Ahrensburg. Plattdeutsche Erstaufführung von „Passagier 23“ verspricht beklemmende Gänsehaut-Momente. Was Fans alles entdecken können.
Ein Zeitungsartikel, in dem über das ungeklärte Verschwinden von Menschen auf hoher See berichtet wurde, war die Initialzündung zu Sebastian Fitzeks Thriller „Passagier 23“. Teils schockiert, teils fasziniert von der Thematik beschloss der Bestsellerautor: „Da steckt ein Thriller dahinter.“ Wie die Niederdeutsche Bühne Ahrensburg diesen spannenden Stoff als plattdeutsche Erstaufführung fürs Theater in Szene setzt, kann das Publikum an drei Aufführungsterminen im Alfred-Rust-Saal erleben. Premiere ist am Freitag, 28. April, 20 Uhr.
Damit setzt das Ensemble auf ein Genre, das viele eher nicht auf dem Spielplan eines niederdeutschen Theatervereins vermuten würden. Doch es hat sich gezeigt, dass das Genre den Nerv der Zuschauer trifft. 2020 inszenierte die niederdeutsche Bühne mit „De Seelenbreker“ das erste Fitzek-Stück. Mit Erfolg, wie Regisseurin Marei von Appen berichtet. Sie sagt: „Wir waren mit der Resonanz zufrieden.“ Die ersten Vorboten der Corona-Pandemie seien bei den letzten Aufführungen zwar schon spürbar gewesen, weil sich einige Zuschauer zu dem Zeitpunkt bereits nicht mehr in die Vorstellungen getraut hätten. Andererseits habe sich gezeigt, dass mit moderneren Stoffen auch das Interesse neuer Zuschauergruppen geweckt worden sei.
Niederdeutsche Bühne Ahrensburg spielt Fitzek-Thriller: Vereinsgründer dabei
„Der Verein kann auch mal so etwas wagen, es müssen nicht nur Schenkelklopfer sein“, so von Appen weiter. Das sei auch ganz im Sinne des Vereinsgründers Heinz Beusen. „Es war auch sein Anliegen, nicht nur Lustiges auf die Bühne zu bringen.“ Und dann verrät sie ein kleines Detail, das Bestandteil jeder Eigeninszenierung ist: Der verstorbene und mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Gründer sei immer auf die ein oder andere Weise präsent. So blickt Beusen beispielsweise durch seine markante dicke Brille von einem Foto im Bilderrahmen aus auf das Bühnengeschehen. Zuschauer, die nach ihm Ausschau halten, sollten die Requisiten und Ausstattung genau in Augenschein nehmen.
In dem Thriller geht es um 23 Passagiere, die spurlos von einem Kreuzfahrtschiff verschwinden. Solche Vorfälle passieren jedes Jahr – und noch nie ist einer der Vermissten wieder aufgetaucht. Doch diesmal ist etwas anders, denn das Mädchen Anouk (Lucia Timmermann), das vor Monaten mit seiner Mutter als vermisst gemeldet wurde, wird an Bord des Kreuzfahrtschiffs „Sultan of the Seas“ entdeckt. In seinem Arm hält es einen Teddybären. Er gehört Timmy, einem für tot erklärten Jungen.
Fitzek-Thriller: Ermittler erwacht in einem Albtraum, der zur Realität wird
Dessen Vater, Polizeipsychologe Martin Schwartz (Sönke Timmermann), verlor Sohn und Frau vor fünf Jahren während einer Kreuzfahrt auf eben jenem Schiff auf unerklärliche Weise. Damals ging die Polizei von einem erweiterten Selbstmord der Mutter aus. Als eine ominöse Anruferin ihn über das Auffinden des Mädchens und Timmys Teddy informiert, reißt sie alte Wunden auf. Von Appen sagt: „Damit beginnt die Geschichte für den Ermittler von vorn.“ Wenn er herausfinden will, was seiner Familie Schreckliches zugestoßen ist, muss er sich ausgerechnet an den Ort begeben, an dem sein ganz persönlicher Albtraum begonnen hat.
Im Verlauf der Handlung offenbaren sich die Abgründe der menschlichen Seele. Auf die Frage, ob auch mit Kunstblut gearbeitet wird, antwortet die Regisseurin: „Aber selbstverständlich.“ Der Mikrokosmos der abgeschotteten Gemeinschaft auf einem Kreuzschiff trägt das seine zur beklemmenden Atmosphäre bei. Das Grauen, dass der Autor mit seinen Thrillern erzeugt, sorgt für Nervenkitzel bei seinen Fans, zu denen auch einige Mitglieder des Ensembles gehören.
Wer genau hinschaut, kann versteckte Details entdecken
Für Fans, die das Buch aufmerksam gelesen haben, haben sich die Verantwortlichen kleine Details ausgedacht. Von Appen sagt, worum es dabei geht: „Auf Instagram stellen wir mittels Videos und QR-Code Infos zur Verfügung. Zuschauer können das Eichenblatt, das der Autor als Symbol für die Kreuzfahrt in seinem Thriller beschreibt, während der Aufführung irgendwo auf der Bühne entdecken, ebenso das Vorgängerbuch.“
Außer Marei von Appen zählt Dennis Klimek zum Regieteam. Er hat zusätzlich die Nebenrolle als Polizeipsychiater Dr. Klein im aktuellen Stück übernommen. Insgesamt wirken zwölf Darsteller mit. Die Regisseure haben bereits beim ersten Fitzek-Krimi zusammengearbeitet und sich schon voriges Jahr Gedanken gemacht, wie der Stoff am besten umgesetzt und das Bühnenbild gestaltet werden kann. Kein einfaches Unterfangen bei 30 Szenenwechseln, wie von Appen erläutert. „Das funktioniert vorwiegend über Lichteffekte und Sound. Wir versuchen, sogar den unteren Teil des Schiffes auf diese Weise zu visualisieren.“
Falltraining soll Darsteller vor Verletzungen bewahren
Über zu wenig Action kann sich das Publikum jedenfalls nicht beklagen: „Es geht rund auf der Bühne“, verspricht die Regisseurin. „Wir haben extra ein Falltraining eingeführt, damit sich die Darsteller nicht verletzen.“ Mit drei Monaten ist die Probenzeit kurz, aber intensiv. Von Appen sagt: „Jede Probe ist aufregend und spannend.“ Wenn alles nach Plan läuft, überträgt sich das auf die Zuschauer.
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Wer einen Vorgeschmack bekommen will, schaut am Sonnabend, 8. April, in der Zeit von 11 bis 14 Uhr bei der Buchhandlung Stojan vorbei. „Kapitän und Offizier in Uniform und weitere Darsteller sind vor Ort. Wir stehen Rede und Antwort zum Stück und haben kleine Boardingkarten vorbereitet, die wir verteilen.“ Beim Weihnachtsmärchen sei so eine Aktion gut angekommen. Wer will, kann ein Selfie mit den Schauspielern machen.
Aufführungen Fr 28.4., 20.00, Sa 29.4., 15.00 (mit Kaffee und Kuchen), Fr 5.5., 20.00, Selma-Lagerlöf-Schule, Alfred-Rust-Saal, Wulfsdorfer Weg 71, Karte 10,– bis 15,– im Vvk. (ab 31.3.): Buchhandlung Stojan, Hagener Allee 3a, und an der AK