Bad Oldesloe. US-Konzern stellt Politik Pläne vor und erhält kaum Zuspruch. Entscheidung über Ansiedlung liegt aber nicht in Händen von Parteien.

Amazon Logistics möchte sich in Bad Oldesloe ansiedeln und dort ein riesiges Verteilzentrum errichten. Entsprechende Pläne hat das Tochterunternehmen des weltweit größten Onlinehändlers jetzt der Lokalpolitik vorgestellt. Auf der einen Seite bedeutet das Hunderte neue Jobs für die Kreisstadt, auf der anderen werden aber auch wirtschaftliche und finanzielle Nachteile für den Einzelhandel und die Stadtkasse befürchtet.

Wer bei Bad Oldesloe von der Autobahn 1 abfährt, wird künftig von einem riesigen Logistikzentrum mit Amazon-Logo begrüßt werden, sollte das Unternehmen sein Vorhaben tatsächlich umsetzen. Das Interesse ist derart konkret, dass Vertreter von Amazon Logistics jetzt an die Stadt und Lokalpolitik herangetreten sind. Das für den Warenvertrieb zuständige Tochterunternehmen des US-Konzerns will in dem neuen Gewerbegebiet direkt hinter dem Obi-Baumarkt ein 12.200 Quadratmeter großes Gebäude bauen und von dort aus im norddeutschen Raum Sendungen ausliefern. 300 bis 400 Transporter werden dann Tag für Tag das Gelände verlassen.

Bis auf CDU zeigten sich Fraktion wenig begeistert

Der Oldesloer Bürgermeister Jörg Lembke ist von den Plänen des US-Konzerns nicht angetan.
Der Oldesloer Bürgermeister Jörg Lembke ist von den Plänen des US-Konzerns nicht angetan. © Finn Fischer | Finn Fischer

Im Lager selbst sollen 150 Menschen und in der Hochsaison zum Weihnachtsgeschäft sogar 250 arbeiten. Im Wirtschafts- , Bau- und Planungsausschuss stellten Amazon-Vertreter die Planungen vor und versuchten, den Ausschussmitgliedern die Ansiedlung schmackhaft zu machen. Karsten J. Frost, Regional Director von Amazon Logistics, spricht von positiven Effekten für Bad Oldesloe: „Uns folgen oft andere große Unternehmen, weil sie auf die gute Lage an der Autobahn aufmerksam werden.“

Abgesehen von der CDU zeigten sich die im Ausschuss vertretenden Fraktionen wenig begeistert von der Ankündigung Amazons. Befürchtete prekäre Beschäftigungsverhältnisse und unklare Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft sorgen für „Bauchschmerzen“. Frost versucht zu beruhigen: „Viele kleine und mittlere Unternehmen in Schleswig-Holstein nutzen Amazon, um zu versenden und zu exportieren. Das können sie mit unserer Logistik.“ Jörg Lembke, Bürgermeister von Bad Oldesloe, war trotzdem nicht angetan.

Amazon bringe nur geringe Gewerbesteuereinnahmen

Eigentlich wollte Landwirt Peter Eggers, der die Gewerbeflächen veräußert, auf die Ansiedlung von Logistikern nach Möglichkeit verzichten. Bürgermeister Lembke rechnet im Fall Amazon mit Gewerbesteuereinnahmen von nur 30.000 bis 50.000 Euro jährlich. Er sagt: „Es würde eine enorme Fläche in dem neuen Gewerbegebiet auf diese Weise vergeben. Das steht in keiner Relation zu dem Nutzen für die Stadt.“

FBO, SPD, Grüne und Linke kritisieren die geplante Amazon-Ansiedlung. Allein die CDU-Fraktion sieht in dem neuen Logistikzentrum eine Chance. Jens Wieck (CDU): „Es geht noch gar nicht los, aber es wird nur gemeckert. Wir sollten uns lieber über die neuen Arbeitsplätze freuen“. Zunächst will Amazon weitere Verkehrsgutachten erstellen. Sie sollen erste Untersuchungen bestätigen, dass die Anbindung des Gewerbegebietes das zusätzliche Verkehrsaufkommen verkraften kann. Wann Amazon bauen will, hat das Unternehmen nicht gesagt. Bad Oldesloes Politiker haben darauf keine Einfluss mehr.