Glinde. Glindes Bürgermeister Rainhard Zug sucht Partner für Gründung einer Wohnungsgesellschaft. Im Fokus sind günstige Mieteinheiten.
In Glinde soll es auf Sicht ausreichend bezahlbare Wohnungen geben. Das wünschen sich Politiker aller Fraktionen. Die Gründung einer Wohnungsgesellschaft mit Beteiligung der Stadt könnte ein Baustein sein, um dieses Ziel zu erreichen. Bürgermeister Rainhard Zug begibt sich jetzt auf die Suche nach möglichen Partnern aus der freien Wirtschaft. Diesen Auftrag hat er vom Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz bekommen.
Wie berichtet, hatten die Grünen einen entsprechenden Antrag gestellt. Er wurde in einigen Punkten verändert. So ist die Erstellung eines Stadtentwicklungskonzepts mit Zielen und Leitlinien für den Wohnungsbau zwar kein Thema mehr, stattdessen wird ein sogenanntes Strategiepapier erarbeitet. „Bei einer Bedarfsermittlung sollen auch überregionale Daten etwa im Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung einfließen“, sagt Grünen-Stadtvertreter Jan Schwartz. Er sei sehr froh über den Beschluss und auch darüber, dass die Verwaltung das Ansinnen seiner Partei begrüßt habe.
SPD wollte strengere Vorschriften für Investoren bei Neubauprojekten
Dazu zählt auch die Auflage für Investoren, bei Neubauprojekten mindestens 30 Prozent der Wohnfläche als öffentlich geförderte Einheiten zur Verfügung zu stellen. Die SPD wollte sogar eine 50-Prozent-Regel. „Die Kröte haben wir dann aber geschluckt“, sagt Peter Michael Geierhaas. Überlegungen, mit wem Glinde bei der Wohnungsoffensive kooperieren kann, hat er sich genauso wenig gemacht wie Schwartz. Die Verwaltung hat keine Tipps aus der Politik bekommen mit Präferenzen.
Ein Angebot gibt es immerhin schon. Die Erste Gut Glinde GmbH & Co KG würde eine Wohnungsgesellschaft mit der Stadt eingehen. Sie möchte auf den Fußballplätzen sowie der Tennisanlage des TSV Glinde und einem angrenzenden Areal bis zu 600 Einheiten bauen: je zu einem Drittel Eigentums-, frei finanzierte und Sozialwohnungen. 300 zu vermietende Bleiben, darunter 100 öffentlich geförderte, können laut Erste-Gut-Gesellschafter Hauke Asmussen in das Konstrukt mit Glinde einfließen.
Das TSV-Grundstück gehört der Stadt. Asmussen und seine Geschäftspartner wollen einen Grundstückstausch und den Verein 200 Meter Richtung Norden umsiedeln. Die Kosten für die neue Sportanlage würden die Investoren tragen. Das ist reizvoll für den Verein. Sein Einverständnis hat er bereits erklärt. Doch in Teilen der Politik gibt es Widerstand. Schwartz sagt dazu: „Gut Glinde ist kein Türöffner, wir müssen erst einmal andere Wege finden.“
Stadt überprüft Bodenluftgutachten für Areal nahe der TSV-Sportanlage
Das für den TSV vorgesehene Areal war früher eine Kiesgrube, die auch mit Bauschutt verfüllt wurde. Es kam zum Entweichen von Methan. Vor Kurzem hat die Entwicklungsgesellschaft ein Bodenluftgutachten erstellen lassen, um den Nachweis zu erbringen, dass Sporttreiben dort unbedenklich ist. Der Kreis müsste der Verlegung der Sportanlage als zuständige Behörde zustimmen. Dem Fachdienst für Abfall, Boden und Grundwasserschutz liegen die Untersuchungsergebnisse vor. Er beurteilt das Vorhaben positiv.
Das reicht Glinde aber nicht. Die Stadt wird das Gutachten von einem Experten, den sie selbst auswählt, überprüfen lassen. Politiker wollen auf Nummer sicher gehen bei dieser sensiblen Angelegenheit, bevor sie sich in den Ausschüssen über das Projekt unterhalten. „Wenn die Ergebnisse des ersten Gutachtens bestätigt werden, dann finde ich die Idee schon interessant“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann, betont aber zugleich, das sei alles Zukunftsmusik.
Baugenossenschaft plant neues Quartier im Stadtteil Wiesenfeld
Sollte es Zug gelingen, der Politik andere interessierte Investoren zu präsentieren, ist das noch lange nicht der Durchbruch. Dann ginge die Arbeit erst richtig los. Es müsste im Fall von Neubauten der Umfang ausgelotet werden. Zudem wäre die Kostenbeteiligung der Stadt zu klären. Mit Geld um sich schmeißen kann sie nicht ob anstehender Projekte, zum Beispiel Millionen-Investitionen in Schulen.
Die Wohnungssituation in Glinde ist angespannt. Rund 240 Personen, die eine öffentlich geförderte Bleibe suchen, sind im Rathaus registriert. Das neue Quartier der Baugenossenschaft Sachsenwald in Wiesenfeld ist noch in Planung und dauert Jahre bis zur Fertigstellung. Und die Bebauung des Alten Gleisdreiecks kommt nicht voran wegen eines von Bürgern initiierten Normenkontrollverfahrens. Die Firma Semmelhaack wollte im Zentrum 89 Wohnungen, davon 62 öffentlich gefördert, und 30 Reihenhäuser zur Miete schon lange erstellt haben.