Ahrensburg. Reparaturkosten übersteigen ursprünglichen Wert des 25.000 Euro teuren Kunstwerks. Politiker beraten Mitte Juni, wie es nun weitergeht.
Der Ahrensburger Muschelläufer ließe sich zwar reparieren – aber nur zu einem hohen Preis. Zu diesem Ergebnis kommt eine Fachfirma aus Neumünster, die das wohl umstrittenste Kunstwerk Ahrensburgs in den vergangenen Monaten auf seine Schäden hin begutachtet und der Verwaltung nun einen Kostenvoranschlag für die nötigen Reparaturarbeiten vorgelegt hat.
„Dieser übersteigt den Ursprungswert der Skulptur“, sagt Bauamtsleiter Peter Kania auf Anfrage dieser Zeitung. Er spricht von „sehr, sehr hohen Kosten“. Die genaue Summe wolle er noch nicht öffentlich nennen, sondern zunächst mit den Politikern besprechen. Diese müssten nun über das weitere Vorgehen entscheiden.
Das größte Problem sei die Konstruktion der Figur
Der Rotary Club Ahrensburg hatte das 25.000 Euro teure Kunstwerk anlässlich seines 25-jährigen Bestehens im Jahr 2005 der Stadt geschenkt. Der Bildhauer Martin Wolke aus Kiel hatte den Muschelläufer speziell für das Rondeel entworfen. Seitdem wurde der „Blaumann“ mehrfach beschädigt, rund 10.000 Euro flossen nach Angaben der Verwaltung bereits in die Instandhaltung. Zuletzt wies die Skulptur so starke Risse und Schäden auf, dass Bürgermeister Michael Sarach die Standfestigkeit gefährdet sah und das Werk zur Begutachtung nach Neumünster gab. Allein der Transport zu der Fachfirma und die Analyse kosteten die Stadt 6000 Euro.
Die Untersuchung habe nun ergeben, dass das größte Problem die Konstruktion der Figur sei, sagt Bauamtsleiter Peter Kania. Der Künstler habe die rund 300 Kilogramm schwere Skulptur aus glasfaserverstärktem Kunststoff innen ausgeschäumt. Dies führe dazu, dass sich bei Regen eindringendes Wasser in den Hohlräumen sammle, nicht abfließen könne und dann im Winter gefriere.
Die Folge: „Das Eis drückt die Außenhülle auseinander, es entstehen Risse“, sagt Kania. Um das Problem zu lösen, müsste der Muschelläufer laut Kania aufgeschnitten, die Ausschäumung entfernt und die Skulptur dann wieder verschlossen werden. Ein großer Aufwand, der zu hohen Kosten führe. Die Befürchtung der Verwaltung, dass das innere Stahlgestell Korrosionen aufweisen könnte, habe sich dagegen nicht bestätigt. „Dort hat die Firma fast keine Schäden festgestellt“, sagt Peter Kania.
Zum Schutz der Kinder wären Matten auf dem Rondeel nötig
Der zweite große Kostenfaktor hänge mit der Tatsache zusammen, dass der Muschelläufer eigentlich für Kinder zum Spielen gedacht sei. Aus Sicherheitsgründen durften sie wegen der vielen Schäden schon seit Längerem nicht mehr auf dem Kunstobjekt herumklettern, der Bauhof hatte ein Schild mit dem Hinweis „Unfallgefahr – Spielen und Klettern verboten“ aufgestellt.
Um die Figur herum gab es bisher keine Schutzvorrichtungen. Das müsste geändert werden, sagt Kania. „Wir benötigen einen Fallschutz, damit Kinder sich bei einem Sturz nicht verletzen.“ Spezielle Schaumstoffmatten müssten um den Muschelläufer herum in den Boden eingelassen, das Kopfsteinpflaster an der Stelle entfernt werden.
Die Verwaltung will die Ergebnisse der Fachfirma in der nächsten Sitzung des Hauptausschusses am Montag, 15. Juni, den Politikern vorstellen, ihnen dann auch eine Beschlussvorlage vorlegen. Sie müssen dann über das weitere Vorgehen entscheiden. Nach den hohen Reparaturkosten in der Vergangenheit hatten die Stadtverordneten bereits vor einiger Zeit beschlossen, nichts mehr in den Erhalt des Kunstwerks zu investieren.
Der Muschelläufer wird laut Kania in den kommenden Tagen von Neumünster zurück nach Ahrensburg gebracht. Er wird jedoch nicht wieder auf dem Rondeel aufgestellt, sondern zunächst auf dem Gelände des Bauhofs untergestellt, bis die Politik eine Entscheidung getroffen hat.
Verwaltung vermutet Konstruktionsfehler
Mit den nun veranschlagten Kosten würden nur die nötigsten Arbeiten abgedeckt, sagt Kania. So wurden laut Verwaltung mehrfach Silvesterböller in der Muschelöffnung gezündet, die erhebliche Schäden anrichteten. Dadurch sei unter anderem die Funktion, etwas in die Handmuschel zu sprechen und über Lautsprecher in der großen Standmuschel hörbar zu machen, zerstört worden.
Für diesen Zweck hatte die Stadt 2005 extra einen unterirdischen Stromanschluss auf dem Rondeel verlegt. „Die Tontechnik ist komplett kaputt“, sagt Kania. „Die Kosten für diese Reparatur kämen noch obendrauf, das ist diesmal nicht begutachtet worden.“
Künstler Martin Wolke hatte auf Anfrage dieser Zeitung mehrfach betont, die Stadt sei als Eigentümerin in der Pflicht, „den ursprünglichen Zustand der Skulptur zu erhalten und zu pflegen“. Er sagte: „Sonst würde ich meine Ansprüche, die mir rechtlich zustehen, verfolgen.“ Seiner Ansicht nach darf ein Kunstwerk nicht aus dem konzipierten Zusammenhang und gegen den Willen des Künstlers entfernt werden. Er verweist auf das Urheberrecht.
Aufgrund der neuen Erkenntnisse sieht die Verwaltung nun aber bessere Chancen, dass Ahrensburg nicht dazu verpflichtet werden könne, die Schäden zu reparieren. „Wir vermuten einen Fehler bei der Herstellung. Die Ausschäumung der Figur wäre nicht nötig gewesen“, sagt Kania.
Bereits bei der politischen Diskussion vor dem Abbau der Skulptur verwies der inzwischen pensionierte Stadtjustiziar Thomas Reich auf den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. „Wir haben schon 10.000 Euro investiert“, sagte Reich, der bereits damals vermutete, dass der neue Reparaturaufwand die Ursprungskosten übersteigen würde. Seine Einschätzung dazu: So etwas könne vom Eigentümer eines Kunstwerks nicht gefordert werden.