Disziplinarverfahren eingestellt - aber keine Rückkehr ins Amt
Ahrensburg. Margit Baumgarten, die Pröpstin des Bezirks Rahlstedt-Ahrensburg, wird nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Obwohl die Nordelbische Kirche das Disziplinarverfahren gegen sie gestern eingestellt hat, wird der Kirchenbezirk einen neuen Leiter bekommen. Grund: Baumgartens zehnjährige Wahlperiode läuft Ende November aus. Die Pröpstin will sich nicht erneut zur Wahl stellen, und eine Rückkehr für die restlichen Monate soll es nicht geben. "Das war ihr Wunsch", sagte Susanne Gerbsch, Pressesprecherin des Kirchenkreises Hamburg-Ost.
Bis zur Kür eines Nachfolgers wird damit weiterhin Hartwig Liebich, Propst im Bezirk Bramfeld-Volksdorf, ihre Aufgaben wahrnehmen. Baumgarten selbst "geht auf eine neue berufliche Aufgabe in der Nordelbischen Kirche zu", heißt es in einer Mitteilung des Kirchen-Pressesprechers Norbert Radzanowski. Zur Einstellung des Verfahrens sagte er: "Die umfangreichen Ermittlungen haben ergeben, dass keine Anhaltspunkte für eine Amtspflichtverletzung bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen vorliegen."
Nach öffentlich geäußerten Vorwürfen hatte Margit Baumgarten das Disziplinarverfahren im Juli 2010 selbst beantragt. Es ging um zwei ähnlich gelagerte Fälle. In Rahlstedt hatte sie im Sommer 2009 den Pastor Walter S. in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet und das mit gesundheitlichen Problemen begründet, obwohl sie damals schon gewusst haben soll, dass gegen den Kirchenmann wegen des Besitzes kinderpornografischen Materials ermittelt wurde. Erst später soll der Kirchenvorstand den wahren Grund für den Rückzug erfahren haben. Im Herbst 2010 wurde der damals 47-jährige S. dann wegen dieser Straftat zu einer Geldstrafe verurteilt.
Im Lütjensee ging es um den Kirchenmusiker. Der hatte zuvor in einer Düsseldorfer Gemeinde gearbeitet und war dort wegen des Besitzes kinderpornografischer Bilder verurteilt worden, hatte das aber bei der Einstellung in Lütjensee verschwiegen. Erst ein Anruf aus Düsseldorf im März 2009 brachte die Verfehlungen ans Tageslicht. Die Lütjenseer Pastorin Britta Sandler erteilte dem Musiker umgehend Hausverbot, später wurde er entlassen. Der Fall führte auch zu Telefonaten zwischen der Pastorin und ihrer Pröpstin. Sandlers Eindruck aus den Gesprächen: Die Pröpstin habe das Thema nicht an die große Glocken hängen wollen. Sandler sagte im August vergangenen Jahres der Stormarn-Ausgabe des Abendblatts: "Ich sollte dem Kirchenvorstand nicht die Gründe für die Entlassung des Kirchenmusikers mitteilen." Sandler hielt sich nicht daran. Es sei ihr wichtig gewesen, alles zu tun, damit die Kinder der Gemeinde geschützt würden. Nachdem der Opferverein "Missbrauch in Ahrensburg" Baumgarten wegen ihres Verhaltens Vertuschung vorgeworfen hatte, beantragte die Pröpstin die Einleitung eines kircheninternen Disziplinarverfahrens.