Ahrensburg. SPD will Klimaneutralität bis 2035 verbindlich festschreiben. Bedenken bei anderen Fraktionen. Was die Klimaschutzmanagerin empfiehlt.

Soll die Stadt Ahrensburg bereits bis 2035 klimaneutral werden und damit zehn Jahre eher als der Bund? Darüber hat der Umweltausschuss in der Schlossstadt am Mittwoch diskutiert. Die SPD hat beantragt, den 31. Dezember 2035 als verbindliches Datum für die Klimaneutralität festzuschreiben. Ahrensburg hat zwar seit 2015 ein Klimaschutzkonzept, das Maßnahmen und Handlungsempfehlungen beinhaltet, aber keine verpflichtenden Zeitvorgaben macht.

„Mit den bisherigen Anstrengungen werden wir das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, nicht erreichen“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Jochen Proske. Auch wenn weder Ahrensburg noch Deutschland allein das Klima retten könnten, sei es wichtig, als Stadt mit ambitionierten Zielen voranzugehen, um auch ein Vorbild für den privaten Sektor zu sein.

Ahrensburgs Politiker diskutieren über Klimaneutralität bis 2035

In ihrem Antrag spricht sich die SPD dafür aus, bei der Treibhausgasreduktion Zwischenziele im Zwei-Jahres-Rhythmus festzuschreiben. Werden diese um mehr als fünf Prozentpunkte verfehlt, soll die Verwaltung den Stadtverordneten geeignete Maßnahmen vorschlagen, um gegenzusteuern. Außerdem soll im Rathaus ein Maßnahmenpaket erarbeitet werden, um die Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen.

Bei den anderen Fraktionen sorgte der SPD-Vorstoß für verhaltene Reaktionen. „Wir sollten Geld und Ressourcen lieber in konkrete Projekte investieren“, sagte Peter Egan. Der Politiker von der Wählergemeinschaft WAB wies darauf hin, dass zurzeit ohnehin an einer Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes gearbeitet werde.

Grüne und FDP sehen in dem SPD-Papier fachliche Mängel

Cordelia Koenig (Grüne) sah vor allem fachliche Schwächen in dem SPD-Papier. „Was bedeutet Klimaneutralität? Ist das auf Kohlenstoffdioxid beschränkt oder sind auch andere Bereiche gemeint?“, fragte sie. „Außerdem liegen uns in puncto Treibhausgasemissionen gar keine belastbaren Daten für Ahrensburg vor, sodass es schwierig wird, Grenzwerte festzulegen“, so Koenig.

Auf dieses Problem wies auch Michael Stukenberg (FDP) hin. „Wir fahren in Ahrensburg im Blindflug, wenn es darum geht, wie viel Strom und Gas wir eigentlich verbrauchen“, sagte er. Der SPD-Antrag sei „zu wenig konkret und zu viel Bürokratismus“.

SPD-Fraktionschef will eine „klare Roadmap“ für den Klimaschutz

„Über die Details können wir gern diskutieren“, erwiderte Proske. Wichtig sei, dass Ahrensburg „eine klare Roadmap hat, mit Zahlen, die uns alle verpflichten“. Denn bislang seien zwar Ziele im Klimaschutzkonzept skizziert, aber wenn es darum gehe, konkrete Bauvorhaben zu beschließen, stehe der Klimaschutz im Einzelfall meist hintenan.

Zuspruch bekam Proske von Ahrensburgs neuer Klimaschutzmanagerin Stefanie Kubitza. „Den Fahrplan mit den einzelnen Maßnahmen müssen Sie nicht als Politik ausarbeiten, das machen Fachleute“, sagte sie. Wichtig sei es, so die Expertin mit Blick auf die laufende Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes, einen zeitlichen Zielrahmen zu definieren. Bislang gehe das Papier von einem Richtwert 2040 aus.

CDU warnt vor möglichen Kosten der Klimaschutzmaßnahmen

Burkhart Bertram (CDU) warnte, auch die Kosten möglicher Maßnahmen im Blick zu behalten. „Wir alle wollen eher früher als später klimaneutral sein, aber wir müssen auch sehen, was realistisch ist“, sagte er. Kubitza schlug daraufhin vor, in der Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes auch zu untersuchen, was notwendig wäre, um das Ziel fünf Jahre eher zu erreichen.

„Wir können beide Szenarien gegeneinanderrechnen lassen“, sagte sie. Im Anschluss daran könnten die Politiker anhand der Ergebnisse entscheiden, ob eine Klimaneutralität bis 2035 festgeschrieben werden soll. Dieser Vorschlag fand Zuspruch bei den Fraktionen. Bis zur kommenden Sitzung des Umweltausschusses im Juli will Kubitza nun prüfen, wie viel teurer eine Erweiterung der Analyse um ein solches zweites Szenario wäre.