Ahrensburg. Anke Beck kehrt der Schlossstadt nach nur sechs Monaten den Rücken. Abteilung für Straßenbau im Rathaus liegt quasi brach.

Eigentlich sollte es bergaufgehen, als Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege Anfang Januar verkündete: Der Spitzenposten im Tiefbauamt ist wieder besetzt. Nun muss die Schlossstadt schon wieder eine neue Leitung für den Fachdienst suchen, der im Rathaus unter anderem für die planerische Begleitung von Bau, Unterhalt und Sanierung von Straßen und Wegen zuständig ist. Anke Beck, die die Stelle erst Anfang des Jahres übernommen hatte, wird Ahrensburg zum 1. Juni wieder verlassen.

Das wurde unserer Redaktion aus Rathauskreisen bestätigt. Die 48 Jahre alte Diplom-Bauingenieurin, die aus Norden (Niedersachsen) in die Schlossstadt gewechselt war, habe sich entschieden, das Engagement nicht über die Probezeit hinaus fortzuführen. Boege möchte den Vorgang nicht kommentieren. Zu Personalangelegenheiten äußere er sich aus Gründen des Persönlichkeits- und Datenschutzes nicht. Über die Gründe lässt sich spekulieren. Klar ist aber, dass Beck auf ihrem neuen Posten schwerste Bedingungen vorfand.

Ahrensburgs neue Tiefbauamtschefin verlässt Rathaus schon wieder

Die Chefin eingerechnet, sind derzeit nur drei von acht Ingenieurstellen im Tiefbauamt besetzt. Der Personalmangel ist so dramatisch, dass Ahrensburg wichtige Straßenbauprojekte auf unbestimmte Zeit verschieben musste, darunter die Sanierung des Waldemar-Bonsels-Wegs und des Trogs der Woldenhorn-Unterführung. Als Mitte Mai 2022 der langjährige Fachdienstleiter Stephan Schott das Rathaus in Richtung Hamburg verließ, kam die Arbeit in dem Fachdienst fast vollkommen zum Erliegen. In einem Zustandsbericht kam die Verwaltung zu dem Ergebnis, dass es, sollte es bei der derzeitigen Geschwindigkeit bleiben, 330 Jahre dauern würde, bis alle Straßen in Ahrensburg erneuert sind.

Die Verwaltung schreibt die Stellen im Tiefbauamt immer wieder aus, doch es fanden sich keine geeigneten Bewerber. „Wir stehen in Konkurrenz zur freien Wirtschaft, die in der Regel besser zahlt“, sagt Boege. Die Verwaltung hat bei den Gehältern nur eingeschränkten Spielraum, ist an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) und das Beamtenbesoldungsrecht gebunden. „Hinzu kommt, dass es auf dem Arbeitsmarkt ohnehin zu wenige Bauingenieure gibt“, sagt der Bürgermeister.

Headhunter, Gehaltsaufschläge und Anzeigen brachten keinen Erfolg

Um Abhilfe zu schaffen, haben Ahrensburgs Stadtverordnete bereits die Möglichkeit geschaffen, Angestelltenstellen auch für Beamte zu öffnen und Bewerbern in besonders von Personalmangel betroffenen Bereichen Gehaltsaufschläge zu zahlen. „Wir haben Headhunter hinzugezogen, Anzeigenkampagnen geschaltet und sämtliche Netzwerke aktiviert“, betont Boege. Immerhin eine der vakanten Stellen habe die Verwaltung so seit Januar besetzen können.

Wie es nun weitergeht, ist unklar. „Wir werden unsere Bemühungen fortsetzen, die Stellen wieder zu besetzen“, sagt der Bürgermeister. Die aktuelle Lage im Tiefbauamt mache dieses als Arbeitsort nicht gerade attraktiv, gibt Boege zu. „Wir fangen wieder nahezu bei Null an. Es bedarf einiger Aufbauarbeit, damit wir wieder richtig arbeitsfähig werden.“ Aus Sicht des Bürgermeisters bleibt die Hoffnung, dass einige Bewerber darin womöglich gerade eine reizvolle Herausforderung sehen und sich für die Stadt als Arbeitgeber entscheiden.