Bad Oldesloe. IT-Verbund Stormarn zentralisiert EDV-Technik seiner sieben Träger. Schon jetzt ist größere Datensicherheit gewährleistet.
Gar nicht so einfach, sieben Verwaltungen in Sachen Informationstechnik auf einen Nenner zu bringen. Vor etwa vier Jahren ist der IT-Verbund (ITV) Stormarn gestartet, um die digitalisierten Verwaltungssysteme seiner Träger zu vereinheitlichen und den technischen Service zu zentralisieren. Damals waren kühn zwei Jahre für den ersten Schritt des Zusammenschlusses veranschlagt worden, der die beteiligten Verwaltungen zukunftsfähig machen soll. Dieses Ziel musste längst korrigiert werden, weil der Prozess der Vereinheitlichung sich in der Praxis als kompliziert erwies.
Vereinheitlichung einer bunt gewürfelten EDV-Landschaft
„Wir fühlten uns zu Beginn wie ein Start-up, das sich alles selbst erarbeiten muss“, beschreibt ITV-Vorstand Christiane Clobes das forcierte learning by doing der von ihr geleiteten Anstalt öffentlichen Rechts. Träger des ITV sind der Kreis Stormarn, die Städte Bad Oldesloe, Bargteheide, Reinbek und Reinfeld sowie die Ämter Bad Oldesloe-Land und Bargteheide-Land.
„Dass sich EDV in unterschiedlichsten Ausprägungen darstellen kann, erlebten unsere Mitarbeiter bei der Bestandsaufnahme der Rechenzentren, die von den sieben ITV-Trägern lokal betrieben wurden“, sagt Pressesprecher Martin Oster. Während es zu Beginn bereits ein von der Kreisverwaltung und dem Amt Bad Oldesloe gemeinsam genutztes Rechenzentrum gegeben habe, hätte sich an den anderen Standorten eine bunt gewürfelte EDV-Landschaft präsentiert. Sven Grunewald, Bereichsleiter Service beim ITV, hat dafür ein anschauliches Negativbeispiel parat: „Ein neun Jahre alter Server ist eine Katastrophe. Dafür gibt es keine Ersatzteile mehr und auch keinen Wartungsvertrag.“
Millionen-Etat wird auf die Träger umgelegt
EDV-Technik in Reinfeld und Bagteheide-Land musste dringend erneuert werden
Inzwischen folgt der Prozess der Vereinheitlichung einem klar definierten Zeitplan. Aktuelle Erfolgsmeldung, die Christiane Clobes in ihrer Jahresbilanz präsentierte, ist die Anpassung der Stadt Reinfeld und des Amtes Bargteheide an das ITV-Rechenzentrum in Bad Oldesloe. Die beiden hatten Vorrang, weil ihre Technik am stärksten in die Jahre gekommen war. Damit sind inklusive Kreis und Amt Bad Oldesloe vier der sieben ITV-Träger komplett in das zentrale Rechenzentrum integriert. Demnächst folgen die (schon partiell migrierten) Stadtverwaltungen Bargteheide (Beginn im vierten Quartal 2017), Bad Oldesloe (2018) und Reinbek (2018/19).
„Die größte Herausforderung bei der Umstellung ist es, das Tagesgeschäft aufrechtzuerhalten“, sagt Christiane Clobes. Wenn das gut klappt, merken die Bürger im laufenden Betrieb nichts vom technischen Fortschritt, weil der im Hintergrund vollzogen wird. Zum unmittelbaren Nutzen zählt größere Datensicherheit. Grunewald erzählt, dass auch ITV-Mitglieder in den vergangenen Jahren von Viren und Verschlüsselungstrojanern heimgesucht worden seien. Keine Verwaltung habe sich jedoch Erpressungsversuchen von Hackern beugen müssen, weil mit den Backups des Verbundsystems, das in Bad Oldesloe parallel zwei Server betreibt, blockierte Daten rasch wiederhergestellt worden seien.
Nächstes Großprojekt ist die Einführung der eAkte
Bürger werden mittelfristig von verbesserter, kommunaler Informationstechnik profitieren, weil zurzeit Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass das gesamte Netzwerk technisch und organisatorisch stets up to date ist, was effektiv arbeitende digitale Verwaltungen ermöglicht. Nächstes Großprojekt nach der Standortmigration wird die datenbankgestützte Verwaltung elektronischer Dokumente sein. Voraussetzung dafür ist die Digitalisierung des gesamten Aktenbestandes, also die Einführung der sogenannten eAkte, die nach eGovernment-Gesetz ab 2020 verpflichtend eingeführt werden soll.
Die 38 ITV-Mitarbeiter sind zudem gut damit beschäftigt, das System auf dem Laufenden zu erhalten – zum Beispiel bei der Einführung von Windows 10, bei den Einweisungen der insgesamt 1300 Verwaltungsmitarbeiter an neuen Terminals, die alte PCs ersetzen, oder mit Soforthilfe am Helpdesk, der täglich bis zu 100 Anfragen bearbeitet.
Christiane Clobes geht davon aus, dass sich der IT-Verbund noch vergrößert, weil kleine Verwaltungen sich ein eigenes Netzwerk in der Qualität, die sie künftig brauchen, nicht leisten können. Doch vor 2019 werde der ITV keine neuen Träger aufnehmen können.