Ahrensburg/Bargteheide. Müllsünder seien hemmungsloser geworden. Von Schlachtabfällen bis hin zu Einbauküchen ist alles dabei. Kommunen klagen.

In Stormarn wird in zunehmendem Maße illegal Müll entsorgt. Sehr zum Ärger der Kommunen und der Politik. Allein in Ahrensburg kommen jährlich etwa 15 Tonnen Unrat zusammen, der gesondert eingesammelt werden muss. In Bargteheide, Barsbüttel und Oststeinbek sind es pro Jahr zusammen knapp 200 Kubikmeter Müll. Die Vergehen werden selten verfolgt. Doch werden die Täter erwischt, drohen ihnen empfindliche Sanktionen: Im Falle einer Verurteilung nach Paragraf 326 StGB wegen unerlaubten Umgangs mit Abfällen und Paragraf 324 a StGB wegen Bodenverunreinigung sind Geldstrafen ab 50 Euro und Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren möglich.

Bauhof-Mitarbeiter in Oststeinbek haben schon einiges erlebt, wenn sie zu illegalen Müllkippen in die Feldmark gerufen wurden. Bauhofleiter Michael Siller sagt: „Der Mülltourismus nimmt zu.“ Mal ist es eine Lastwagen-Ladung Altreifen, mal sind es zwölf blaue Säcke voller Schlachtabfälle. Die Müllsünder bleiben meist unerkannt. Siller: „Es sind Privatleute, die Sperrmüll oder ihren Grünschnitt in die Landschaft werfen, aber auch Gewerbetreibende, die Bauschutt oder Asbest loswerden wollen.“

In Oststeinbek fallen bis zu 100 Kubikmeter Extramüll an

Bis zu 100 Kubikmeter Unrat zusätzlich verzeichnet Oststeinbek jährlich. Dem Kreis, der für die Entsorgung illegaler Abfälle in der Feldmarkt zuständig ist, entstehen dadurch Kosten von bis zu 4000 Euro jährlich. Zeit spielt beim Thema Unrat auch eine Rolle, weiß Siller: „Wir holen Abfälle schnell ab und lagern sie auf dem Bauhof.“ Denn sobald irgendwo Müll herumliege, werden weitere Abfälle dazu geworfen.

Illegale Müllentsorgung, Fotos vom Bauhof Barsbüttel
Illegale Müllentsorgung, Fotos vom Bauhof Barsbüttel © HA | Bauhof Barsbüttel

Auch Barsbüttel hat vergleichbare Probleme. Dirk Onischke vom Bauhof sagt: „Es ist zwar nicht so schlimm wie vor einigen Jahren, aber es liegt immer wieder etwas in der Feldmark.“ Hauptsächlich Müll von Renovierungsarbeiten. „Isolierwolle, Holzbalken, Tapeten und Farbeimer.“ Aber auch Sofas und Küchenteile wurden schon gefunden. In der Regel melden Bürger und Landwirte die Vergehen. Laut Schätzung kommen innerhalb eines Jahres 30 bis 40 Kubikmeter Unrat zusammen.

An den Preisen könne es nicht scheitern

Ahrensburgs Bauhof-Mitarbeiter Jens-Peter Bruns sagt: „Die Menschen sind hemmungsloser geworden, sie haben keine Scheu mehr.“ Die Stadt komme manchmal nicht mehr hinterher mit dem Einsammeln. An manchen „Brennpunkten“ habe die Stadt Schilder mit dem Hinweis „Müllabladen verboten“ aufgestellt. So wie an einem Parkplatz am Beimoorwald. „Doch geholfen hat das nicht“, so Bruns. Probleme gebe es auch immer wieder an der Otto-Siege-Straße Höhe Nordstrandring, am Containerstandort Wulfsdorfer Weg, am Aalfang und dem Ahrensburger Kamp. „Laubabfälle, Sofas, Bügeleisen, kaputte Stühle, Einbauchküchen oder Bauschutt – jede Woche“, sagt Bruns, der seit 17 Jahren in der Schlossstadt arbeitet und sich über die Entwicklung sehr ärgert.

Illegale Müllentsorgung, Fotos vom Bauhof Barsbüttel
Illegale Müllentsorgung, Fotos vom Bauhof Barsbüttel © HA | Bauhof Barsbüttel

Heinz Hartmann (SPD), Mitglied im Umweltausschuss des Kreistags, findet es unverantwortlich, dass Menschen Müll in der Natur entsorgen. Leider sei es schwierig, die Umweltsünder ausfindig zu machen. Er sagt: „Ich habe mal versucht, einen Täter aufzuspüren, erfolglos“, sagt der Reinfelder. Im Umweltausschuss werde er das Thema bei der nächsten Sitzung am Dienstag,
5. September, ansprechen. Hartmann könne nicht verstehen, warum einige Bürger ihren Müll nicht zum Recyclinghof bringen. „Die Preise sind ziemlich gering, daran kann es nicht scheitern.“

Fast unverändert ist die Situation in Bargteheide. Michael Spitzner vom Bauhof: „In diesem Jahr haben wir bisher rund zehn Kubikmeter gemischten Hausrat entsorgt.“ Allerdings lag der Müll an verschiedenen Stellen und in kleineren Mengen. „Das kann 2018 aber wieder das Doppelte oder Dreifache sein“, fürchtet er. Durchschnittlich lag die Menge in der Vergangenheit bei 25 Kubikmetern Hausrat im Jahr.

Allein beim Kreis fallen bis zu 40.000 Euro Extrakosten an

Beim Thema unerlaubte Entsorgung von Gartenabfällen sieht es anders aus. Spitzner: „Hier hatten wir 30 Kubikmeter, die meisten Mengen kamen während der Sommer- und Herbstmonate zusammen.“ Zudem sieht der Bartgeheider Bauhof einen Zusammenhang mit den Öffnungszeiten des Recyclinghofes. So liegt besonders nach Wochenenden, an denen die Höfe geschlossen sind oder früher schließen, vermehrt Unrat an angrenzenden Wegen.

Aber wie sieht es mit den Flächen aus, die Eigentum des Kreises sind? Dietrich Peters, Fachdienstleiter für Abfall, Boden und Grundwasserschutz, sagt dazu: „Wir kümmern uns um die Außenbereichsflächen und holen auch alle Müllberge ab, die die fünf Kubikmetergrenze überschreiten.“ Seinen Beobachtungen nach habe es vor einigen Jahren eine Zunahme bei illegaler Müllentsorgung gegeben. Mittlerweile sei diese auf Kreisflächen etwas zurückgegangen. „Dennoch habe ich den Eindruck, dass die Gemeinden am Rande Hamburgs mehr mit dem Problem zu kämpfen haben“, so Peters. Der Kreis kalkuliere jährlich mit rund 35.000 bis 40.000 Euro Extrakosten für die Entsorgung illegaler Abfälle.

Recyclinghöfe der Abfallwirtschaft Südholstein gibt es in Reinbek (Glinder Straße 30), Ahrensburg (An der Strusbek 48), Bargteheide (Lise-Meitner-Straße 11), Trittau (Technologiepark 23), Bad Oldesloe (Elly-Heuss-Knapp-Straße 11), Reinfeld (Weddernkoppel), Stapelfeld (Meiendorfer Amtsweg). Weitere Infos gibt es unter der Adresse www.awsh.de

Das zahlen Sie bei den Recyclinghöfen

Kostenfrei entsorgt werden können bei allen AWSH-Recyclinghöfen in Stormarn Altkleider, Autobatterien, Binderfarben, CDs und DVDs ohne Hüllen, Elektrogeräte, hausübliche Kühlgeräte und Kabelreste, Pappe und Kartonagen sowie Schrott und Metalle.

Die Entsorgung von Auto- oder Motorradreifen kostet pro Stück drei Euro. Für Bauschutt ohne Verunreinigungen, zum Beispiel Mauerbrocken, Kalksandstein, Beton oder ähnliches Material, müssen 2,50 Euro pro angefangene 100 Liter bezahlt werden.

Sperrmüll einschließlich Möbelholz bis zu zwei Kubikmeter im Monat ist kostenfrei. Darüber hinaus kosten je angefangene 100 Liter 4,50 Euro.
Für Kompost gibt es einen 30-Liter-Sack für 3,50 Euro. Ein Bioabfallsack für 100 Liter kostet 3,80 Euro.