Ammersbek. Auf die Grundschule in Bünningstedt folgt die in Hoisbüttel: Parteien stehen vor Entscheidung über zweistelligen Millionenbetrag.

In Ammersbek machen sich gleich drei Parteien Hoffnungen, bei der Kommunalwahl am Sonntag, 14. Mai, stärkste Kraft in der Gemeindevertretung zu werden. Vor fünf Jahren lagen SPD, Grüne und CDU nahezu auf Augenhöhe. Nur gut 300 Stimmen machten bei mehr als 8000 Wahlberechtigten den Unterschied zwischen Platz eins (SPD) und drei (CDU) aus.

Eine Schule hat die Kommunalpolitiker in den vergangenen fünf Jahren durchgehend beschäftigt, und das dürfte sich in der neuen Wahlperiode fortsetzen. Im Sommer 2024 soll die schätzungsweise 12,9 Millionen Euro teure neue Grundschule Bünningstedt fertig sein. Dann ziehen acht Klassen und ihre Lehrkräfte um. Eine neue Turnhalle für 3,9 Millionen Euro kommt voraussichtlich hinzu. Das jetzige Schulgelände könnte in ein Neubaugebiet umgewandelt werden, damit der Verkauf Geld in die Gemeindekasse bringt.

Auch die Grundschule Hoisbüttel ist veraltet und zu klein

Denn das nächste Großprojekt im zweistelligen Millionenbereich steht an: Die Grundschule Hoisbüttel ist ebenfalls veraltet und viel zu klein. Auch dort müssen die Parteien entscheiden, was sinnvoller ist: Sanierung und Erweiterung oder ein Neubau.

Nachverdichtung statt große Neubaugebiete: So wie auf dem ehemaligen Betonwerk Feddern, wo 19 Reihenhäuser entstanden, stellen sich die Parteien die Wohnentwicklung vor.
Nachverdichtung statt große Neubaugebiete: So wie auf dem ehemaligen Betonwerk Feddern, wo 19 Reihenhäuser entstanden, stellen sich die Parteien die Wohnentwicklung vor. © Harald Klix

Wenn es nach der Unabhängigen Wählergemeinschaft Ammersbek (UWA) geht, sollte die Gemeinde außerdem eine eigene Gemeinschaftsschule bis zur zehnten Klasse errichten. Dann könnte ein Teil der Kinder nach der vierten Klasse im Ort bleiben und müsste gegebenenfalls erst fürs Abitur in eine Oberstufe ab der elften Klasse wechseln. Ähnlich große Orte wie Reinfeld, Barsbüttel, Trittau und Großhansdorf hätten auch eine oder sogar zwei weiterführende Schulen.

Wählergemeinschaft möchte auch eine eigene Gemeinschaftsschule im Ort

Mit der Forderung nach der Investition im zweistelligen Millionenbereich steht die UWA allerdings allein da. Für die SPD ist die „teure Idee“ auch angesichts der ohnehin anstehenden Schul- und Kitabauten nicht zu finanzieren. Etwa 18 Klassen, weitere Fachräume und Mensa würden ein Vielfaches der Grundschule Bünningstedt kosten, die gerade acht Klassen habe.

Auch nach Meinung der Grünen rechnet sich der Aufwand nicht. Von 90 bis 100 Viertklässlern aus Hoisbüttel und Bünningstedt wechsele gut die Hälfte auf eine Gemeinschaftsschule, der Rest aufs Gymnasium. Mit etwas mehr als 300 Schülerinnen und Schülern würde die Ammersbeker Schule weit unter dem Landesdurchschnitt (circa 550) liegen. Zudem sei Ammersbek mit seinen fünf Ortsteilen und seiner Weitläufigkeit nicht mit Trittau oder Großhansdorf zu vergleichen. In direkter Umgebung mit Bargteheide, Ahrensburg und Hamburg gebe es ein großes Angebot mit unterschiedlichen Konzepten.

SPD für bessere Busverbindung nach Ahrensburg

Auf vielen weiteren Gebieten wie Kitas, Einsatz regenerativer Energien, Sanierung von Rad-/Fußwegen und Straßen, LED-Beleuchtung im Ort oder Digitalisierung im Rathaus stimmen die Parteien dagegen weitgehend überein. Ähnlich sieht es beim Wohnungsbau aus: Verdichtung in bestehenden Gebieten ja, größere Baugebiete nein. So spricht sich die SPD beispielsweise explizit gegen eine mögliche Bebauung des Sportplatzes an der Straße Schäferdresch aus.

Als weitere wichtige Ziele nennen die Sozialdemokraten eine zeitgemäße Grundschule auch für die Kinder in Hoisbüttel, um modernen Unterricht zu ermöglichen. In den Ortsteilen soll zudem eine offene Jugendarbeit mit eigenen Räumen geschaffen werden. Mit kürzeren Taktzeiten und zusätzlichen Haltestellen könnte die Busverbindung zwischen Ahrensburg und Lottbek bis zum U-Bahnhof Hoisbüttel verbessert werden. Für die Siedlung Daheim-Heimgarten wären Bestelltaxis eine Lösung.

Grüne wollen Grünflächen zwischen Ortsteilen schützen

„Bei der Erfüllung aller erforderlichen Aufgaben wird es eine wichtige Aufgabe sein, die Finanzen der Gemeinde im Auge zu haben und dafür zu sorgen, dass bei der Durchführung möglichst kostengünstige Lösungen erreicht werden können“, sagt der Spitzenkandidat Jürgen Ehrig.

Die Grünen sehen als Grundlage für ihr Wirken einen sozialverträglichen Klima-, Natur- und Umweltschutz sowie das bezahlbare Vorantreiben der Energie- und Mobilitätswende. Beispiele seien die autarke Versorgung der Grundschule Bünningstedt durch Photovoltaik und Geothermie, die PV-Anlage auf dem Bauhof und E-Ladesäulen.

CDU bringt Solarpark mit Bürgerbeteiligung ins Gespräch

Neu- beziehungsweise Ausbau von Kita-Plätzen mit dem Fokus auf Schäferdresch und Bünningstedt sowie die Erweiterung oder Erneuerung der Grundschule Hoisbüttel, um auch dort moderne Lernkonzepte umzusetzen, stehen oben auf der Agenda der Grünen. Priorität hat zudem eine „maßvolle Bebauung und Verdichtung für eine nachhaltige und bezahlbare Wohnentwicklung“, so Spitzenkandidat Tim Grevenitz. „Einerseits zum Erhalt der Grünflächen zwischen den Ortsteilen, andererseits, um weiteren umwelt- und klimaschädlichen Flächenfraß und die damit verbundenen Folgekosten in die Infrastruktur zu minimieren.“

Die CDU sieht eine große Herausforderung darin, die Verschuldung der Gemeinde zu bremsen. „Gerade die höheren Zinsen zwingen uns dazu, eine maßvolle Haushaltspolitik zu betreiben und uns realistische Ziele zu setzen, die auch finanzierbar sind“, sagt der stellvertretende Ortsvorsitzende Jörg Hausendorf. „Nur so vermeiden wir höhere Steuern und Abgaben für unsere Bürger.“

FDP möchte Planungshoheit für Neubau- und Gewerbegebiete zurück

Beim Ausbau regenerativer Energieformen schwebt den Christdemokraten ein Solarpark mit Bürgerbeteiligung vor. Die Straßenausbaubeiträge für Anlieger – sie zahlen noch 67 Prozent – sollten wie in vielen anderen Stormarner Städten und Gemeinden abgeschafft werden, wobei auch der Kreis und das Land in die Pflicht zu nehmen seien. Das sieht die SPD genauso. „Die Abschaffung werden wir unterstützen, wenn die Anteile der Anlieger durch das Land oder den Kreis übernommen werden“, sagt Fraktionschef Jürgen Ehrig.

Den sofortigen Verzicht auf die Anwohnerbeiträge strebt die FDP an, die zugleich die Baumschutzsatzung ersatzlos streichen will. Die Verbesserung der finanziellen Situation der Gemeinde ist für die Liberalen eine Grundvoraussetzung. Erreichen wollen sie dies mit effizientem Wirtschaften (Digitalisierung/Ausgabenkontrolle) und der Schaffung zusätzlicher Einnahmemöglichkeiten ohne Steuer- und Abgabenerhöhungen. Elementar sei es, die Planungshoheit wieder stärker auf die Kommunen zu verlagern. Momentan kann Ammersbek nur sehr beschränkt Gewerbe- und Wohngebiete ausweisen, da die Regionalplanung des Landes enge Grenzen setzt.

„Unabdingbar ist der Bau einer modernen Schule in Lottbek“, sagt FDP-Spitzenkandidat Hans-Hinrich Sönksen. Ein Neubau sei wegen steigender Schülerzahlen und erheblichem Sanierungsstau sowohl logistisch als auch wirtschaftlich richtig.

Vor fünf Jahren lagen SPD, Grüne und CDU dicht beieinander

Die Wählergemeinschaft UWA sieht die Finanzen ebenfalls als große Aufgabe. „Ammersbek hat strukturelle Einkommensprobleme“, sagt Kandidatin Neele Okens. „Investitionen in öffentliche Neubauten werden oftmals durch Verkauf von Gemeindeflächen refinanziert.“ Hinzu komme, dass die Instandhaltung von Straßen und Gebäuden in Zeiten hoher Energie- und Rohstoffpreise erheblich teurer geworden ist.

Ein wichtiges Ziel der UWA ist eine stärkere Bürgerbeteiligung im politischen wie auch im gesellschaftlichen Leben. „Wir möchten mehr mit den Bürgern und Bürgerinnen sprechen, statt nur über sie“, so Okens.

Das wird in den restlichen zweieinhalb Wochen bis zum Wahltag sicher auch das Motto für die Bewerber aller Parteien sein. Denn im persönlichen Kontakt dürften die Menschen am ehesten davon zu überzeugen sein, einem ihre Stimme zu geben. Und damit auch zu entscheiden, wer in den nächsten fünf Jahren die meisten Plätze in der Gemeindevertretung bekommt.

Ergebnis 2018: SPD 27,9 %, sechs Sitze; Grüne 25,4 %, fünf Sitze; CDU 23,2 %, fünf Sitze; FDP 13,6 %, drei Sitze; UWA 9,8 %, zwei Sitze