Siek. Das Areal ist stark verlandet. Dabei sind Sumpfgebiete wichtige Kohlendioxid-Speicher. Maßnahmenkatalog zur Renaturierung soll her.

Das Sieker Moor liegt versteckt, umgeben von Bäumen in der Feldmark südöstlich der gleichnamigen Gemeinde. Doch vom Moor ist hier kaum etwas übrig. Ein Großteil des rund 15 Hektar großen Areals ist trocken gefallen. Ein Dickicht aus Büschen und Bäumen hat sich dort ausgebreitet. Lediglich im Zentrum des Gebietes ist die ursprüngliche Sumpflandschaft mit Gräsern und Moosen auf morastigem Untergrund noch erhalten. Die Sieker SPD möchte das ändern. „Wir möchten das Moor erhalten und in seiner ursprünglichen Form wieder herstellen“, sagt die Fraktionsvorsitzende Gerlinde Görmer.

SPD möchte Plan zur Rettung des Sieker Moores

Die Sozialdemokraten haben das Thema auf die Agenda der Sieker Kommunalpolitik gesetzt. Für die Sitzung der Gemeindevertretung an diesem Mittwoch, 18. August, hat die Fraktion einen entsprechenden Antrag gestellt. Darin fordert die SPD, den Zustand des Sieker Moores „zeitnah, nachhaltig und umweltgerecht zu verändern“. Der erschreckende Zustand des Areals sei in der Gemeinde schon lang bekannt, sagt Görmer. „Allerdings ist das Moor in den vergangenen Jahren von der Tagesordnung verschwunden.“

Landesamt stuft Areal als erhaltenswertes Schwingrasenmoor ein

Tatsächlich hat das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) bereits 2010 im Auftrag des Umweltministeriums einen Bericht zum Sieker Moor vorgelegt. Dieser stuft das Gebiet als erhaltenswertes sogenanntes Übergangs- und Schwingrasenmoor mit einer artenreichen Vegetation ein. Seit 2008 genießt das Sieker Moor zudem als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) gemäß EU-Richtlinie besonderen Schutz. „Nicht nur für den Artenschutz ist der Erhalt des Moores von Bedeutung“, sagt Klaus-Jürgen Buchmann. „Moorgebiete dienen auch als Kohlendioxidspeicher“, so der SPD-Fraktionsvize, der den Antrag für seine Partei formuliert hat.

Zuflüsse des Sieker Moores sind trocken gefallen

Es gilt als wissenschaftlich belegt, dass Moore mit ihren Torf-Moosen deutlich mehr CO2 aufnehmen als alle Wälder der Erde zusammen. Umgekehrt setzen trockengelegte Moore das Kohlenstoffdioxid wieder frei. Auch andernorts in Stormarn gibt es deshalb Initiativen zur Renaturierung der Moorgebiete, etwa in Bargteheide und für das Areal Kranika bei Lütjensee. „Das größte Problem ist natürlich die zunehmende Verlandung“, sagt Buchmann. Grund sei, dass die Zuflüsse des Moores, zwei Gräben im Norden des Areals, trocken gefallen seien. „Die müssten dringend wieder hergestellt werden, damit die Feuchtigkeit zurückkehrt“, sagt Buchmann. Zur Verlandung beigetragen habe aber auch die Ausdehnung landwirtschaftlicher Nutzflächen bis unmittelbar an das Moor heran.

Düngereintrag und Bewaldung als weitere Gefahren

„Dadurch kommt es zum Eintrag von Dünger und anderen Nährstoffen, die die natürliche, nährstoffarme Flora und Fauna verändern“, sagt Buchmann. Um das zu verhindern, sei es beispielsweise denkbar, einen Schutzstreifen um das Gebiet einzurichten. „Dazu müssen die Landwirte einbezogen werden.“ Zudem müsse das Moor entkusselt werden. So wird das Entfernen von Bäumen und Sträuchern genannt, die infolge der Trockenlegung auf einem Sumpfgebiet gedeihen und zur Verlandung beitragen. Mit Sorge betrachtet der Sieker auch die Vermüllung des Gebietes. „Hier werden immer wieder Flaschen und Bierdosen, aber auch größere Abfallmengen illegal am Rand des Moores entsorgt“, beklagt er.

Die Hälfte des Areals ist in Privatbesitz

„Was wir brauchen, ist ein Maßnahmenkatalog für Renaturierung und Pflege des Sieker Moores“, sagt Buchmann. Nach dem Willen der SPD soll die Gemeinde Siek dazu das Gespräch mit der Unteren Naturschutzbehörde suchen. „Außerdem muss die Gemeinde Großensee mit einbezogen werden“, sagt Buchmann. Das Moor liegt genau auf der Grenze zwischen den beiden Kommunen. 8,5 Hektar gehören zu Siek, die restlichen 6,5 Hektar zu Großensee. Erschwerend kommt hinzu, dass der überwiegende Teil des Areals auf Großenseer Gebiet in Privatbesitz ist. „Früher wurde hier Torf abgebaut“, sagt Buchmann. Die Fläche ist deshalb bis heute in rund 40 Parzellen mit unterschiedlichen Eigentümern aufgeteilt, die ins Boot geholt werden müssten.

Studenten sollen eine Bestandsaufnahme machen

Erst einmal gelte es jedoch, herauszuarbeiten, welche Maßnahmen erforderlich seien. „Zunächst brauchen wir eine Bestandsaufnahme“, sagt Buchmann. Dafür möchte die SPD Studenten der Hamburger HafenCity-Universität gewinnen, zu der Buchmann berufliche Kontakte hat.„Die Idee ist, dass sich Studenten des Fachs Umweltgerechte Stadt- und Infrastrukturplanung in ihrer Abschlussarbeit mit dem Sieker Moor auseinandersetzen“, so der SPD-Fraktionsvize. Der zuständige Dozent habe bereits Interesse signalisiert. „Die Ergebnisse könnten dann in einen Maßnahmenkatalog mit einfließen.“ Darüber hinaus wollen die Sozialdemokraten das Gespräch mit anderen Initiativen, die sich mit der Renaturierung von Moorgebieten befassen, suchen.

Gemeindevertretung entscheidet am Mittwoch

Außerdem soll die Gemeinde Siek Kostenangebote für die Erstellung eines Gutachtens zum Zustand des Moores und zu Umgestaltungsmaßnahmen durch einen Umweltverband einholen. Der Sozial-, Kultur- und Sportausschuss hat auf seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag in einem ersten Schritt bereits grünes Licht für die Aufnahme von Gesprächen mit der Unteren Naturschutzbehörde gegeben. „Wir freuen uns, dass es fraktionsübergreifend Übereinstimmung darin gibt, dass wir das Sieker Moor erhalten wollen“, sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende Gerlinde Görmer. Endgültig darüber entscheiden, wie es mit dem Areal weitergeht, soll nun die Gemeindevertretung am Mittwoch.

Gemeindevertretung Siek Mi 18.8., 19.00, Mehrzweckhalle Siek, Hinterm Dorf