Hammoor. Kreis legt Grundstein für 7,9-Millionen-Euro-Projekt in Hammoor. 140 ehrenamtliche Katastrophenschützer sollen in die Räume einziehen.

Der Grundstein für das neue Rettungszentrum des Kreises Stormarn am Ortsrand von Hammoor ist gelegt. „Es gibt wohl keine zentralere Lage als hier am Autobahnkreuz A 1/A 21“, sagte Landrat Henning Görtz, bevor er gemeinsam mit Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU) die mit wichtigen Projektunterlagen gefüllte silber-rote Zeitkapsel in der Erde versenkte. 7,9 Millionen Euro investiert der Kreis in Grundstück und Gebäude, damit die ehrenamtlichen Katastrophenschützer ab Herbst 2021 unter optimalen Bedingungen arbeiten können.

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Ehrenamtler thematisierten schwierige Arbeitsbedingungen

Davon kann jetzt nicht im entferntesten die Rede sein. Die 140 Helfer sind kreisweit verteilt. Die Standorte reichen von der Feuerwehrzentrale im Travenbrücker Ortsteil Nütschau (nördlich von Bad Oldesloe) über Bargteheide (unter anderem in einer unbeheizten Garage) und Lütjensee bis zu einem Firmengrundstück im Ahrensburger Gewerbegebiet. Der Katastrophenschutz rückt bei Massenkarambolagen, Großfeuern, Bombenentschärfungen, Evakuierungen oder Zugunglücken, Überschwemmungen und Chemieunfällen aus.

„Das wir uns darauf verlassen können, hat sich jüngst auch beim Corona-Testzentrum in Ahrensburg gezeigt“, sagt Landrat Görtz. Es war Ende März als erstes in Schleswig-Holstein eröffnet worden und neun Wochen in Betrieb. „Die Initiative für das Katastrophenschutzzentrum ging ursprünglich von den Ehrenamtlern aus“, sagte Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU). Sie hätten immer wieder auf ihre schwierigen Arbeitsbedingungen hingewiesen. Im Oktober 2016 fassten die Kreispolitiker den Grundsatzbeschluss für den Neubau.

Gemeinde Hammoor erwies sich als idealer Standort

Bei der Suche nach einem Standort kristallisierte sich Hammoor schnell als optimal heraus. Über die Autobahnen 1 und 21, die Bundesstraße 404 sowie die Landstraßen aus Ahrensburg und Bargteheide kommen die Retter nicht nur aus allen Himmelsrichtungen schnell zu ihren Fahrzeugen, sondern mit diesen auch rasant zu den Einsatzorten zwischen Reinbek im Süden und Reinfeld im Norden.

In Hammoor sind künftig sechs Einheiten unter einem Dach stationiert: vom Kreisfeuerwehrverband die Technische Einsatzleitung (TEL) und der Löschzug Gefahrgut (LZ-G), jeweils eine Sanitätsgruppe vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sowie eine Betreuungsgruppe des Malteser Hilfsdienstes (MHD). „Es ist eine Premiere, dass sich so viele Organisationen ein Gebäude teilen“, so Landrat Görtz.

1160-Quadratmeter-Halle bietet Platz für 22 Fahrzeuge

Kernstück ist die 1160 Quadratmeter große Fahrzeughalle mit ihren 22 Plätzen. Daneben liegen die Umkleide- und Sanitärräume für die rund 115 Männer und 25 Frauen, die zurzeit aktiv sind. Außerdem gibt es im Erdgeschoss noch eine Vorbereitungsküche, einen Desinfektionsbereich und Lagerräume. Das 520 Quadratmeter große Obergeschoss bietet einen Schulungs- und einen Aufenthaltsraum mit Teeküche sowie Büros für die jeweiligen Gruppenführer.

Auf das Gründach kommt eine Fotovoltaikanlage. Die äußere Metallverkleidung wird champagnerfarben sein. Objektplaner ist das Hamburger Büro Trapez Architektur, die Hauptarbeiten erledigt die Lübecker Firma Altus Bau.

An dieser Stelle soll das neue Rettungszentrums in Hammoor entstehen.
An dieser Stelle soll das neue Rettungszentrums in Hammoor entstehen. © HA Grafik | Frank Hasse

Künftige Nutzer machten Verbesserungsvorschläge

In ersten Schätzungen war der Kreis noch von 4,6 Millionen Euro Gesamtkosten ausgegangen, dann von 6,5 Millionen. Im Zuge der Detailplanung wurde die Fahrzeughalle von zunächst 14 auf jetzt 22 Stellplätze vergrößert. Zudem wurden etliche Verbesserungsvorschläge der Nutzer eingearbeitet. „Das Gebäude ist auch erweiterbar, sodass wir auf die Zukunft vorbereitet sind“, sagte Henning Görtz. Das Land Schleswig-Holstein zahlt eine Förderung von 300.000 Euro.

Die Änderungen haben auch den ursprünglichen Zeitplan nach hinten verschoben. „Außerdem hat uns die eine oder andere Unpässlichkeit beim Grunderwerb einige Monate gekostet“, sagte der Landrat. Alle Probleme seien dann aber gemeinsam mit der Gemeinde Hammoor und der Amtsverwaltung Bargteheide-Land gut gelöst worden.

Umgehung soll Verkehrssituation im Ort verbessern

Hammoor selbst könnte direkt hinter dem Rettungszentrum seine Feuerwache neu bauen. „Ich erwarte die endgültige Entscheidung für nächstes Jahr“, sagte Bürgermeister Andreas Jendrejewski (Allgemeine Wählergemeinschaft Hammoor).

Eine weitere Großbaustelle ist ebenfalls in Vorbereitung: die Ortsumgehung, die der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) im Norden des 1300-Einwohner-Ortes plant. Sie soll die Hauptstraße mit ihren täglich rund 13.500 Fahrzeugen entlasten. Darunter sind rund 800 Lastwagen. Für diese gilt seit knapp zwei Monaten ein Tempolimit von 30 km/h zwischen 22 und 6 Uhr. Das sorgt schon jetzt für etwas Beruhigung, hat Jendrejewski festgestellt: „Auch Autofahrer bremsen ab, weil sie das kleine Lkw-Symbol nicht sofort erkennen.“

Neubau in Zahlen

7500 Quadratmeter ist das Grundstück groß. 82 mal 27 Meter misst das Gebäude maximal. Da es nicht durchgängig so lang und breit ist, beträgt die überbaute Grundfläche 1734 Quadratmeter. 22 Garagenplätze bietet die Fahrzeughalle, zwölf nördlich und zehn südlich. Hinzu kommen ebenso viele Außenplätze vor den Toren. 60 Parkplätze sind für die Autos der Helfer vorhanden.