Oststeinbek. An der Brückenstraße entstehen 80 Seniorenwohnungen. Auf einer Liste stehen bereits 350 Bewerber.

Die beiden großen Kräne sind schon von Weitem zu sehen und an der Brückenstraße neben der Oststeinbeker Feuerwehrwache verortet. Rund 30 Handwerker mauern, bohren oder schrauben dort zurzeit – Elektriker, Putzer und Rohbauer. Es ist staubig, überall liegen Materialien wie zum Beispiel für die Dämmung. Vieles ist noch in Kunststofffolie eingewickelt. 50 Prozent der Arbeiten sind erledigt. Das sagt Stephan Dierschke, der stellvertretende Baustellenleiter.

Im Sommer 2022 werden hier 80 Seniorenwohnungen mit einer Fläche von 50 bis 80 Quadratmetern bezugsfertig sein. Sie sind begehrt. Schon jetzt ist klar: Nicht alle Interessenten werden den Zuschlag erhalten.

Sozialwohnungen : 6,25 Euro kalt für den Quadratmeter

Auf der Liste des Investors, dem Wohnungsunternehmen Semmelhaack, sind 350 Bewerber vermerkt. Sie leben auch in Nachbarkommunen sowie in Hamburg. Projektentwicklungsleiter Hartmut Thede sagt angesichts der Flut an Schreiben: „Wir sind nicht gewohnt, mit so einer Warteliste zu arbeiten.“ Das Auswahlverfahren beginnt im Dezember. Die Bleiben sind für Einheimische vorgesehen. Doch selbst der Bedarf der Oststeinbeker kann laut Thede nicht befriedigt werden.

Feierten Grundsteinlegung (v. l.): Hartmut Thede, Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack, Annina und Theodor Semmelhaack sowie Bürgermeister Jürgen Hettwer. 
Feierten Grundsteinlegung (v. l.): Hartmut Thede, Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack, Annina und Theodor Semmelhaack sowie Bürgermeister Jürgen Hettwer.  © René Soukup

24 Wohnungen sind öffentlich gefördert. Nur Menschen mit einem Paragraf-5-Schein haben die Chance, eine davon abzubekommen. Die Gemeinde hat Belegungsrecht, teilt nach Dringlichkeit zu. Die Miete beträgt 6,25 Euro kalt für den Quadratmeter. Im frei finanzierten Bereich sind zwischen 11,50 und 13,50 Euro fällig – je nach Lage. Das Penthouse ist natürlich teurer als Räume im Erdgeschoss.

Richtlinie für Vergabe gibt es noch nicht

Wer sich zuerst gemeldet hat, der ist zwar im Vorteil. Eine Garantie will das Unternehmen diesen Personen aber nicht geben. Es gelten mehrere Kriterien. „Wir werden uns beim Vergabe-Modus noch etwas einfallen lassen“, so Thede, der jetzt mit Firmenchef Theodor Semmelhaack und rund 50 geladenen Gästen Grundsteinlegung feierte. Darunter waren Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU), Landrat Henning Görtz, die Bundestagsabgeordneten Konstantin von Notz (Grüne) und Nina Scheer (SPD), Bürgermeister Jürgen Hettwer und Ortspolitiker aller Fraktionen.

Semmelhaack investiert rund 16 Millionen Euro in das Projekt, erhält vom Land ein Darlehen in Höhe von zwei Millionen Euro. Außerdem steuert das Land 640.000 Euro Wohnbauförderung bei wegen der günstigeren Mieteinheiten. Auf einem 1,2 Hektar großen Areal entstehen sieben Gebäude, drei mit jeweils drei Geschossen plus Staffel, der Rest hat eine Ebene weniger. Alle sind barrierefrei und haben mit einer Ausnahme einen Keller. Ein nahe dem Forellenbach stehendes Haus ist auf Betonpfählen gebaut, deren Fundamente einen 1,75-Meter-Umfang haben. Weil 2018 Teile des Gebiets durch Starkregen überschwemmt wurden, musste das Konzept noch einmal geändert werden. Bei ähnlichen Ereignissen kann sich das Wasser nicht mehr stauen.

Verlegen der Wärmleitungen startet kommende Woche

In der Wohnanlage sind Flächen vorgehalten für einen ambulanten Pflegedienst. Semmelhaack ist in Gesprächen mit mehreren Anbietern. Es gibt einen Gemeinschaftsraum, wo Senioren zum Beispiel ihren Geburtstag feiern können. Draußen dient ein Pavillon als Treffpunkt. Der Komplex ist in einem Park eingebettet mit Gehwegen. Bis zum Ortszentrum mit seinen Einkaufsmöglichkeiten ist es nur ein Katzensprung. In der kommenden Woche werden im ersten Haus Estrich und auf dem Gelände Fernwärmeleitungen verlegt. Ein eigenes Blockheizkraftwerk regelt die Versorgung mit Wärme und Strom.

So sieht die Wohnanlage nach der Fertigstellung aus.
So sieht die Wohnanlage nach der Fertigstellung aus. © Stefan Krüger Computergrafik

Glücklich, dass es mit passendem Wohnraum für ältere Menschen in der 9100-Einwohner-Gemeinde vorangeht, ist auch der Seniorenbeirat. Er forderte schon vor Jahren Neubauten. Semmelhaack ist diesbezüglich lange in Oststeinbek am Ball. 2014 präsentierte das Unternehmen der Politik ein Generationenpark-Konzept für das Allianz-Gelände zwischen Sportzentrum, Gewerbegebiet und dem Breedenweg mit 270 Wohnungen. Es wurde für zu groß befunden.

Weitere Seniorenwohnungen geplant

Weitere Standorte, die Thede ins Auge gefasst hatte und für die Pläne erarbeitet wurden, waren der Postweg, Rathausparkplatz und ein Acker zwischen Willinghusener Weg und Hansetor im Norden der Gemeinde. Entweder konnte er sich mit dem Grundstückseigner nicht über den Kaufpreis einigen, fand in der Politik keine Mehrheit oder machte wie im Fall Willinghusener Weg eine ganz bittere Erfahrung: Nachdem der Flächenerwerb zugesagt war, ließ der Eigner den Deal platzen und plant dort ein eigenes Projekt. Auch hierbei handelt es sich um Seniorenwohnungen. Allerdings sollen von 90 ein Drittel zum Verkauf angeboten werden. Der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan steht noch aus.

Verwaltungschef Hettwer sagte bei der Grundsteinlegung im Rückblick auf den Findungsprozess für das Grundstück. „Erst hier waren sich alle einig, und die Gemeindevertretung hat meistens mit einstimmigen Ergebnissen für Geschwindigkeit gesorgt.“ Thede hat selbst fünf Jahre im Ort gelebt, war zwischenzeitlich kurz davor, die Bemühungen aus Frust einzustellen. Als Dankeschön für seine Hartnäckigkeit erhielt er vom Bürgermeister eine wasserabweisende Oststeinbek-Mütze.