Bad Oldesloe. Klinikkonzern investiert 50 Millionen Euro und schafft 70 Arbeitsplätze. Nebenan errichtet Internethändler Amazon sein Logistikzentrum.

Die Asklepios Kliniken bauen in Bad Oldesloe ihr bundesweit größtes Zentrallager. 2021 sollen die ersten Krankenhäuser mit Medizinprodukten versorgt werden. Der Neubau im Gewerbegebiet zwischen dem Ortsteil Rethwischfeld und der Autobahn 1 hat eine Grundfläche von 65.000 Quadratmetern. „Von dort aus werden wir Kliniken von Norddeutschland bis in den Harz beliefern“, sagt Unternehmenssprecher Mathias Eberenz.

130.000 Medizinprodukte und Büroartikel liegen in den Hochregalen. 30 bis 40 Lastwagen werden das vollautomatisierte Lager mit 30.000 Palettenstellplätzen ab 2021 Tag für Tag anfahren. Laut Unternehmensangaben werden am neuen Standort rund 70 Menschen arbeiten. 50 Stellen sollen neu besetzt werden, die 20 restlichen voraussichtlich mit bereits im Unternehmen tätigen Angestellten. „Wir suchen vorwiegend hochqualifizierte Fachkräfte im Logistikbereich, Prozesstechniker und Ingenieure“, sagt Eberenz. Die Lastwagen werden das Gewerbegebiet überwiegend über die Autobahn anfahren.

Ursprünglich war Bad Bramstedt der Favorit

Ursprünglich wollte Asklepios in Bad Bramstedt bauen. Die Klinikkette trat aber vom Vertrag zurück, weil der Boden ungeeignet war. „Unser Zentrallager in Hamburg ist seit Jahren zu klein“, sagt Mathias Eberenz. Die Hansestadt habe keinen anderen Standort zur Verfügung stellen können, der den Ansprüchen an eine Verkehrsanbindung genügt hätte. Unter anderem gab es die Sorge, dass sich Anwohner durch Lieferfahrzeuge hätten belästigt fühlen können.

Juni 2019: Erster Spatenstich mit (v. l.) Hans-Jörg Steglich (Wählergemeinschaft FBO, Bürgermeister Jörg Lembke, Investor Peter Eggers und Landrat Henning Görtz.
Juni 2019: Erster Spatenstich mit (v. l.) Hans-Jörg Steglich (Wählergemeinschaft FBO, Bürgermeister Jörg Lembke, Investor Peter Eggers und Landrat Henning Görtz. © Finn Fischer | inn Fischer

Von Bad Oldesloe aus will der Konzern künftig nicht nur die eigenen Krankenhäuser beliefern, sondern auch Kooperationen mit anderen Kliniken oder Arztpraxen eingehen. Auch ein Direktversand von medizinischen Artikeln an Patienten zu Hause ist denkbar.

Am Mittwoch waren weder der Oldesloer Bürgermeister Jörg Lembke noch Peter Eggers, Geschäftsführer der PHE Land + Haus GmbH & Co. KG, die die Flächen im Gewerbegebiet Süd-Ost verkauft, zu erreichen. Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), betont, mit der Ansiedlung nicht direkt etwas zu tun zu haben. „Aber als WAS begrüßen wir grundsätzlich, wenn sich Unternehmen wie jetzt die Asklepios Kliniken mit einem Zentrallager in Bad Oldesloe und Stormarn niederlassen“, sagt er.

Lieferfahrzeuge sorgen für mehr Verkehr in Richtung A 1

Asklepios hat das Grundstück bereits gekauft. Baubeginn ist voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2020. Das Zentrallager soll eines der modernsten seiner Art werden. Asklepios investiert rund 50 Millionen Euro. „Ich freue mich, dass wir einen hervorragenden Standort gefunden haben“, sagt Kai Hankeln, CEO der Asklepios Kliniken. Er kritisiert allerdings die Abkopplung der Hamburger Kliniken, die nicht mit beliefert werden: „Das ist ökonomisch nicht sinnvoll.“

Der Konzern hätte gern die komplette Logistik nach Bad Oldesloe verlegt. Doch das will die Stadt Hamburg nicht, der 25,1 Prozent der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH gehören. Daher soll ein Lager in der Hansestadt bleiben. „Wenn der Minderheitsgesellschafter eine eigenständige Lösung für die Hamburger Asklepios Kliniken wünscht und die Mehraufwände dafür trägt, ist das auch ein Weg“, so Hankeln. Drei Millionen Euro jährlich soll Hamburg zahlen.

Amazon hat den Vertrag im Dezember unterschrieben

Asklepios wird Nachbar von Amazon. Der Internethändler hat den Vertrag über ein Logistikzentrum laut Wirtschaftsförderungsgesellschaft Schleswig-Holstein (WTSH) im Dezember unterschrieben. Im Oktober 2019 hatte Amazon ein Verteilzentrum in Borgstedt (bei Rendsburg) eröffnet. Ein weiteres Lager in Nützen an der A 7 bei Kaltenkirchen soll im Sommer fertig sein.

In Bad Oldesloe baut Amazon im neuen Gewerbegebiet direkt hinter dem Obi-Baumarkt ein 12.200 Quadratmeter großes Gebäude. Für die Kreisstadt bedeutet das 150 neue Arbeitsplätze. In der Hochsaison zum Weihnachtsgeschäft sollen dort sogar 250 Menschen beschäftigt werden. Hinzu kommen Auslieferer.

Täglich dürften 300 bis 400 Transporter zusätzlich unterwegs sein

Eine weitere Folge ist mehr Verkehr: Täglich dürften 300 bis 400 Transporter unterwegs sein, um die im Internet bestellten Pakete möglichst schnell zu den Kunden in der Region zu bringen. Für Amazon ist ein dichteres Netz von Standorten wichtig, um die „Same Day Deliveries“ ausbauen zu können – morgens bestellt, abends geliefert.

In Bad Oldesloe wird die Amazon-Ansiedlung bisher überwiegend kritisch gesehen. Für Bürgermeister Jörg Lembke steht der enorme Flächenverbrauch im neuen Gewerbegebiet „in keiner Relation zu dem Nutzen für die Stadt“. Er rechnet nicht damit, dass der weltweit agierende Konzern Steuern in nennenswerter Höhe zahlt. Auch SPD, Wählergemeinschaft FBO, Grüne und Linke äußern Kritik, befürchten unter anderem schlecht bezahlte Jobs. CDU und FDP stellen dagegen die neuen Arbeitsplätze in den Vordergrund.