Ahrensburg. Experimentierfreudiges Regieduo setzt prickelnden Stoff in Szene. Neues Programm im Überblick. Das ändert sich beim Ticketverkauf.

Bei der Auswahl der Stoffe für ihre Eigenproduktionen zeigt sich die Niederdeutsche Bühne Ahrensburg zunehmend experimentierfreudig. Zuletzt bei der plattdeutschen Erstaufführung des Thrillers „Passagier 23“ von Bestsellerautor Sebastian Fitzek. Im neuen Programm wartet wiederum eine Überraschung auf die Zuschauer: In der Komödie „De Siedenspringer“ weht zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins ein Hauch von Erotik über die Bühne. Marei von Appen, die im Duo mit Dennis S. Klimek Regie führt, sagt: „Es ist eine Verwechslungskomödie mit erotischem Charakter. Wir sind ja immer so ein bisschen Vorreiter wie mit dem Fitzek-Stück. Jetzt wagen wir uns wieder an etwas Neues heran.“

Die Geschichte beginne damit, dass ein Steuerberater dem Besitzer einer Pension rät, diese kurzfristig in ein Erotik-Hotel umzuwandeln, um Steuern zu sparen. Das heimlich vermählte Paar Vicky und Lenny (gespielt von Annabel Nickel und Marco Valentin), will seine Hochzeitsnacht dort verbringen. Es weiß aber nicht, was es mit dem Hotel auf sich hat. Lennys Eltern (Melanie Schmaljohann und Manfred Gepp) haben sich ebenfalls ohne das Wissen des anderen einquartiert und verfolgen ihre ganz eigenen amourösen Pläne mit jeweils einem anderen Partner im Schlepptau.

Niederdeutsche Bühne Ahrensburg: Portier heizt die Stimmung an

In weiteren Rollen treten ein Zimmermädchen mit Strapsen, ein frivoler, aber unfähiger Kellner und ein durchtriebener Portier auf. Bei ihm laufen die Fäden zusammen, und er mischt kräftig mit. Mit der Folge, dass er alle Hände voll zu tun hat, um Ordnung in das Chaos zu bringen. Zudem dürfen sich die Parteien nicht begegnen, damit die Seitensprünge nicht auffliegen. Das führt zum Entstehen absurd-komischer Situationen, auf die sich die Beteiligten kaum einen Reim machen können.

Explizite Sexszenen gibt es aber nicht. „Unter der Gürtellinie soll das nicht sein“, betont Regisseurin von Appen. Das Stück ist eine von fünf Eigeninszenierungen, die in der Saison 2023/2024 zur Aufführung kommen. Hinzu kommen Gastspiele dreier plattdeutscher Ensembles. Auch in anderer Hinsicht geht der Theaterverein neue Wege: Er hat eine Marketingoffensive gestartet, um noch präsenter zu sein und seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen.

Auf Corona folgt Neustart mit neuem Logo und Erscheinungsbild

Melanie Schmaljohann (v.l.), Antje Körner, Marei von Appen, Hans-Jochim Eggers, Dennis S. Klimek und Annabel Nickel präsentieren das neue Logo und Design.
Melanie Schmaljohann (v.l.), Antje Körner, Marei von Appen, Hans-Jochim Eggers, Dennis S. Klimek und Annabel Nickel präsentieren das neue Logo und Design. © Elvira Nickmann

Von Appen erläutert, wie der Stein ins Rollen kam: „Durch Corona stellte sich für uns die Frage: Wie stellen wir uns neu auf und wie können wir moderner werden?“ Zur Erarbeitung einer Strategie sei eine Marketinggruppe gegründet worden. Dort hätten Mitglieder ihre unterschiedlichen Fähigkeiten einbringen können. Wie Melanie Schmaljohann, die beruflich im Marketing tätig ist, oder Julian Eisenhut, der die Homepage neu aufgesetzt hat. Und das alles ohne Unterstützung durch eine externe Agentur.

Klimek berichtet, dass die Mitglieder aus den fünf besten von rund 15 Vorschlägen für ein neues Logo ihren Favoriten gekürt haben. An die Stelle der alten Version mit dem Stormarn-Schwan vor einem Haus mit geschnitzten Pferdeköpfen am Giebel ist ein klar strukturiertes Logo mit einer einfarbige Silhouette von Schloss Ahrensburg getreten. Sie verdeutlicht den Bezug zur Sschlossstadt. Die früher verwendeten schleswig-holsteinischen Farben Blau, Weiß und Rot wurden durch Ziegelrot, Schwarz/Grau und Weiß ersetzt. Wie viel prägnanter und moderner das wirkt, zeigt sich unter anderem an der Online-Präsenz und den neuen Programmbroschüren.

Mit dem langen Warten auf die Theaterkarten ist es vorbei

Bislang begann der Kartenvorverkauf für die Abendvorstellungen erst 21 Tage vor dem jeweiligen Aufführungstermin. Mit der Warterei ist jetzt Schluss. Vorstandsmitglied Hans-Jochim Eggers sagt: „Ab sofort sind Karten für alle Stücke der neuen Saison im Vorverkauf erhältlich.“ Dazu hat der Verein die Onlineverkaufsplattform Ticket Regional ins Boot geholt. Darüber können die Karten bequem von zu Hause bestellt und selbst ausgedruckt werden. Oder der Kunde lässt sie sich aufs Smartphone oder per Post schicken. Welche Plätze noch verfügbar sind, lässt sich anhand eines Saalplans ablesen.

Die Abo-Karten haben Scheckkartenformat und werden beim Einlass gescannt. Der Ausdruck der Tickets an der Abendkasse soll zudem wesentlich schneller sein. Deren Preis ist im Vergleich zum Vorverkauf moderat höher. Nach wie vor können Karten in der Buchhandlung Stojan gekauft werden. Für die Pause können Gruppen einen Tisch buchen, auf dem die Getränke bereitgestellt werden. Somit entfällt die Wartezeit an der Theke. Den Service rundet ein Online-Fanshop ab, in dem allerlei Merchandise-Produkte wie Schlüsselbänder, Tassen und T-Shirts zum Kauf angeboten werden.

Nicht jede Neuerung wird vom Publikum gut angenommen

Anrührend: Hauptdarsteller Wolfgang Tietjens schlüpft in „Honnig in'n Kopp“ in die Rolle des an Alzheimer erkrankten Großvaters.
Anrührend: Hauptdarsteller Wolfgang Tietjens schlüpft in „Honnig in'n Kopp“ in die Rolle des an Alzheimer erkrankten Großvaters. © Dennis Klimek

Jede Neuerung wird auf den Prüfstand gestellt. Bei den Vorstellungen am Sonnabendnachmittag ist die Bilanz laut Eggers nicht zufriedenstellend. Er sagt: „Der Versuch ist noch nicht so gut angelaufen.“ Mit dem Angebot will die Niederdeutsche Bühne Ahrensburg vor allem Älteren, die sich nicht gern im Dunkeln auf den Heimweg machen, eine Alternative bieten.

Bei den Publikumszahlen verzeichnet der Verein hingegen ein leichtes Plus im Vergleich zur Zeit vor Corona. Besonders die Eigenproduktionen sind beliebt und ziehen regelmäßig mehr als 500 Besucher an. Von Appen sagt: „Wir tun auch viel dafür.“ Schmaljohann ergänzt: „Mal sind wir auf dem Stadtfest, mal in der Stadtbibliothek oder im Peter-Rantzau-Haus.“ PR-Aktionen und Präsenz auf sozialen Netzwerken sind Teil des Erfolgs.

Eröffnet wird die Spielzeit von der Niederdeutschen Bühne Lübeck. In der Komödie „Dörtig“ geht es um eine Mutter, die ihre erwachsene Tochter nicht loslassen kann. Die kämpft jedoch mit allen Mitteln um ihre Eigenständigkeit. Anschließend steht das Ahrensburger Ensemble mit der Tragikomödie „Honnig in’n Kopp“ auf der Bühne. Annabel Nickel verspricht: „Das ist witzig und was fürs Herz.“ Für die Geschichte um einen an Alzheimer erkrankten Großvater und seine Enkelin, die eine Reise nach Venedig unternehmen, sind 13 unterschiedliche Bühnenbilder erforderlich.

Ehemann schlüpft in die Rolle des unfreiwilligen Gastgebers

Weiter geht es mit der Niederdeutschen Bühne Neumünster. In „Dat Frollein Wunner“ gründen drei Frauen Ende der 1940er-Jahre eine Damenband mit dem Ziel, einmal vor der Queen spielen zu dürfen. Die Swing- Komödie wird mit vielen Liedern aus der Epoche in Szene gesetzt. „Een komodigen Avend“ ist die zweite Eigeninszenierung. Ein Mann muss plötzlich die Rolle des Gastgebers für das Damenkränzchen seiner Gattin übernehmen. Fröhlich lässt er alle Frauen ins Haus – ohne zu ahnen, was ihm blüht.

Die Niederdeutsche Bühne aus Preetz inszeniert in Ahrensburg das schwarzhumorige Theaterstück „Nimm di in acht vör ole Fruuns“. Um an kostenloses Essen beim Leichenschmaus zu kommen, geben sich zwei alte Damen regelmäßig als Bekannte der jeweils Verstorbenen aus. „Doch bald haben sie alle Beerdigungen abgegrast“, sagt Klimek. Wie gut, dass sie um einen Ausweg nicht verlegen sind. „De Siedenspringer“ bildet den Schlusspunkt der Abonnementreihe. Karten für alle Stücke gibt es auch im Freiverkauf.

Drei Aufführungstermine fürs Weihnachtsmärchen geplant

„Die Schlechten ins Kröpfchen, die Guten ins Töpfchen“: Die Täubchen helfen Aschenputtel (Annabel Nickel) beim Lesen der Linsen.
„Die Schlechten ins Kröpfchen, die Guten ins Töpfchen“: Die Täubchen helfen Aschenputtel (Annabel Nickel) beim Lesen der Linsen. © Manfred August

das Weihnachtsmärchen in diesem Jahr ist „Aschenputtel“. Regie führt wieder Marei von Appen. „Diese Version ist sehr witzig, wir haben schon bei der Leseprobe sehr gelacht“, sagt sie. 13 Darsteller wirken mit. Das Märchen wird mit prächtigen Kostümen, einer eigens ausgearbeiteten Choreografie, Tanz und Musik stimmungsvoll in Szene gesetzt. Drei Aufführungen sind geplant. Denn beim letzten Mal war die Nachfrage so groß, dass ein Zusatztermin angesetzt werden musste.

Zum Saisonabschluss zeigt die Jugendgruppe Mimikri den Krimi „Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper“. Wo sonst, wenn nicht auf der Theaterbühne, treffen die bekanntesten Figuren des Genres in einem Stück aufeinander? Der Stoff dürfte einen besonderen Reiz auf nostalgische Krimifans ausüben und empfiehlt sich für alle, die es spannungsgeladen mögen.

Alle Termine:„Dörtig“ Fr 22.9., 20.00, Sa 23.9., 15.00; „Honnig in’n Kopp“ Fr 3.11., 20.00, Sa 4.11., 15.00, Fr 10.11., 20.00; „Aschenputtel“ Fr 1.12., 16.30, Sa/So 2.12./3.12. 15.00; „Dat Frollein Wunner“ Fr 26.1., 20.00, Sa 27.1., 15.00; „Een komodigen Avend“ Fr 23.2., 20.00, Sa 24.2., 15.00, Fr 1.3., 20.00; „Nimm di in acht vör ole Fruuns“ Fr 22.3., 20.00, Sa 23.3., 15.00; „De Siedenspringer“ Fr 26.4., 20.00, Sa 27.4., 15.00, Fr 3.5., 20.00; „Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper“ Fr 7.6., 20.00, Sa 8.6., 15.00.

Karten kosten im Vorverkauf zwischen 12,60 und 18,10 Euro (ermäßigt ab 9,85 Euro) in der Buchhandlung Stojan (Hagener Allee 3a) und unter ticket-regional.de/nb-ahrensburg. An der Abendkasse gibt es sie für 14 bis 19 Euro. Das Abonnement beinhaltet sechs Abendvorstellungen/Saison und kann für 49 bis 73 Euro gebucht werden. Hans-Jochim Eggers vom Abobüro ist unter Tel. 04102/823629 oder per E-Mail an karten@nb-ahrensburg.de erreichbar.