49 Bäume gefällt, die eigentlich alle durch die Baumsatzung der Stadt geschützt sind. Die Begründung hier wie dort: Die Neubaumaßnahmen wären nicht kosteneffizient, könne das Grundstück nicht maximal ausgenutzt werden. Die Honig-Firma garnierte seine Expansionspläne noch mit der subtilen Drohung, der Fortbestand des Standorts sei ernstlich in Gefahr, wenn der Erweiterung nicht entsprochen werde.

+++ Hier lesen Sie den Bericht „Langnese plant in Bargteheide Fällung von 49 Bäumen“ +++

Ja, es ist eine schwierige Abwägung. An dem Betrieb hängen immerhin 100 Arbeitsplätze und entsprechend viele Familien. Doch ob die vorgelegten Planungen tatsächlich alternativlos sind, weiß im Grunde nur Langnese selbst. Dennoch erschien es dem Gros der Mitglieder des Planungsausschusses wohl sicherer, dem Begehren des Unternehmens vorsichtshalber zu folgen.

Wenn solche Zugeständnisse statt Ausnahme zu sein aber zur Regel werden, bleibt höchst erklärungsbedürftig, wie die Stadt das selbst gesteckte Ziel erreichen will, bis 2035 klimaneutral zu werden. Zumal es den Bauherren mit der Ersatzzahlung von 1500 Euro pro nicht nachgepflanztem Baum viel zu leicht gemacht wird, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Von einer Versöhnung zwischen Ökonomie und Ökologie ist Bargteheide jedenfalls noch Jahrzehnte entfernt.