Ahrensburg. Figur weist neue Schäden auf. Bürgermeister sieht öffentliche Sicherheit in Gefahr. Kinder könnten sich beim Spielen verletzen.
Arm und Handmuschel sind bereits seit Längerem notdürftig mit einem dicken Klebeband verbunden, Kinder dürfen aus Sicherheitsgründen nicht mehr auf dem Kunstobjekt spielen. Doch nun weist der Muschelläufer auf dem Ahrensburger Rondeel laut Bürgermeister Michael Sarach weitere Risse und Schäden auf, die seine Standfestigkeit erheblich gefährden.
„Als Bürgermeister muss ich einschreiten, wenn die öffentliche Sicherheit in Gefahr ist“, sagt der Verwaltungschef, verweist auf die Verkehrssicherungspflicht der Stadt. „Ich möchte nicht erleben, dass dort jemand zu Schaden kommt.“ Der Bauhof hat zwar zwei Schilder mit dem Hinweis „Unfallgefahr: Spielen und Klettern verboten“ auf dem Boden vor und hinter der Fiberglas-Figur befestigt. Damit sei aber nicht gewährleistet, dass sich jedes Kind an das Verbot halte, gibt Sarach zu Bedenken.
Rund 10.000 Euro in die Instandhaltungsarbeiten geflossen
Die Politiker haben jedoch vor Jahren beschlossen, kein Geld mehr in die Sanierung des umstrittenen Kunstobjektes zu investieren. Der Rotary Club Ahrensburg hatte das 25.000 Euro teure Werk anlässlich seines 25-jährigen Bestehens im Jahr 2005 der Stadt geschenkt. Künstler Martin Wolke hatte es speziell für das Rondeel geschaffen.
Seitdem wurde die Figur mehrfach beschädigt. Rund 10.000 Euro sind nach Angaben der Verwaltung bereits in Instandhaltungsarbeiten geflossen. 2006 reparierte der Künstler sie zum Beispiel selbst, verlangte knapp 6500 Euro. Zuletzt wurde sie nur noch provisorisch geflickt. So wurde zum Beispiel die Öffnung der Muschel, aus der früher Meeresrauschen und Verkehrsgeräusche drangen, verschlossen.
Wie viel die jetzt notwendige Reparatur kosten würde, ist unklar. „Wir müssten den Muschelläufer zunächst zu einer Firma transportieren und dort fachgerecht begutachten lassen“, sagt Sarach. Allein dieses Prozedere würde die Stadt 6000 Euro kosten. Die eigentlichen Reparaturkosten kämen noch obendrauf.
Bürgermeister will Künstler einen Brief schreiben
Bei den Mitgliedern des Hauptausschusses sorgt diese Nachricht am Montagabend für wenig Begeisterung. „Sind wir denn verpflichtet, aufkommende Schäden zu reparieren?“, will CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen wissen. Stadtjustiziar Thomas Reich verweist auf den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, sagt: „Wir haben schon 10.000 Euro investiert. Die jetzige Reparatur würde wohl deutlich teurer werden und damit voraussichtlich auch die ursprünglichen Kosten für das Objekt übersteigen.“ So etwas könne vom Eigentümer eines Kunstwerks nicht gefordert werden.
Er sehe deshalb die Stadt Ahrensburg rechtlich auf der sicheren Seite, wenn sie dem Plan von Bürgermeister Michael Sarach folge. Dieser will dem Künstler in Kürze einen Brief schreiben, ihm die Lage erläutern und die Möglichkeit geben, das Kunstwerk selbst zu reparieren. „Wenn er der Aufforderung innerhalb einer gewissen Frist nicht nachkommt, würden wir den Muschelläufer vom Rondeel entfernen“, so Sarach weiter. Künstler Martin Wolke verweist auf Abendblatt-Anfrage auf einen Fachbetrieb aus Neumünster, der Ahrensburg schon einmal einen Kostenvoranschlag geliefert habe. Er würde die Reparaturen dann „selbstverständlich betreuen“, so Wolke weiter. Der Künstler sieht die Stadt als Eigentümerin in der Pflicht, „den ursprünglichen Zustand der Skulptur zu erhalten und zu pflegen“. Auf die Androhung der Stadt, das Kunstwerk ansonsten zu entfernen, reagiert der 48-Jährige gelassen. „Hier ist das gesetzlich verankerte Urheberrecht eindeutig“, sagt Wolke. „Das Kunstwerk darf nicht aus dem konzipierten Zusammenhang und gegen den Willen des Künstlers entfernt werden.“
Die öffentliche Sicherheit ist gefährdet
Das städtische Justiziariat war aus diesem Grund bisher auch der Überzeugung, dass ein Entfernen oder Versetzen nicht möglich sei. „Jetzt haben wir aber eine andere Situation, die öffentliche Sicherheit ist gefährdet“, sagt Sarach. Der Muschelläufer sei als „bespielbares Kunstobjekt“ gedacht gewesen, das sei aus Sicherheitsgründen schon lange nicht mehr möglich. Kinder könnten sich verletzen. Die Stadt müsse damit rechnen, dass sich der Künstler gegen das Vorhaben wehre, Einwendungen geltend mache, sagt Sarach. „In dem Fall müssen wir prüfen, wie wir damit umgehen.“
Die ehemalige Bürgermeisterin Ursula Pepper hatte sich 2005 für die Kunstfigur auf dem Rondeel eingesetzt. Sie sagt: „Ich fände es nicht gut, wenn der Muschelläufer entfernt würde. Er ist inzwischen prägend für die Stadt, auch wenn ihn viele nicht so schön finden.“ Generell könne das Kunstwerk auch nicht einfach so entfernt werden, sagt Pepper. „Das geht nicht. Vorher muss mit dem Rotary Club und dem Künstler gesprochen und nach anderen Lösungen gesucht werden.“