Ahrensburg. Benjamin Stukenberg wird einstimmig zum Bürgervorsteher gewählt. Warum sein Vorgänger Matthias Stern von der CDU enttäuscht wirkt.

Applaus, Applaus: In außergewöhnlicher Harmonie ist die Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung in eine neue politische Ära gestartet. Erstmals sind die Grünen in einem Stormarner Ort stärkste Kraft und stellen mit Benjamin Stukenberg (40) den neuen Bürgervorsteher. Die Wahl fiel bei der konstituierenden Sitzung ebenso einstimmig aus wie alle weiteren Personalentscheidungen. Dafür gab’s viel Beifall, Händeschütteln, lächelnde Gesichter. Und das meistgebrauchte Wort des Abends war „Danke“.

Der große Saal im Marstall glich einem Blumenladen: 24 Sträuße standen bereit, um an neue Amtsträger und aus dem Gremium ausscheidende Kommunalpolitiker verteilt zu werden. Hinzu kamen kleine Geschenke für den ehrenamtlichen Einsatz: für jeweils fünf Jahre ein Glas.

Grüne sind die stärkste politische Kraft in Ahrensburg

So hatte Benjamin Stukenberg bei seiner Premiere nicht nur viel zu reden, sondern war auch ständig in Bewegung. Dass er deutlich deutlich jünger als seine Vorgänger ist, mag dabei sicherlich kein Nachteil gewesen sein. Erfahrung bringt der Diplom-Wirtschaftsinformatiker, der als Teamleiter im Bereich E-Commerce für ein großes Logistikunternehmen in Hamburg arbeitet, ebenfalls mit. Seit 2005 ist er Bürgerliches Mitglied der Grünen-Fraktion und seit 2018 Stadtverordneter. Außerdem ist er Stormarner Kreisvorsitzender seiner Partei und engagiert sich beim Technischen Hilfswerk (THW) in seiner Heimatstadt.

Der neue Bürgervorsteher Benjamin Stukenberg (Grüne, r.) dankt seinem Amtsvorgänger Matthias Stern (CDU). Auch Bürgermeister Eckart Boege (l.) gratuliert.
Der neue Bürgervorsteher Benjamin Stukenberg (Grüne, r.) dankt seinem Amtsvorgänger Matthias Stern (CDU). Auch Bürgermeister Eckart Boege (l.) gratuliert. © Harald Klix

Neue Stellvertreter des Bürgervorstehers, der oberster Repräsentant der 34.500-Einwohner-Stadt ist und die Sitzungen der Stadtverordneten leitet, sind Michaela Knaack (CDU) und Markus Kubczigk (SPD). Der 74 Jahre alte Klaus Korte (CDU), der seit sechs Jahren auch im Seniorenbeirat mitarbeitet, ist jetzt Stellvertreter des hauptamtlichen Bürgermeisters Eckart Boege, wenn dieser abwesend ist. Korte ist Nachfolger von Carola Behr (CDU), die das Direktmandat in ihrem Wahlkreis verpasst hat. Zweiter Stellvertreter bleibt Christian Schubbert (Grüne).

Bahn will ebenfalls im September über S 4 informieren

Ein bestimmendes Thema der nächsten fünf Jahre wird der Bau der neuen S-Bahnlinie 4 sein. Dafür sollen im dritten, rund 9,5 Kilometer langen Planfeststellungsabschnitt (PFA3) von der Hamburger Landesgrenze bis zum Bahnhof Ahrensburg zwei zusätzliche Gleise und bis zur Haltestelle Gartenholz ein zusätzliches Gleis angelegt werden. Die dazu geplante Einwohnerversammlung ist nun für Mittwoch, 27. September, im Alfred-Rust-Saal terminiert. „Nach aktuellen Infos ist die öffentliche Auslegung der PFA-Unterlagen Mitte September zu erwarten“, sagte Stukenberg. Anfang September plane die Bahn zudem eine eigene Veranstaltung.

Der frühere schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP, l.) ist nun auch Stadtverordneter, was er auf einem Selfie mit seinem Parteikollegen Wolfgang Schäfer festhält. 
Der frühere schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP, l.) ist nun auch Stadtverordneter, was er auf einem Selfie mit seinem Parteikollegen Wolfgang Schäfer festhält.  © Harald Klix

„Bei dem Zeitplan ist gewährleistet, dass wir über Anregungen der Einwohner beraten und diese in eine Einwendung einfließen lassen können“, sagte Bürgermeister Boege. Die Stadt habe bereits beantragt, dass sie als sogenannter Träger öffentlicher Belange (TÖB) eine Fristverlängerung bekomme. Nach der einmonatigen Auslegung (der PFA2 umfasste mehr als 5200 Seiten) sollen acht Wochen Zeit zur Bearbeitung und Stellungnahme bleiben. Für Bürger und andere Betroffene wie Vereine bleibt nach dem Ende der Auslegung ein Monat Zeit.

Ausschüsse haben künftig nur noch sieben statt 13 Mitglieder

Grüne, CDU, FDP und Wählergemeinschaft WAB setzten eine deutliche Verkleinerung der Ausschüsse von bisher 13 auf sieben Mitglieder durch. „Das ist die einzige Größe, die die Mehrheiten in der Stadtverordnetenversammlung annähernd widerspiegelt“, sagte Christian Schubbert (Grüne). Es sei wenig sinnvoll, wenn ein Ausschuss mit anderen Mehrheiten Beschlüsse fasse, die von den Stadtverordneten wieder gekippt würden.

Die sieben SPD-Vertreter stimmten gegen die Änderung. „Keine Konstellation gibt die Verhältnisse genau wieder“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Bela Randschau. „Wir sollten die Größe nicht nach jeder Wahl radikal ändern.“ Aus diesem Grund sei die SPD zuvor auch nicht für die Vergrößerung gewesen.

Bürgervorsteher Matthias Stern (CDU) war 49 Jahre ehrenamtlich aktiv

Künftig haben Grüne und CDU jeweils zwei Sitze in den Ausschüssen. Die SPD stellt wie die FDP und die WAB einen Vertreter – obwohl sie deutlich mehr Stimmen bekommen hatte. Zu Vorsitzenden der wichtigsten Gremien wurden gewählt: Detlef Levenhagen (CDU) Hauptausschuss; Christian Schubbert (Grüne) Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss; Markus Kubczigk (SPD) Bau- und Planungsausschuss; Wolfgang Schäfer (FDP) Finanzausschuss; Marie-Luise Bernhardt (Grüne) Sozialausschuss; Wulf Köpke (WAB) Umweltausschuss.

Zu den mehr als 30 Fraktionsmitgliedern, die nicht mehr dabei sind, zählt auch Bürgervorsteher Matthias Stern (CDU). Seine letzte Sitzung auf dem Podium eröffnete er gewohnt zielstrebig, um dann mit einem kurzen „Ich verabschiede mich von Ihnen für sehr, sehr lange Zeit“ auf einen Stuhl in den Zuschauerreihen zu wechseln.

41 Jahre war Stern Stadtverordneter und schon seit seinem 18. Lebensjahr in der CDU-Fraktion aktiv. Zum Abschied bekam der pensionierte Oberstudienrat zwar wie alle anderen Ehemaligen Blumen und gleich acht Gläser überreicht. Auf eine offizielle Würdigung des außergewöhnlich langen Einsatzes warteten Matthias Stern und seine Ehefrau Anna Hengstler, die ebenfalls aus der Kommunalpolitik verabschiedet wurde, allerdings vergeblich. Und so machten sie sich schon vor Ende der Sitzung auf den Heimweg.

31 Sitze hat die neue Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung. Das sind neun weniger als bisher, da Überhang- und Ausgleichsmandate weggefallen sind. Grüne und CDU (jeweils acht Mandate) haben zusammen eine rechnerische Mehrheit. Die SPD hat sieben Sitze, die FDP und die Wählergemeinschaft WAB haben jeweils vier.

Die Grünen waren bei der Kommunalwahl mit 26,1 Prozent (plus 4,4 Punkte) erstmals stärkste Kraft geworden. Die CDU rutschte auf 24,9 Prozent (minus 6,6) ab. Die SPD legte leicht auf 21,6 Prozent (plus 0,6) zu. Großer Gewinner war auch die FDP mit 14,9 Prozent (plus 6,4). Die WAB erreichte 12,5 Prozent (plus 1,8). Die Linke (zuvor 6,6 Prozent) war nicht mehr angetreten. Die Wahlbeteiligung lag bei 48,1 Prozent.

Bürgersprechstunde: Ab Juli bietet Bürgervorsteher Benjamin Stukenberg im Rathaus (Manfred-Samusch-Straße 5, Raum 210) Sprechstunden für alle Ahrensburger an. Termine können per E-Mail an buergervorsteher@ahrensburg.de vereinbart werden.