Bad Oldesloe. Klinik-Konzern investiert 40 Millionen Euro in hoch automatisiertes Logistikzentrum für seine bundesweit 170 Standorte.

Gabelstapler surren durch die Gänge zwischen den gebäudehohen Regalen hindurch, grüne Kisten rollen über Laufbänder, Maschinen falten und etikettieren im Akkord Kartons – die Asklepios-Gruppe hat in Bad Oldesloe ihr neues, hoch automatisiertes Logistikzentrum in Betrieb genommen. Medizinische Produkte im Wert von rund einer Milliarde Euro werden künftig von dem Gebäudekomplex, der in den vergangenen zwei Jahren in direkter Nachbarschaft zum Lager des Internetgiganten Amazon im Oldesloer Gewerbegebiet entstanden ist, an bundesweit rund 170 Einrichtungen ausgeliefert.

21.000 Palettenstellplätze auf 16.000 Quadratmetern Hallenfläche bietet das neue Logistikzentrum. „Die Lieferengpässe während der Corona-Pandemie haben uns allen vor Augen geführt, wie wichtig eine exzellente Logistik und die kompetente Bevorratung von Verbrauchsmaterialien im medizinischen Bedarf ist, um eine sichere Versorgung der Patienten zu gewährleisten“, sagt Kai Hankeln, Geschäftsführer der Asklepios-Kliniken-Gruppe.

Asklepios-Gruppe nimmt Hightech-Lager in Bad Oldesloe in Betrieb

In das Zentrallager, das nach Angaben des Unternehmens das bundesweit größte seiner Art ist, hat der Konzern rund 40 Millionen Euro investiert. „Wir haben bei der Planung darauf geachtet, das zweifache Volumen, also den doppelten Bedarf der Asklepios-Gruppe lagern zu können, um unseren Kliniken bei Lieferkettenproblemen eine mehrmonatige Versorgungssicherheit zu garantieren“, sagt Janis Gadanac, Geschäftsführer der Asklepios-Großhandelsgesellschaft und Leiter des Konzernbereichs Einkauf und Versorgung.

Das Logistikzentrum bietet auf 16.000 Quadratmetern Platz für 21.000 Paletten und 15.000 Boxen für Kleinteile.
Das Logistikzentrum bietet auf 16.000 Quadratmetern Platz für 21.000 Paletten und 15.000 Boxen für Kleinteile. © HA | Asklepios

Von dem Zentrallager aus sollen nicht nur die eigenen Krankenhäuser, sondern auch externe Kunden, etwa andere Kliniken, medizinische Versorgungszentren, Großpraxen und perspektivisch auch Kleinkunden wie Menschen mit Pflegegrad beliefert werden. Im ersten Schritt werden die Kliniken des Unternehmens in Norddeutschland von Bad Oldesloe aus angefahren, künftig soll der gesamte Konzern von Sylt bis zum Bodensee von Stormarn aus beliefert werden. Das Krankenhaus in der Kreisstadt selbst gehört zu den ersten Häusern, die an das neue Zentrallager angebunden sind.

Standort bietet Nähe zur Autobahn und zu den Häfen im Hamburg und Bremen

„Mit Bad Oldesloe haben wir durch die Nähe zur Autobahn und zu den wichtigen Frachthäfen in Hamburg und Bremen einen optimalen Standort gefunden“, sagt Alexander Pollklesener, Geschäftsführer der Asklepios-Großhandelsgesellschaft. Durch die Hafennähe sei das Logistikzentrum hervorragend an internationale Lieferketten angebunden.

„Bislang haben die einzelnen Einrichtungen den Einkauf selbst verantwortet“, so Pollklesener. Durch die Zentralisierung an einem Standort könnten die Bestellungen gebündelt werden. Rund 3000 Artikel werden in Bad Oldesloe lagern, von Spritzen und Kanülen über FFP2-Masken, Schutzkittel und Verbandsmaterial bis hin zu Windeln. Gearbeitet und ausgeliefert wird rund um die Uhr.

Maike Brandt kann anhand elektronischer Anzeigen sehen, welche Produkte sie entnehmen und welcher Bestellung zuordnen muss.
Maike Brandt kann anhand elektronischer Anzeigen sehen, welche Produkte sie entnehmen und welcher Bestellung zuordnen muss. © HA | Filip Schwen

14 Roboter bewirtschaften das Lager mit den Kleinteileboxen

Größere Mengen werden im 14 Meter hohen Hochregallager untergebracht. „Für den Brandschutz wurde eine Sauerstoffreduzierungsanlage verbaut, dadurch sind keine Sprinkleranlagen mehr nötig“ erklärt Pollklesener. Die Sauerstoffkonzentration in dem lager entspreche in etwa der auf 2500 Metern im Gebirge. „Nicht einmal ein Feuerzeug würde dort brennen“, sagt er. In einem Autostore können zusätzlich bis zu 15.000 Kleinteileboxen gelagert werden. Bewirtschaftet wird er von 14 Robotern.

Ein vollautomatisches Fördersystem verbindet alle Arbeitsbereiche, vom Wareneingang über das Hochregallager bis zur Kommissionierung. Letztere verfügt über eine sogenannte Pick-by-Light-Anlage: Anhand elektronischer Anzeigetafeln an jedem einzelnen Regalfach können die Mitarbeiter mittels Farben ablesen, welche Produkte sie in welcher Anzahl entnehmen und welcher Bestellung sie diese zuordnen sollen. Am Ende rollt die versandfertige Bestellung vom Laufband.

150 Mitarbeiter sollen künftig im Oldesloer Zentrallager tätig sein

„Wir haben bewusst ein lernendes System geschaffen“, sagt Chefeinkäufer Gadanac. Die Anlage erkenne, welche Produkte häufig in welchen Mengen abgefragt werden. „Dementsprechend sortiert das System die Waren, sodass Dinge, die häufig benötigt werden, ganz vorn stehen“, erklärt er.

„Der Digitalisierungs- und Automatisierungsgrad ist für unsere Branche außergewöhnlich hoch“, sagt Pollklesener. Dennoch werden im Oldesloer Zentrallager 150 Mitarbeiter tätig sein, 30 in der Logistik, der Rest im Einkauf. „Als regionales Unternehmen schaffen wir Arbeitsplätze in der Region“, sagt der Chef des Asklepios-Großhandels.