Trittau. Mit ihren Figuren, den Moffinis, liegt Ing-Marie Hille voll im Trend und weckt Sammelleidenschaft bei Mädchen im Grundschulalter.

Sie sehen zum Anbeißen aus, aber davon sollte man sich besser nicht verführen lassen. Denn die farbenfrohen kleinen Cupcakes – in England und Irland unter dem Begriff Fairy Cake (Feenkuchen) bekannt – mit dem fantasievoll dekorierten Topping sind aus stabilem Kunststoff gefertigt. In ihrem hohlen Inneren beherbergen sie zwar keine Feen, aber kleine knuffige Monster, die den Cupcakes in Bezug auf Niedlichkeit in nichts nachstehen und magische Fähigkeiten besitzen. Es sind Moffinis, Sammelfiguren, die derzeit vor allem bei jüngeren Kindern voll im Trend liegen und eine regelrechte Sammelleidenschaft ausgelöst haben. Erdacht hat sie Designerin und Illustratorin Ing-Marie Hille (51) aus Trittau.

Auf die Idee mit den Moffinis sei sie eines Morgens an der Kaffeemaschine gekommen. Zu dieser Zeit habe sie als Produktdesignerin für einen Kunden Kinderspielzeug in Obst- und Gemüseform entworfen. Als Mutter dreier Söhne und jemand, der selbst gern Kuchen isst, kamen ihr beim Thema Kinder und Essen süße Muffins in den Sinn. „Ich finde Muffins als Gebäck für Kinder einfach toll.“ Ausgehend von den Muffins sei sie auf die Figuren und deren verschiedene Charakterzüge wie schüchtern oder lustig gekommen und habe sich eine ganze Welt dazu ausgemalt.

Plüschtierhersteller empfahl ihr, Agentur zu suchen

„Abends nach Feierabend habe ich mich hingesetzt, die Figuren gezeichnet und an dem Konzept gearbeitet.“ Sie habe außerdem eine kleine Umfrage unter Kindern gemacht, denen sie ihre Schwarzweißzeichnungen gezeigt habe, bei der sie ankreuzen konnten, welche Charaktere ihnen am besten gefielen. Als das Konzept nach vielen Monaten fertig gewesen sei, sei sie damit losgezogen.

„Ich habe mich damit an den Plüschtierhersteller Nici gewandt, weil ich zuerst an Plüsch gedacht habe.“ Sie habe zuvor viel damit gearbeitet und auch eine eigene kleine Kollektion unter dem Label „Ing-Marie und die kleinen Biester“ auf den Markt gebracht. Eine andere Möglichkeit sei ein Kinderbuch gewesen, den entsprechenden Inhalt hatte sie bereits im Kopf. Bei Nici riet man ihr, sich zunächst eine Agentur zu suchen. „Die fanden das Konzept toll, meinten aber, wenn das was Großes werden soll, könne ich das nicht in einer One-Woman-Show machen.“

Ihr eigenes Label wurde ihr irgendwann zu groß

Schoko (M.) war der erste Moffini, viele weitere folgten. Seit 2020 wurden drei Serien auf den Markt gebracht, die vierte ist in Vorbereitung.
Schoko (M.) war der erste Moffini, viele weitere folgten. Seit 2020 wurden drei Serien auf den Markt gebracht, die vierte ist in Vorbereitung. © Sven Hille

Sie entschied sich für g.l.a.m., eine Agentur in der Nähe von München, „weil das Team dort Feuer und Flamme für das Thema war“. Gemeinsam entwickelten sie die Idee weiter und fokussierten sich auf die Zielgruppe Mädchen ab sechs Jahren. Und sie holten sich einen weiteren Partner ins Boot: den Kinderzeitschriftenverlag Blue Ocean Entertainment, der eine verlagseigene Lizenzagentur hat. „Ins Spielzeugdesign bin ich so reingerutscht“, sagt Hille. „Ich mag die Branche, die Leute sind offen und unkompliziert und man kann auch ein bisschen herumspinnen.“ Erster Schritt bei der Produktentwicklung sei immer eine Zeichnung oder – wie im Fall der Moffinis – eine Idee.

Nach dem Modedesign-Studium habe sie zunächst als Stylistin für Film- und Videoproduktionen gearbeitet. Sie gab Malunterricht, managte zeitweise ihren eigenen kleinen Laden, in dem sie ihre selbst entwickelte Babykollektion verkaufte und entwarf weitere Plüschkollektionen. „Das war aber irgendwann nicht mehr zu händeln, mein Label wurde für meine Verhältnisse zu groß.“ An Administration habe sie keinen Spaß, sie entwickele lieber. Deswegen sei es gut, dass ihre Agentur einen Partner gefunden habe, der sich um die Details der Sammelfiguren kümmere. „Die stecken da viel Zeit und Liebe hinein. Und das Material hat eine richtig schöne Qualität, ein bisschen wie ein Schlumpf und ungefähr dessen Größe.“

Kinder werden zum analogen Spiel animiert

In der Backstube von Miss Molly erwachen die Moffinis zum Leben.
In der Backstube von Miss Molly erwachen die Moffinis zum Leben. © Ing-Marie Hille

Es bedeute für sie „die größte Freude, wenn ich mir Dinge und eine Fantasiewelt ausdenken kann und sehe, wie Kinder ihren Spaß daran haben“. Sie habe von Anfang an an ihre Idee geglaubt, aber auch einen langen Atem gebraucht. „Ich habe da so viel Herzblut hineingesteckt. Das ist was Lustiges und Fröhliches, was Kinder dazu animiert, analog zu spielen.“ Kinder liebten es, in magische Welten einzutauchen, und fänden es toll, dass die Moffinis sich verwandeln können. Auch ihre Kinder hätten sich „unglaublich viel verkleidet“.

Die Geschichte rund um ihre Figuren spielt sich in einer Backstube ab, dem Reich von Miss Molly, Inhaberin eines kleinen Cafés. Nachdem ein Unbekannter einen Beutel mit Zauberperlen in der Stube versteckt hat, sind zwölf davon im Muffinteig gelandet. Aus jeder ist beim Backen so ein Moffini entstanden. Nachdem allerlei unerklärliche magische Dinge passieren, entdecken Miss Molly und die Kinder Olivia und Charlie die kleinen flauschigen Wesen. Und weil Miss Molly die Zauberperlen an Kinder verteilt, erleben auch diese Abenteuer mit ihren neuen Freunden.

In aktueller Serie gibt’s Teile für Tee-Service

Die erste Serie mit zwölf Figuren kam 2020 auf den Markt, wenig später ein Magazin. Inzwischen gibt es die dritte Serie. Jede hat ein spezielles Thema, besonders begehrt sind glitzernde oder duftende Figuren, ein goldener Moffini oder spezielle Accessoires. In der aktuellen Sammleredition bringt jede Figur einen Teebeutel mit, der in Wasser getaucht einen Teil eines Teeservices freigibt.

Dazu, dass Kinder nicht wissen, welche Figur sich in welcher Packung verbirgt, meint Hille: „Es gibt Studien, dass Kinder diese Überraschung wahnsinnig spannend finden.“ Am spannendsten fände Hille jedoch, wenn ihre Geschichte auch in Buchform erschiene. „Dann lass ich eine Rakete im Garten hochsteigen.“