Glinde. Elterninitiative startet am Sonnabend Unterschriftensammlung für Bürgerbegehren. Sie will eine Schulfusion in Glinde verhindern.

Am heutigen Donnerstagabend werden die Glinder Stadtvertreter auf ihrer Sitzung erneut die Fusion der Gemeinschaftsschulen Wiesenfeld und Sönke-Nissen zum Sommer 2018 beschließen. Ob es aber tatsächlich zu eine Zusammenlegung kommt, ist nicht sicher. Denn eine Elterninitiative will das verhindern. Am Sonnabend startet sie auf dem Marktplatz eine Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren. Mit dem Ziel, einen Bürgerentscheid herbeizuführen. Dieser wird für den 24. September angestrebt. An jenem Tag ist Bundestags- und Bürgermeisterwahl in Glinde.

Die sogenannte „Interessengemeinschaft – Schulvielfalt in Glinde“ besteht aus Eltern der Wiesenfelder Schule, deren Mitglied auch Jörg Förster ist. Der 50-Jährige kümmert sich um die rechtlichen Dinge des Verfahrens. Er sagt: „Wir werden am Sonnabend an einem Stand die Bürger über unsere Positionen informieren und haben schon Flyer kreiert.“ Die Initiative benötigt 1298 Unterschriften, das sind neun Prozent der Glinder Wahlberechtigten bei der vergangenen Kommunalwahl, damit ihr Antrag auf ein Bürgerbegehren von der Kommunalaufsicht des Kreises geprüft wird. Sie entscheidet, ob es zu einem Bürgerentscheid kommt.

Politiker wollen mit Zusammenlegung Ungerechtigkeiten beseitigen

Über die Chancen der Zulassung des Begehrens beim Erreichen der nötigen Signaturen konnte die Behörde dem Abendblatt keine Auskunft geben. „Es gibt aber einen vergleichbaren Fall in Brandenburg, wo dem Begehren stattgegeben wurde“, sagt Förster. Die Formulierung der Fragestellung habe er schon mit der Kommunalaufsicht abgesprochen. Die geplante Variante lautet so: „Sind Sie für den Erhalt und die Stärkung von zwei unabhängigen Gemeinschaftsschulen mit eigenem Schulprofil am Schulstandort Glinde, damit die Schulvielfalt und die Wahlfreiheit der Eltern aus Glinde erhalten bleibt?“

Die Wiesenfelder sollen zum neuen Partner ins Schulzentrum an den Oher Weg ziehen und das dort ansässige Gymnasium ihre neuen Räume am Holstenkamp erhalten. In diesen Standort hat die Stadt elf Millionen Euro investiert. Nach sechs Jahren werden die Arbeiten in Kürze beendet sein. Glindes Politiker sind für die Zusammenlegung, um Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Denn das Abitur ist nur in Wiesenfeld möglich, die Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule hat keine Oberstufe und wird deswegen weniger nachgefragt. In den vergangenen Jahren musste die Wiesenfelder Einrichtung viele Interessenten abweisen, Kinder konnten also nicht ihre Wunschschule besuchen.

Neben den Eltern sind auch Wiesenfelder Schüler und ein Großteil der Lehrer für eine Oberstufen-Kooperation und dem Verbleib am Holstenkamp. Sie wollen unter anderem ihr erfolgreiches Konzept behalten und bewerten den Umzug als zu teuer. Er könnte inklusive Schadstoffsanierung bis zu 17 Millionen Euro kosten. Sicher ist, dass sich die Arbeiten über Jahre hinziehen würden. Die Fusionsgegner bemängeln auch, dass keine baulichen Voraussetzungen für die Zwangsehe geschaffen wurden und es dafür kein richtiges Konzept gibt. Glindes Stadtvertreter hatten die Fusion bereits am 19. November 2015 beschlossen und im November des vergangenen Jahres die Umsetzung zum Schuljahr 2018/19. Im Februar ruderten sie dann zurück, nachdem sich Wiesenfelder Schüler bei der Kommunalaufsicht des Kreises beschwert hatten. Sie warfen der Stadt vor, nicht in angemessener Weise beteiligt worden zu sein. Inzwischen wurden sie angehört.

Weniger Anmeldungen an Wiesenfelder Schule

„Wir haben alles ernsthaft und detailliert mit allen Beteiligten, und dazu zählen auch die Schüler, besprochen“, sagt der CDU-Vorsitzende Rainer Neumann. Er gehe davon aus, dass der erneute Fusionsbeschluss ein Selbstgänger sei. So sieht es auch SPD-Fraktionschef Frank Lauterbach.

Nach Abendblatt-Informationen liebäugeln mehrere Wiesenfelder Lehrer für den Fall einer Zusammenlegung mit einer Versetzung. Schulleiter Johannes Haarbeck hat bei einem entsprechendem Antrag aber Vetorecht. Die Bildungseinrichtung musste für das kommende Schuljahr übrigens keine Jungen und Mädchen ablehnen. Es gab rund 90 Anmeldungen – 2016 waren es 160 – bei 98 Plätzen.