Bad Oldeloe. Kreis Stormarn baut sein System der Rettungsdienste aus. Hilfsfristen für Notfalleinsätze werden eingehalten.

Nach Einschätzung des Leiters der Integrierten Regionalleitstelle Süd, Carsten Horn, müssen Bewohner des Kreises Stormarn immer öfter, immer länger auf Krankentransporte warten. „Die Unzufriedenheit wächst, das bekommen wir in der Leitstelle zu spüren“, sagt er. Inzwischen lägen die Wartezeiten im Schnitt bei drei bis vier Stunden. „Nach unserer Einschätzung könnte sich die Situation in den nächsten Jahren noch verschärfen“, so Horn.

Ausdrücklich nicht betroffen sind hingegen die Notfalltransporte. Darauf weist Thomas Bellizzi hin, der für die FDP-Kreistagsfraktion im Ausschuss für Soziales und Gesundheit sitzt. „Die gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfristen von zwölf Minuten werden in der Regel eingehalten“, sagt Bellizzi. Dessen ungeachtet sei es notwendig, das gesamte System zu reorganisieren.

Acht Rettungswachen mit 165 Mitarbeitern

Notfallversorgung und Krankentransporte für die rund 250.000 Einwohner im Kreis gewährleistet seit Jahren der Rettungsdienstverbund Stormarn (RVS), in dem die Kreisverwaltung mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) kooperiert. Der RVS betreibt in Bad Oldesloe, Reinfeld, Ahrensburg, Bargteheide, Kayhude, Trittau, Reinbek und Neuschönningstedt acht Rettungswachen mit insgesamt 165 Mitarbeitern, 15 Rettungswagen und drei Notarztfahrzeugen.

Nach einem Gutachten zu den Standorten der Rettungswachen und deren Ausstattung hat der Kreis am 1. September des Vorjahres zusätzlich den Rettungsdienst Stormarn (RDS) gegründet. Er übernahm von einem Drittanbieter die Rettungswache im Barsbütteler Ortsteil Stemwarde mit je drei Rettungs- und Krankenwagen. Die 35 Mitarbeiter versorgen vor allem die 60.000 Einwohner im Süden des Kreises.

Im Vorjahr gab es 48.792 Einsatzfahrten

Im Aufbau befindet sich zudem eine neue Rettungswache am Carl-Benz-Weg in Bargteheide, wo künftig zwei Rettungswagen stationiert werden. Dorthin soll am 11. Februar auch die Verwaltung von RVS und RDS umziehen. In der Planung sind überdies zwei weitere Standorte mit drei Rettungswagen.

„In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Einsätze kontinuierlich gestiegen“, weiß Annett Zander, Geschäftsführerin beider Gesellschaften. Verzeichnete der Rettungsdienstverbund Stormarn 2010 noch 35.456 Transporte, so waren es 2015 bereits 41.859, im Vorjahr schließlich 45.767, plus 3025 durch den neugegründeten Rettungsdienst Stormarn, also insgesamt 48.792.

26 weitere Stellen müssen besetzt werden

Zwar können von RVS und RDS aktuell 2957 Wochenstunden abgedeckt werden. Laut Gutachten müssten es aber noch 516 mehr sein. „Dafür bräuchten wir jedoch 26 weitere Stellen, die zu besetzen äußerst schwierig ist“, so Zander. Die Personalakquise stelle das größte Problem bei der Aufstockung der Rettungsdienste dar.

Beim Werben um Rettungssanitäter, Rettungsassistenten und Notfallsanitätern steht der Kreis in direkter Konkurrenz zu Rettungsdiensten in Hamburg und den angrenzenden Kreisen. In der Hansestadt etwa sind nur 39 Verfügungsstunden vorgeschrieben, in Stormarn hingegen 48. „Dadurch verlieren wir immer wieder mal geeignete Mitarbeiter an Mitbewerber“, sagt Zander. Hinzu komme eine gewisse Fluktuation, die in diesem Berufsfeld aber nicht ungewöhnlich sei. Zumal jüngere Mitarbeiter heute nicht selten andere Vorstellungen von einer ausgewogenen Work-Life-Balance hätten.