Bargteheide. Ohne den Ankauf eines weiteren Areals kommt die Stadt Bargteheide nicht voran. SPD und CDU haben weiteren Beratungsbedarf angemeldet.
Am Neubau der Feuerwache westlich der Bahnhofstraße scheiden sich in Bargteheide zunehmend die Geister. Das offenbarte die jüngste Sitzung der Stadtvertretung. Die Notwendigkeit wird quer durch alle Fraktionen anerkannt. Uneins ist man indes über den Weg zur Umsetzung. Bedarf es tatsächlich eines europaweit auszuschreibenden Architektenwettbewerbs samt Juryentscheid? Und muss ein reiner Zweckbau wirklich knapp 15 Millionen Euro kosten, wenn andere Kommunen so etwas weitaus preiswerter hinbekommen haben? Vor allem aber: Warum wird der Beschluss für eine Fläche forciert, die der Stadt noch nicht einmal komplett gehört?
Auf all diese Fragen, gab es am Donnerstagabend weitgehend dieselben Antworten, wie zuvor in diversen Ausschüssen (das Abendblatt berichtete). Zur finalen Klärung haben sie offenkundig nicht beigetragen. Erneut meldeten SPD und CDU weiteren Beratungsbedarf an. Was Grüne und die Wählergemeinschaft für Bargteheide (WfB) mit absolutem Unverständnis quittierten.
Grünen-Politiker sieht Interessenskonflikt
„Warum wird hier nach einer fünf Jahre währenden Diskussion mit dem Verweis auf Formalien auf Zeit gespielt“, fragte WfB-Fraktionschef Norbert Muras in die Runde. Um dann spekulativ nachzuschieben, womöglich würden „dabei ganz andere Gründe und Interessen eine Rolle spielen“. Der Grünen-Stadtvertreter Dirk Ollroge wurde im Anschluss deutlicher. „Wir reden bei der Fläche für die neue Feuerwache über das Nachbargrundstück des Seniorendorfes, in dem Herr Steinbuck geschäftlich engagiert ist“, sagte der Politiker. Da stelle sich schon die Frage, wie unbefangen er in der Sache tatsächlich agieren könne. Immerhin galt das Areal ursprünglich auch als Expansionsfläche für das Seniorendorf.
Der CDU-Fraktionschef konterte diese Einlassung gelassen. Seine Firma Steinbuck Care sei mitnichten Eigentümerin des Seniorendorfes, sie betreibe dort lediglich den Pflegedienst. „Außerdem sind diese Unterstellungen ein alter Hut. Kommunalrechtlich gibt es keinen Grund, mein Mandat an dieser Stelle nicht wahrzunehmen. Auch wenn das einige Fraktionen offenbar nicht wahrhaben wollen“, sagte er gegenüber dem Abendblatt. Im Übrigen bleibe er bei seiner nie verhohlenen Skepsis, ob das 1,5 Hektar große Terrain westlich der Bahnhofstraße tatsächlich der optimale Standort für die neue Feuerwache sei.
CDU-Vertreter kritisiert Beschränkung auf ein Grundstück
„Neben einer Erweiterung des Seniorendorfes bestand ein weiteres Planungsziel für diese Fläche in einer Ausweitung des angrenzenden Schulcampus, insbesondere zur Entschärfung der angespannten Lage des ruhenden Verkehrs“, so Mathias Steinbuck. Dass diese Nutzungsoptionen nun gänzlich geopfert werden, dürfe schon einmal hinterfragt werden.
Zumal nach der Evaluation von 15 Standorten für den Neubau der Feuerwache eben nicht nur das Areal westlich der Bahnhofstraße übrig geblieben sei. „Es gab da auch einen Standort 1 B nur 300 Meter weiter am Südring. Dass diese Fläche vorzeitig ausgeschlossen wurde, ist aus meiner Sicht nach wie vor ein großer Fehler“, sagt Steinbuck.
Schützenswerter Knick darf nicht bebaut werden
Insbesondere nach der Intervention der Unteren Naturschutzbehörde. Die hatte nach Bekanntwerden des Votums der Arbeitsgruppe „Neubau Feuerwache“, bestehend aus Vertretern der Stadtvertretung, der Freiwilligen Feuerwehr, Mitarbeitern der Stadtverwaltung, Architekten, Stadtplanern und Gutachtern, ihr Veto eingelegt. Weil quer durch das Gelände unterhalb des Seniorendorfes ein schützenswerter Knick verläuft, der nicht bebaut werden darf. Seitdem mussten die Baupläne mehrfach modifiziert werden. Erst wurde der gesamte Baukörper der Feuerwache um 90 Grad gedreht, später in zwei getrennte Gebäude aufgeteilt.
Einem aktuellen Entwurf zufolge, sollen nun im nördlich gelegenen, dreigeschossigen Trakt zwölf Fahrzeughallen sowie diverse Büros, Sozial- und Sanitärräume untergebracht werden. Der südliche Teil der Anlage wird hauptsächlich mit einer Wasch- und Werkzeughalle belegt. Zudem sollen insgesamt 80 Parkplätze sowie eine 250 Quadratmeter große Trainingsfläche entstehen.
Eine benötigte Fläche gehört nicht der Stadt
Wie die laut Feuerwehrbedarfsplan benötigten Bauten und Anlagen auf dem Terrain am Ende auch immer platziert werden – benötigt wird in jedem Fall eine knapp 4000 Quadratmeter große Fläche im Nordwesten des Plangebiets, die der Stadt bislang nicht gehört. „Das ist vielleicht die größte Krücke von allen. Mal abgesehen davon, ob so eine Feuerwache mit ihrer kaum zu leugnenden Lärmproblematik in unmittelbarer Nachbarschaft einer Seniorenwohnanlage gut angesiedelt ist“, so Steinbuck.
Die Verhandlungen zum Ankauf der benötigten Flächen hatten bereits im Februar 2016 begonnen. Seinerzeit unter der Maßgabe, dass auch der Knick bebaut werden darf. Nach Abendblatt-Informationen soll Eigentümer Udo Balandis seinerzeit geschickt verhandelt und dadurch deutlich mehr erzielt haben, als ein Gutachterausschuss für angemessen gehalten hat.
Eigentümer des Seniorendorfs hat eine Kaufoption
Landrat Henning Görtz, zu jener Zeit noch Bürgermeister in Bargteheide, sagt gegenüber dieser Zeitung, der Grunderwerb sei ein jederzeit transparentes Verfahren gewesen. „Der Ankauf ist letztlich von der Stadtvertretung mit großer Mehrheit beschlossen worden“, so Görtz. Wenn die Stadtverwaltung die Verhandlungen mit Balandis jetzt wieder aufnimmt, sitzt auch die Frank-Gruppe mit am Tisch. Ihr gehört nicht nur das Seniorendorf. Sie hat auch eine verbriefte Kaufoption für jenes Grundstück, das nach Ansicht von Jürgen Engfer, Planungsleiter der Stadtverwaltung, „zur Realisierung einer zukunftsfähigen Feuerwache“ unbedingt benötigt wird. „Wir sind angesichts der neuen Lage jederzeit gesprächsbereit und an einer für alle Seiten einvernehmlichen Lösung sehr interessiert“, sagt Unternehmenssprecher Clemens Thoma.