Monatelang haben sie darauf gewartet - die Opfer, Kollegen, die Mitglieder der Kirchengemeinde.
Ein ungeheuerlicher Vorwurf - sexueller Missbrauch Schutzbefohlener - stand im Raum. Und der Beschuldigte, der Ahrensburger Pastor Dieter Kohl, schwieg. Ignorierte die bundesweite Berichterstattung über den Skandal, die bohrenden Nachfragen von Reportern. Die Hoffnung aller um Aufklärung Bemühten ruhte zu einem Großteil auf seiner Aussage, die das Kirchenamt im Disziplinarverfahren von ihm gefordert hatte. Kohl schwieg weiter. Quittierte seinen Dienst.
Umso überraschender ist nun sein Schritt in die Öffentlichkeit. Mit einem eindeutigen Schuldeingeständnis. Damit verleiht er den Aussagen der Opfer endlich jene Glaubwürdigkeit, die Kohl ihnen bislang schuldig geblieben war. Und er übernimmt endlich Verantwortung für sein Handeln. Das verdient Anerkennung. Formal betrachtet hätte er sich nicht mehr äußern müssen. Und aus moralischer Sicht kommt sein Geständnis ohnehin zu spät. Sein langes Schweigen hat alte Wunden monatelang nicht heilen lassen. Wunden, die die Opfer schon seit Jahrzehnten quälen.
Sie haben Gerechtigkeit eingefordert. Sie und ihre Unterstützer setzen sich seit Monaten für eine rückhaltlose Aufklärung ein. Dieter Kohl hat mit seiner öffentlichen Erklärung am Donnerstag einen wichtigen Schritt dazu beigetragen. Für Frieden und Aussöhnung wird das in der Kirchengemeinde dennoch nicht sorgen. Zu viele Fragen sind noch offen.