Ahrensburg. CDU, Grüne und Wählergemeinschaft WAB initiierten neue Stelle im Rathaus. Fraktionen von SPD und FDP üben Kritik.
Die Ahrensburger Verwaltung soll im kommenden Jahr einen Citymanager einstellen, der sich um das Thema Stadtmarketing kümmert. Das haben die Stadtverordneten in ihrer letzten Sitzung 2019 nach kontroverser und hitziger Diskussion beschlossen. Die Stelle basiert auf dem neuen Stadtmarketingkonzept von CDU, Grünen und Wählergemeinschaft WAB, das die drei Fraktionen in den vergangenen Monaten entwickelt haben.
Politiker von SPD und FDP fühlen sich schlecht informiert
Ihre Ideen präsentierten sie im Oktober dem Abendblatt und anschließend auch der Kaufleutevereinigung Stadtforum – aber bislang noch nicht den Politikern der anderen Fraktionen. Diese Tatsache sorgte in der Stadtverordnetenversammlung für Unmut. Politiker von SPD und FDP kritisieren, dass sie die Inhalte bisher nur aus der Zeitung kennen. „Wir sollen jetzt die Stelle beschließen, haben aber noch nie ein Konzept dafür gesehen“, empörte sich Bela Randschau. Ein Citymanager sei für ihn „ein Relikt aus den 80er-Jahren“, so der SPD-Politiker. „Das ist kein Erfolgsmodell. In vielen anderen Städten wurde die Stelle wegen Erfolglosigkeit wieder abgeschafft.“
Stadt hat rund 63.000 Euro in Beratungsprozess investiert
Randschau verwies auf das bereits fertige Marketingkonzept, das Politiker aller Fraktionen gemeinsam mit Wirtschafts- und Verwaltungsvertretern zuvor unter professioneller Anleitung entwickelt hatten. Wie berichtet, hatte die Stadt rund 63.000 Euro für den zwei Jahre dauernden Prozess an die Beratungsfirma Cima aus Lübeck gezahlt. Doch kurz vor der Umsetzung stoppten CDU, Grüne, WAB und Linke das Projekt, um etwas Neues zu entwickeln.
Politiker wollen im Januar über Stellendetails diskutieren
Auch FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi kritisierte in der Stadtverordnetenversammlung das Vorgehen von CDU, Grünen und Wählergemeinschaft. „Ich hätte gern einmal gehört, was das für eine Stelle sein soll. Das kann doch nicht nur im Abendblatt stehen“, sagte er. „Was soll der Citymanager genau tun?“
Die Kritik könne sie zum Teil nachvollziehen, sagt Nadine Levenhagen, Fraktionschefin der Grünen, auf Abendblatt-Anfrage. Eigentlich sei eine Vorstellung des Konzepts noch in diesem Jahr geplant gewesen. Doch das habe nicht geklappt – unter anderem, weil die Arbeit am Doppelhaushalt sehr viel Zeit in Anspruch genommen habe.
Stelle des Citymanagers soll im Februar freigegeben werden
Wegen der Verzögerung habe sie den Vorschlag eingebracht, die Stelle des Citymanagers zunächst mit einem Sperrvermerk zu versehen. Das bedeutet, die Politiker müssen sie noch freigeben, bevor sie im kommenden Jahr ausgeschrieben werden kann. Das solle spätestens im Februar 2020 erfolgen. In der nächsten Sitzung des Hauptausschusses am Montag, 20. Januar, wollen CDU, Grüne und WAB nun ihre Stadtmarketing-Ideen den anderen Fraktionen präsentieren, „damit wir dann gemeinsam eine Stellenbeschreibung für den Citymanager entwickeln können“, so Levenhagen. Davon hänge auch ab, wie die Vollzeitstelle tariflich eingeordnet werde.
Der Neue soll mit Politik und Verwaltung Ideen entwickeln
„Mir ist wichtig, dass wir kein abgeschlossenes Konzept haben“, sagt Nadine Levenhagen. „Wir wollten das Stadtmarketing mit unseren Ideen nur in eine andere Richtung lenken als beim alten Konzept. Es geht uns darum, etwas für die Ahrensburger zu tun.“ Darauf aufbauend solle der neue Citymanager dann in einer Arbeitsgruppe mit Politikern und Verwaltungsmitarbeitern weitere Ideen entwickeln. „Das soll ein lebendiger Prozess werden.“
Kaufleuten geht’s nur um Parkplätze, kritisiert der CDU-Chef
Das neue Konzept solle „selbstverständlich noch den anderen Fraktionen vorgestellt werden“, sagt auch CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen. Zunächst habe er sich jedoch mit den Kaufleuten austauschen wollen, um mögliche Anregungen aus dieser Richtung in das Werk aufnehmen zu können. Doch etwas „Bahnbrechendes“ sei bei den Treffen nicht herausgekommen. „Es ging den Kaufleuten nur um Parkplätze“, sagt Levenhagen. Das widerspreche aber dem zentralen Anliegen des Konzepts: die Innenstadt verkehrsärmer zu gestalten. So sollen den Plänen zufolge zum Beispiel die Parkplätze am „Dreizack“ Hamburger Straße, Manhagener und Hagener Allee nach und nach verschwinden.
Garage unter Stormarnplatz bleibt Hauptziel der Rathaus-Mehrheit
Das kürzlich beschlossene Umbaukonzept der Hamburger Straße sieht in dem Bereich eine Reduzierung der Parkplätze von 53 auf 17 vor. Die wegfallenden Stellflächen sollen den Plänen der Fraktionen zufolge ersetzt werden – voraussichtlich durch eine Tiefgarage auf dem Stormarnplatz. Auch mehr Veranstaltungen und Sitzmöglichkeiten sollen dafür sorgen, dass die Innenstadt attraktiver wird. Den Fraktionen schweben zum Beispiel Konzerte und Kunstausstellungen vor. „Wir wollen Ahrensburg für unsere Bürger schöner machen und vertrauen darauf, dass wir dann auch für Menschen aus den umliegenden Orten als Einkaufsstandort attraktiv sind“, sagte Peter Egan (WAB) bei der Vorstellung des Konzepts dem Abendblatt.
Citymanager soll sich auch um den Wochenmarkt kümmern
„Das Konzept von CDU, Grünen und WAB ist nur ein Bruchteil dessen, was wir damals entwickelt haben“, sagt Bürgermeister Michael Sarach mit Verweis auf das ursprüngliche Konzept. „Ich halte es für unabdingbar, auch die nächsten Schritte zu machen. Die Unternehmen dürfen nicht außen vor gelassen werden.“ Er hoffe, dass die Stelle des Citymanagers so schnell wie möglich qualitativ gut besetzt werden könne.
Eine der wichtigsten ersten Aufgaben des neuen Mitarbeiters sei für ihn das Thema Wochenmarkt. „Wir müssen ihn attraktiver gestalten, um die Händler zu halten.“ Ein Wochenmarkt sei für die Daseinsvorsorge der Bürger, aber auch für die Attraktivität der Innenstadt enorm wichtig. „Eine Stadt wie Ahrensburg muss so ein Angebot haben.“ Eine weitere Aufgabe des Citymanagers sieht Sarach darin, die Leerstände in der Innenstadt zu reduzieren.