Ahrensburg. Die Mitarbeiter der städtischen Einrichtung sind vielerorts gefragt. Ihr Aufgabengebiet reicht weit über Straßen und Parks hinaus.
Morgens um kurz nach 7 Uhr auf dem Gelände des Ahrensburger Bauhofs an der Kurt-Fischer-Straße: Auf der großen Fläche vor den Garagen sammeln Mitarbeiter ihr Equipment zusammen und verstauen es auf den Ladeflächen der orangefarbenen Pick-ups. In Zweier- oder Dreierteams steigen sie nach und nach in die Fahrzeuge. Ein Großteil der rund 50 Bauhofmitarbeiter ist längst schon im Stadtgebiet unterwegs.
„Wir fangen an, sobald es hell ist“, sagt Sieglinde Thies, „um diese Jahreszeit so gegen 6 Uhr.“ Seit 21 Jahren ist sie hier die Chefin. Ihre – bis auf wenige Ausnahmen männliche – Belegschaft ist immer einsatzbereit. 365 Tage im Jahr, egal ob im Hochsommer die Sonne knallt oder es im tiefsten Winter schneit. „Es ist ein Haufen netter Kerle“, sagt Thies über ihr Team.
Das Team des Ahrensburger Bauhofs hält die Stadt in Ordnung
Für die Bürger tritt der Bauhof vor allem in Erscheinung, wenn die orangefarbenen Fahrzeuge anrücken, weil mal wieder der Rasen im Park gemäht werden oder wenn es in den Wintermonaten friert und gestreut werden muss. Dabei sind seine Aufgaben vielfältig: Baum- und Grünflächenpflege, Straßenunterhaltung und -reinigung, Unterhaltung der städtischen Spielplätze, Leeren der öffentlichen Papierkörbe, Winterdienst, Einsammeln von Fundrädern, Aufstellen und Anbringen temporärer und dauerhafter Verkehrszeichen. Zusätzlich hat das Team rund 4500 Straßenlaternen und mehr als 40 Ampeln im Blick.
„Allein mit der Beschilderung ist einer meiner Mitarbeiter ausgelastet“, sagt Thies. In einem Lager hat Torben Lübcke nicht nur gängige Verkehrszeichen wie „Tempo 30“ und die „Einbahnstraße“ vorrätig, sondern auch alle denkbaren Spezialschilder. Einige von ihnen waren gerade erst im Einsatz, als die Große Straße für den verkaufsoffenen Sonntag mit Oldtimer-Treffen gesperrt war.
Platzieren von Verkehrszeichen gleicht einer Wissenschaft
Das Platzieren der Zeichen ist eine Wissenschaft für sich. „Früher haben wir die Schilder für ein Halteverbot drei Tage vorher aufgestellt, jetzt sind es eher fünf Tage“, sagt Lübcke. Denn: Nur wenn die Verkehrszeichen frühzeitig stehen und genau richtig angeordnet sich, sind sie gültig. „Sind die Anordnungen nicht korrekt, haben sie im Streitfall rechtlich keinen Bestand“, sagt Bauhofchefin Thies.
Auf dem Gelände gibt es eine ganze Reihe weiterer Lager: Streugut, Kies, Gehäckseltes, Bordsteine, Gehwegplatten, Sitzbänke. Außerdem hat der Bauhof eine eigene Malerei, Schlosserei und Tischlerei sowie eine Kfz-Werkstatt, die auf die tonnenschweren Arbeitsfahrzeuge ausgelegt ist. Insgesamt sieben Mitarbeiter sind dort beschäftigt.
Der Bauhof verfügt über Malerei, Tischlerei und eigene Kfz-Werkstatt
Der Bauhof ist im wahrsten Sinne des Wortes ein eigenes, gar nicht mal so kleines Handwerksunternehmen: Gemeinsam mit der Stadtentwässerung, die es auch noch einmal auf rund 20 Mitarbeiter bringt, bildet er die Stadtbetriebe Ahrensburg, die als kommunales Eigenunternehmen organisiert und eine 100-prozentige Tochter der Stadt Ahrensburg sind. Wie externe Firmen wird der Bauhof von der Verwaltung beauftragt und rechnet seine Arbeit ab.
Heute stehen gleich mehrere aufwendigere Arbeiten an. Am Stormarnplatz soll ein toter Baum gefällt werden. Das Holz ist morsch. Es besteht die Gefahr, dass Äste abbrechen und Menschen oder Autos treffen. Baumpfleger Fabian Westphal und sein Team sind mit dem Hubsteiger vor Ort. „Einmal im Jahr werden alle Bäume im Auftrag der Stadt von einem Gutachter auf Totholz und Standsicherheit kontrolliert“, sagt er.
Manche Bäume sind beim Rückschnitt empfindlich, andere nicht
„Wir führen ein Kataster, aus dem wir Sorte und Alter ablesen können“, so Westphal. Mehr als 11.000 Bäume im gesamten Stadtgebiet sind darin erfasst. Jede Art reagiere unterschiedlich auf Beschnitt. „Stieleichen beispielsweise sind recht unempfindlich“, sagt der Baumpfleger.
Robinien und Kastanien sollten hingegen um nicht mehr als zehn Zentimeter gestutzt werden, rät der Experte. „Wir haben häufig Anrufe von Bürgern, dann heißt es: Der Baum vor meinem Grundstück ist so hoch, können Sie da nicht mal beigehen?“, sagt Westphal. „Leider müssen wir solche Anfragen in aller Regel abweisen, weil ein so radikaler Schnitt die Bäume extrem schädigen würde.“
Junge Sumpfeichen im Erlenhof müssen gestäbt werden
Für Straßenbäume gelten besondere Vorschriften. „Über Straßen gilt ein Lichtraumprofil von 4,50 Meter Höhe, über Fahrradwegen sind es 2,50 Meter“, sagt Westphal. Tiefer dürfen die Äste der Bäume dann nicht hängen.
Aufmerksamkeit brauchen auch die jungen Sumpfeichen, die den Pomonaring im Neubaugebiet Erlenhof säumen. Sie befinden sich noch in einer frühen Wachstumsphase und sollen in Form gebracht werden. Dazu binden Henning Schacht und Tom Below ihnen einem Bambusstab in die Krone. Stäben nennt sich das. „Dadurch korrigieren wir den Wuchs der Terminale, sodass der Hauptstamm gerade nach oben wächst“, sagt Schacht. 60 Bäume müssen die beiden auf diese Weise versorgen.
Mehr als 6800 Straßeneinläufe müssen regelmäßig gesäubert werden
Das Gewerbegebiet Beimoor ist heute der Arbeitsort von Peter Lütje. Der langjährige Mitarbeiter befreit die Silos der Straßeneinläufe an der Carl-Backhaus-Straße von Schlick. Mehr als 6800 dieser Schächte am Fahrbahnrand gibt es, die das Regenwasser in die Kanalisation leiten. Laub und Dreck führen dazu, dass sie sich zusetzen und das Wasser nicht mehr ablaufen kann.
Lütje ist mit einem Spezialfahrzeug mit Greifarm unterwegs, mit dem er die Körbe aus den Silos heben und automatisch leeren kann. Das erleichtert die Arbeit zwar enorm, doch die Deckel der Einläufe muss der Bauhofmitarbeiter per Hand herausstemmen – ein Kraftakt. „Die meisten Einläufe müssen einmal im Jahr geleert werden, aber es gibt auch Punkte, da bin ich zweimal oder sogar alle paar Wochen“, sagt er.
Tipp der Grünpfleger gegen Unkraut: Rindenmulch im Beet verteilen
An der Großen Straße im Stadtzentrum sind die Grünpfleger Caren Brüggmann und Werner Kewitz im Einsatz. Für sie hat jetzt die Hochsaison begonnen. In den Beeten wird gepflanzt und gejätet. „Im Prinzip kann man jeden Tag beigehen, so schnell wächst das Unkraut nach“, sagt Brüggmann. Die Parkflächen an der Großen Straße mit den großflächigen Beeten gehören zu den pflegeintensivsten, die der Bauhof betreut. Sie sind sozusagen das Aushängeschild der städtischen Grünpfleger.
Für Hobby-Gärtner, die beim Unkrautjäten kaum noch hinterherkommen, hat Werner Kewitz einen Tipp: Rindenmulch. „Im Beet verteilt hindert es das Unkraut am Wachsen“, sagt er. Zudem hält es die Feuchtigkeit im Boden und kann damit gerade im trockenen Sommer für ein gutes Stadtklima sorgen.
Bauhof übernimmt auch kleinere Aufgaben in städtischen Gebäuden
Neben den Aufgaben im Außenbereich übernimmt der Bauhof auch regelmäßig kleinere Arbeiten in städtischen Gebäuden. „So muss nicht für jede Kleinigkeit eine Firma beauftragt werden“, sagt Sieglinde Thies. Heute sind drei Kollegen in der Grundschule Am Schloss. Im ersten Stock soll eine Tafel versetzt werden, der Klassenraum bekommt ein elektronisches Whiteboard.
Das hört sich zunächst nach einem kleinen Handgriff für nebenbei an, doch es hat einen Grund, dass das Team gleich zu dritt angerückt ist. „Damit sich die Tafel leicht hoch- und runterschieben lässt, laufen in den Pylonen links und rechts Betonklötze als Gegengewichte mit“, sagt Tischler Andreas Dürkop. Und so kostet die Tafel das Trio nicht nur einiges an Kraft, sondern auch den halben Vormittag.
Großprojekt Spielplatz Schlehenstieg ist gerade fertig geworden
Vor Kurzem ist ein Großprojekt fertig geworden: der neue Spielplatz am Schlehenstieg im Westen Ahrensburgs. Sämtliche Geräte wurden erneuert. Geliefert und montiert wurden sie von einer Firma, aber die gesamte Anlage haben Sieglinde Thies und ihre Mitarbeiter gestaltet. Rund um Klettergerüst und Schaukel herum haben sie eine Grube ausgehoben und mit Gehäckseltem aufgefüllt – als Fallschutz. „Früher hat man Sand genommen, aber der sinkt zusammen, wird zu einer harten Schicht und muss regelmäßig mit einer Fräse aufgelockert werden“, sagt Thies. Dieses Problem gebe es bei Holzschnitzeln nicht. Der Spielplatz soll noch im Mai wiedereröffnet werden.
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Großprojekte wie dieses sind für den Bauhof eher die Ausnahme. „Wir übernehmen meist viele kleine Dinge, wenn es irgendwo brennt“, sagt Thies. Viele Bürger wüssten gar nicht, welche Aufgaben in die Zuständigkeit des Bauhofs fallen, sagt die Chefin. Zum Beispiel leere ein Mitarbeiter sämtliche 360 öffentlichen Papierkörbe an Parkbänken und im Stadtzentrum – und das alle 14 Tage.
Regelmäßig müssen die Bauhofmitarbeiter Müllsündern hinterherräumen
Oder wenn im Stadtteil Gartenholz am Helgolandring eine Gehwegplatte ausgetauscht werden muss, die von den Wurzeln einer Kiefer hochgedrückt worden war, sodass eine gefährliche Stolperfalle entstand. „Wir haben das immer wieder, dass Leute uns anrufen, weil ihnen etwas nicht schnell genug geht“, erzählt sie. „Leider meinen einige, sie wissen es besser.“ Thies nimmt es gelassen. „Nicht meckern, einfach anrufen“, sagt die Bauhofchefin. „Wir können nicht überall sein.“
Bei der ganzen Liste an Aufgaben, die regelmäßig anfallen, ist es umso ärgerlicher, wenn außerplanmäßig etwas dazukommt. Zum Beispiel, wenn Müllsünder im Stadtgebiet illegal Abfall abladen. Besonders beliebt: die Wiese neben den Sammelcontainern an der Otto-Siege-Straße im Gartenholz. Auch heute ist der Bauhof dort, um mit einem Kranwagen einen ganzen Berg Sperrmüll einzusammeln.
Illegal entsorgter Abfall verursacht Kosten von 30.000 Euro im Jahr
Unbekannte haben Teile von Schränken, einen Tisch und ein ganzes Couchensemble aus Leder entsorgt – direkt neben einem Schild, welches auf das Verbot hinweist. Die Abfallwirtschaft reinigt zwar regelmäßig die Plätze um ihre Sammelcontainer, bekommt große Teile aber nicht abtransportiert.
„Wir holen jede Woche was ab, manchmal bin ich dreimal hier“, sagt Bauhofmitarbeiter Sergej Berg. Mit seinem beiden Kollegen Abdul Karim und Jörg Wirth fährt er die Ladung direkt in die Müllverbrennungsanlage Stapelfeld – ein Mehraufwand, welcher den Bauhof und damit indirekt den Steuerzahler jährlich 25.000 bis 30.000 Euro kostet. „Das hat extrem zugenommen“, sagt Chefin Thies. 2019 hätten die Kosten noch bei 7000 bis 8000 Euro gelegen.
Der Teamgedanke wird auf dem Bauhof ganz groß geschrieben
Inzwischen ist es Mittag. Nach und nach trudeln die orangefarbenen Pick-ups wieder auf dem Gelände des Bauhofs ein. Im Gemeinschaftsraum wird zusammen gegessen, ehe es am Nachmittag weitergeht. Denn wenn eins ganz groß geschrieben wird, dann ist es der Teamgedanke. Gemeinsam halten sie die Stadt in Ordnung.