Großhansdorf. CDU setzt sich mit Vorschlag durch: Politiker kippen Pläne für Aufstockung von FJS und EVB. Was nun stattdessen geplant ist.

Überraschende Kehrtwende im Streit um die Erweiterungspläne für das Schulzentrum Schmalenbeck: Großhansdorfs Schulverbandsvertreter haben am Montagabend sämtliche bereits beschlossene Planungen eingestampft und stattdessen eine vollkommen neue Variante beschlossen. Statt Aufstockungen und Anbauten an drei verschiedenen Stellen soll nun ein großer, zentral gelegener Neubau entstehen, den Grundschule, Gemeinschaftsschule und Gymnasium gemeinsam nutzen sollen.

Der Beschluss markiert das Ende eines monatelangen Streits. Grundschule Schmalenbeck, Friedrich-Junge-Schule (FJS) und Emil-von-Behring-Gymnasium (EVB) klagen schon seit Langem über Raumnot. Der im Mai 2022 vorgestellte Schulentwicklungsplan hatte das Platzproblem bestätigt, für die kommenden Jahre einen weiteren Anstieg der Schülerzahlen prognostiziert. Die Verwaltung legte daraufhin im Herbst ein Raumkonzept mit millionenschwerem Bauprogramm vor.

Kehrtwende im Streit um Anbau für Grundschule Schmalenbeck

Sie schlug eine Aufstockung des eingeschossigen Fachklassentraktes der FJS sowie des Umkleidetraktes des EVB vor, um acht weitere Klassenzimmer sowie einen Differenzierungsraum zu schaffen. Kostenpunkt: Rund vier Millionen Euro. Weil immer mehr Jungen und Mädchen in der Grundschule auch am Nachmittag betreut werden, sollte diese für 450.000 Euro einen zusätzlichen Raum für die Offene Ganztagsschule (OGS) bekommen. Dieser sollte dem Konzept der Verwaltung zufolge in einem Anbau südwestlich des Zwischentraktes entstehen.

Während die ersten beiden Maßnahmen im Dezember in der Schulverbandsversammlung grünes Licht erhielten, wurde ein Beschluss über den Anbau für die Grundschule immer wieder vertagt. CDU und FDP lehnten das Vorhaben ab. Sie verwiesen auf die verhältnismäßig hohen Kosten für die Schaffung nur eines zusätzlichen Raumes, kritisierten zudem, dass durch den geplanten Standort der ohnehin schon kleine Pausenhof noch weiter schrumpfe. Den Platzbedarf der OGS erkannten beide Parteien zwar an, wollten aber zunächst prüfen, ob sich insbesondere am EVB durch Doppelbelegungen Räume effizienter nutzen lassen, um Kapazitäten für die Grundschule freizuschaufeln. Auch die Grünen äußerten zuletzt Bedenken bezüglich der Anbaulösung.

CDU und FDP legen eigene Lösungsvorschläge für Raumproblem vor

Am Montag legten CDU und FDP nun jeweils eigene Lösungsvorschläge vor. Das Konzept der Christdemokraten sieht einen Abriss des 150 Quadratmeter großen Glasgangs am Nebengebäude der FJS vor. An der Stelle soll im Anschluss ein zweigeschossiger Anbau mit insgesamt zehn Klassenräumen entstehen, den, je nach Bedarf, alle drei Schulen gemeinsam nutzen könnten.

Aus Sicht der CDU hat diese Variante drei entscheidende Vorteile. „Ein Bauvorhaben würde ausreichen, um den Raumbedarf aller drei Schulen zu decken“, sagte CDU-Vertreterin Andrea Schmolling. Der Glasgang des 1963 errichteten FJS-Nebengebäudes sei ohnehin dringend sanierungsbedürftig. „Und wir schaffen einen Raum mehr als laut Prognose nötig, sodass wir eine Reserve vorhalten, sollten die Schülerzahlen weiter steigen, wovon auszugehen ist.“ Auf die Aufstockung von Fachklassen- und Umkleidetrakt könne verzichtet werden, so Schmolling.

Beide Varianten wären laut Verwaltung etwa gleich teuer

Die FDP wollte hingegen an den bereits beschlossenen Erweiterungen festhalten, jedoch anstatt einen einzelnen Raum an die Grundschule anzubauen, deren Platzbedarf auch durch die Aufstockung von FJS und EVB decken. „Laut Verwaltung wäre es möglich, so aufzustocken, dass das neue Stockwerk in nord-östlicher Richtung über das Erdgeschoss hinausragt“, sagte FDP-Vertreter Johannes Basler. Dadurch könnten sechs Räume anstatt fünf geschaffen werden. Einziger Wermutstropfen: Die dort befindliche Fahrradgarage müsste abgerissen werden.

Beide Vorschläge fanden im Plenum Unterstützer. Beide wären nach Schätzungen der Verwaltung mit Kosten von rund 4,5 Millionen Euro etwa gleich teuer. Noch vor Beginn der Debatte mahnte Schulverbandsvorsteher Janhinnerk Voß an, dass an deren Ende eine endgültige Entscheidung stehen müsse. „Die Zeit drängt“, warnte Großhansdorfs Bürgermeister. Sollte ein Beschluss erneut vertragt werden, bedeute dies aufgrund von Kommunalwahl und Sommerpause, dass die Planungen nicht vor Herbst weitergehen könnten.

CDU-Vorschlag finde Zuspruch von SPD, Grünen und Wählergemeinschaft

CDU-Vertreterin Schmolling warb für den Vorschlag ihrer Partei als „optisch ansprechende Lösung aus einem Guss“. Ihr Parteikollege Christoph Maas hob zudem die räumliche Nähe zum Gebäude der Grundschule hervor, sodass die Jungen und Mädchen auf dem Schulgelände weniger weite Wege zurücklegen müssten. FDP-Vertreter Basler warnte, der Vorschlag der Christdemokraten würde die Versiegelung einer weiteren Fläche bedeuten.

Dieter Schippmann von der Hoisdorfer Wählergemeinschaft DGH hob hervor, dass mit dem CDU-Vorschlag die Möglichkeit einer späteren Aufstockung von Umkleide- und Fachklassentrakt erhalten bleibe. Sandrine Klimek (SPD) verwies darauf, dass der Glasgang ohnehin sanierungsbedürftig sei. Matthias Sünnemann (Grüne) überzeugte vor allem, dass mit dem Anbau an der Stelle des Glasgangs ein Raum mehr in Reserve entstehen könne. „Wir bauen für die Zukunft, für die nächsten Jahrzehnte und nicht für die kommenden zwei bis drei Jahre“, sagte er.

Zum Schuljahr 2026/27 soll der Anbau bezugsfertig sein

Vor dem finalen Votum holten die Schulverbandsvertreter auch die Meinungen der Leiter der drei betroffenen Schulen ein. „Für mich ist der FDP-Vorschlag der absolute Favorit“, sagte EVB-Direktor Frank Weis. Er begründete das vor allem mit der räumlichen Nähe der neuen Klassen zu den übrigen Gebäuden des Gymnasiums, welche der Schule mehr Gestaltungsspielraum gebe. Seine Kollegen Gabriele Pieper (FJS) und Stefan Gertz (Grundschule) bevorzugen hingegen die CDU-Variante. Andreas Bitzer (CDU) folgte ihnen, sagte: „Ich halte es eindeutig für die bessere Variante, die älteren Schüler des EVB mehr durch die Gegend zu schicken als die Grundschüler.“

Letztlich sprach sich eine klare Mehrheit von zehn der 13 anwesenden Schulverbandsvertreter für den Vorschlag der CDU aus. Die beiden Vertreter der FDP enthielten sich, Verbandsvorsteher Voß stimmte dagegen. Laut Schulamtsleiter Sven Gruß soll nun in Absprache mit den Schulen die genaue Ausgestaltung des Anbaus festgelegt und das Projekt ausgeschrieben werden. Ende des Jahres könnten Architekturbüros beauftragt werden und mit den Planungen beginnen. „Ziel ist eine Fertigstellung zum Schuljahr 2026/27, wenn das EVB angesichts der Rückkehr zu G 9 wieder einen zusätzlichen Jahrgang haben wird“, sagte er.