Bewerbung für Propst-Stelle: Helgo Matthias Haak bemängelt die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. Man sorge sich gar nicht um die Opfer.
Ahrensburg. Der Ahrensburger Pastor Helgo Matthias Haak, 54, bewirbt sich um die vakante Propst-Stelle im Bezirk Rahlstedt-Ahrensburg des Kirchenkreises Hamburg-Ost. Das erfuhr die Stormarn-Redaktion des Abendblatts. In seinem Bewerbungsschreiben, das der Zeitung in Auszügen vorliegt, erhebt der Theologe schwere Vorwürfe gegen die Nordelbische Kirche. Sie sei in ihrer gegenwärtigen Verfassung außerstande, die im Sommer 2010 bekannt gewordenen Ahrensburger Missbrauchsfälle aus den 70er- und 80er-Jahren angemessen aufzuarbeiten.
Wörtlich heißt es in der Bewerbung: „Es hat den Anschein, als sorge man sich vor allem um das öffentliche Ansehen der Kirche, um die eigene Position, nicht aber um das Befinden der Opfer sexuellen Missbrauchs. Man hat Angst, Stellung zu beziehen und verweigert sich, Vergangenes aufzuklären. Es herrscht allenthalben und insbesondere in der Pastorenschaft ein Geist der Anpassung und des Gehorsams. Die Nordelbische Kirche diskutiert nicht mehr. (…) In der Krise reagiert unsere Kirche nicht lutherisch, sondern katholisch.“
Pröpstin Margit Baumgarten: Freispruch und Abschied
Das Geständnis des Ahrensburger Pastors
Die Nordelbische Kirche hielt sich bedeckt. Mathias Benckert, stellvertretender Pressesprecher, sagte auf Anfrage der Zeitung: „Die Nordelbische Kirche äußert sich zu laufenden Bewerbungsverfahren grundsätzlich nicht.“
Die Propstwahl ist voraussichtlich im November. Die bisherige Amtsinhaberin Margit Baumgarten hat ihr Amt seit August ruhen und sich dann versetzen lassen. Sie war wegen ihres Verhaltens in der Missbrauchs-Krise in die Kritik geraten.