Glinde. Die Initiative zur Zusammenlegung beider Gemeinschaftsschulen eröffnet mit rund 100 Plakaten den Wahlkampf zum Bürgerentscheid.
Am kommenden Sonntag beginnt in Glinde ein ganz besonderer Wahlkampf. Die Initiative „Pro Schulfusion Glinde“, gegründet von Eltern der Sönke-Nissen-Schule, wird etwa 100 Plakate für die Zusammenlegung der beiden Gemeinschaftsschulen aufstellen. An der Seite der Befürworter steht geschlossen die Kommunalpolitik: Die Stadtvertreter hatten die Schulfusion einstimmig beschlossen.
Seitdem trennt ein sehr emotional geführter Streit die Menschen in zwei Lager. Eltern von Kindern der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld sammelten als „Interessengemeinschaft Schulvielfalt in Glinde“ (IGSviG) mehr als 2000 Unterschriften und erreichten damit einen Bürgerentscheid über das Vorhaben. Am 24. September ist in Glinde Super-Wahlsonntag: Die Bürger stimmen über den Bundestag, den neuen Bürgermeister und die Schulfusion ab.
„Zwei Klassen-System führt zu Ungerechtigkeit“
Die Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule hat als ehemalige Realschule keine Oberstufe und deswegen weniger Anmeldungen als die Gemeinschaftsschule Wiesenfeld mit Oberstufe. Die musste wiederum in den vergangenen Jahren viele Kinder abweisen. Ein Großteil landete an der Sönke-Nissen-Schule. „Es gibt in Glinde ein Zwei-Klassen-System, das zu Ungerechtigkeit bei der Schulwahl führt“, sagt Petra Grüner, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen und Sonderschullehrerin.
Die Wiesenfelder sollen deshalb im Sommer 2018 zur Sönke-Nissen-Schule ins Schulzentrum an den Oher Weg ziehen. Im Gegenzug würde das Gymnasium von dort in die gerade für elf Millionen Euro erweiterten Wiesenfeld-Räume am Holstenkamp umsiedeln.
Lange Zeit waren einzig die Gegner öffentlich aktiv
Die Wiesenfelder Eltern liefen schon 2015 Sturm gegen das Vorhaben. Die Initiative Pro Schulfusion wurde dagegen erst im Juni 2017 öffentlich aktiv. Zu spät, um die Unterschriftensammlung der Fusionsgegner noch beeinflussen zu können. Nach dem Aufstellen der Plakate planen die Fusionsbefürworter noch weitere Aktivitäten.
„Wir werden alles dafür tun, dass die Glinder Bevölkerung dieser Ungerechtigkeit endgültig einen Riegel vorschiebt und beim Bürgerentscheid mit Nein abstimmt“, sagt Philipp Maschmann, Elternbeiratsvorsitzender der Sönke-Nissen-Schule. Man wolle zeigen, dass die Fusion notwendig sei. „Dafür werden sich alle noch einmal so richtig ins Zeug legen“, sagt der Familienvater, der eine Tochter in der neunten Klasse der Sönke-Nissen-Schule hat.
Elternschaft sammelte mehr als 4000 Euro
Für den 51-Jährigen wird es ein arbeitsreiches Wochenende. Am Sonnabend ist er tagsüber dabei, wenn die Plakate auf die Aufsteller gekleistert werden. Am Abend fährt der Vertriebsleiter einer Stormarner Bank nach Börnsen, wo sein Arbeitgeber bei der NDR-Sommertour einen Stand hat. Sonntag ab 8 Uhr werden die Plakate aufgestellt.
Drei Abstimmungen am 24. September
Zur Finanzierung hat die Elternschaft mehr als 4000 Euro gesammelt. Viele Freiwillige packen mit an. Der verzögerte Fusionsprozess habe viel Kraft gekostet, so Maschmann, der vor drei Jahren den Vorsitz im Elternbeirat der Sönke-Nissen-Schule übernahm. „Zwei Monate später ging die Diskussion los.“
Die Fusionsbefürworter werben mit drei unterschiedlichen Motiven für eine „Gemeinschaftsschule für alle“. Eines haben die Schüler unter der Überschrift „Stark, bunt, vielfältig“ selbst gestaltet. „Eine Schule, alle Abschlüsse“, „Alle sind willkommen“ und „Mehr Auswahl bei den Profilen“ ist darauf zu lesen. Dazu haben die Schüler Bilder gemalt.
Gruppe wird Ergebnis der Abstimmung nicht anfechten
„Die Botschaften rühren einen schon sehr und zeigen, wir sehr sich alle die Fusion wünschen“, sagt Philipp Maschmann. Die rund 90-köpfige Gruppe wirft den Fusionsgegnern vor, einzig die „heile Welt und grüne Insel Wiesenfeld zulasten des Allgemeinwohls verteidigen“ zu wollen. Bei den immer wieder genannten hohen Kosten handele es sich überwiegend um notwendige Modernisierungen an den Schulen, sagt Maschmann.
Mitstreiter Michael Hass sagt: „Je mehr Nein-Stimmen beim Bürgerentscheid abgegeben werden, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Einsicht bei den Fusionsgegnern einstellt.“ Das Ergebnis des Bürgerentscheids werde seine Initiative nicht anfechten, so Philipp Maschmann: „Wir werden die Entscheidung akzeptieren und legen das Schicksal der Kinder in die Hand der Wähler.“