Ahrensburg. Bauausschuss berät Alternativen. Bis auf Linke sind sich alle Parteien einig, dass Stellplätze geschaffen werden müssen.
Wohin mit der Vielzahl an Autos, die jeden Tag in die Ahrensburger Innenstadt drängen? In eine Tiefgarage unter dem Stormarnplatz, ein Parkhaus auf der Parkfläche gegenüber der Alten Reitbahn oder besser einen Teil des Kraftfahrzeugverkehrs ganz vermeiden? Mit welchen Projekten möglichst schnell Abhilfe geschaffen werden könnte, darüber diskutierten die Mitglieder des Bauausschusses auf ihrer jüngsten Sitzung. Wie berichtet, war die Entscheidung über den Bau einer halboffenen Tiefgarage aus Kosten- und ästhetischen Gründen auf der vorherigen Ausschusssitzung vertagt worden. Doch die 780.000 Euro, die für die Planung des Großvorhabens bereits im Haushalt für dieses Jahr eingeplant waren, sollen nun trotzdem in den Ansatz für das kommende Jahr übernommen werden. Auf Antrag der Wählergemeinschaft (WAB) wurden jedoch die im Haushalt der Folgejahre eingestellten weiteren Bau- und Planungskosten von zusammen gut 7,8 Millionen Euro vorerst gestrichen. Ausschussmitglied Detlef Steuer: „Wir wollen nur budgetreife Projekte im Haushalt.“ Nur die CDU stimmte dagegen.
Bedarf an Parkplätzen weitgehend unstrittig
Auf Abendblatt-Anfrage sagte CDU-Fraktionschef Detlev Levenhagen: „Für uns hat das Projekt Tiefgarage am Stormarnplatz noch Zukunft.“ Ahrensburg sei unter Zugzwang, Ersatz für wegfallende Parkplätze zu schaffen, wie durch die angedachte Bebauung der Alten Reitbahn absehbar. „Dass ist meiner Ansicht nach Konsens unter den Parteien.“ Umstritten sei nur die Form. Die angedachte halboffene Variante „macht die Tiefgarage hell“, so der CDU-Mann.
Auch wenn die Grünen die Priorität auf die Vermeidung von Autoverkehr setzen, sagt Fraktionschefin Nadine Levenhagen: „Das allein reicht nicht. Für die wegfallenden Parkplätze brauchen wir Ersatz.“ Ahrensburg habe eine attraktive Innenstadt. Parkplätze seien nötig, um auch Familien und Menschen aus dem Umland den Einkauf zu ermöglichen. Darum gebe es zu der Tiefgarage keine realistische Alternative.
Die sieht auch die Wählergemeinschaft (WAB) ähnlich, Fraktionsvorsitzender Peter Egan sagt aber: „Bei Kosten von knapp acht Millionen Euro müssen wir noch einmal in Ruhe darüber nachdenken und ein Parkraumkonzept für die gesamte Innenstadt im Blick haben.“ CDU und WAB hatten das Tiefgaragen-Projekt vor einem Jahr befürwortet. „Da sind wir allerdings nur von halb so hohen Kosten ausgegangen“, sagt Peter Egan heute.
FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi äußert sich ablehnend
Nichts anfangen mit der geplanten Tiefgarage kann hingegen der SPD-Fraktionsvorsitzende Jochen Proske „Die zuletzt angedachte halboffene Variante zerstört den Stormarnplatz. Und komplett unterirdisch zu bauen ist zu teuer.“ Bedarf für neue Stellplätze sieht er jedoch auch. In Anbetracht eines in den nächsten Jahren absehbaren Haushaltsdefizits plädiert Proske für das eingangs erwähnte Parkhaus am Rande des Platzes, das jedoch zuvor keine Mehrheit fand. „Dabei wäre das viel günstiger“, so Proske.
Ebenfalls ablehnend äußert sich FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi. „Für eine Tiefgarage wie sie in der Machbarkeitsstudie vorgestellt wurde, sehe ich keine Mehrheit.“ Sie sei teuer und zu klein, um den Bedarf langfristig zu decken. Außerdem kritisierte er die Qualität der 50.000 Euro teuren Studie. „Bei den Berechnungen fehlte die Mehrwertsteuer.“ Eine Nachfrage der FDP bei dem Betreiber der beiden Ahrensburger Parkhäuser habe ergeben, dass dort entgegen der vielfach geäußerten Meinung nur noch Kapazitäten für Kurzzeitparker vorhanden sind. Alternativen sieht er in einem Parkhaus auf einer Fläche hinter dem Kaufhaus Nessler oder eine bauliche Verbindung des Alten Lokschuppens mit einer Parkebene im geplanten Kino-Gebäude.
Die Linke will die Innenstadt von Autoverkehr befreien
Gänzlich gegen die Schaffung neuer Parkplätze ist hingegen die Linke. Fraktionsvorsitzender Ali Haydar Mercan sagt: „Wir wollen die Stadt langfristig vom motorisierten Individualverkehr befreien.“ Kurzfristig könnte eine Beschilderung der Wege in bestehende Parkhäuser für Entlastung sorgen, dann müsse das Nahverkehrsangebot verbessert werden. Auf Antrag von SPD und Linken wurde im Bauausschuss einstimmig beschlossen, 25.000 für eine Machbarkeitsstudie für ein Parkraumkonzept zur Verfügung zu stellen, das auch die Möglichkeit von Car- und Bike-Sharing-Angeboten in der Stadt beinhaltet.
Unterdessen geht auch die Verwaltung davon aus, dass die Planung für die Tiefgarage fortgesetzt werden soll. Bauamtsleiter Peter Kania: „Der Beschluss ist vor einigen Wochen nur verschoben worden.“ Außerdem bleibe das bereits genehmigte Planungsgeld im Haushalt. „Zu dem Standort gibt es auch keine wirkliche Alternative. Eine Erweiterung der Tiefgarage unter dem Rathausplatz sei noch teurer und ein Parkhaus auf dem Stormarnplatz städtebaulich nicht wünschenswert. „Außerdem müssten dazu Bäume gefällt werden.
Unter dem Rathausplatz stehen 80 Parkplätze leer
Für kurzfristige Entlastung könnte jedoch sorgen, was Ulrich Kewersun vom Bauamt im Ausschuss sagte: „Der Eigner der bestehenden Tiefgarage unter dem Rathausplatz hat zugesichert, diese im April 2019 zu öffnen.“ Wie berichtet, stehen 80 Parkplätze dort seit Jahren leer, weil sich der Eigentümer nicht zu einer Bewirtschaftung entschließen konnte. Ob die über das CCA erreichbare Tiefgarage jedoch für Kurzeitparker, Dauermieter oder als Kundenparkplätze angeboten würden und zu welchem Preis, bleibe abzuwarten, so der Fachdienstleiter. Der Eigentümer der Tiefgarage hatte bereits mehrfach angekündigt, sie zu öffnen. Bislang blieb es bei Ankündigungen.