Ahrensburg. Grüne wollen in Oststeinbek und Siek neu antreten. Andere Gruppen sind froh, wenn sie die Kandidaturen von 2018 halten.

Bei der Kommunalwahl am 14. Mai kommendenden Jahres sind im Kreis Stormarn rund 850 Sitze in den Stadt- und Gemeindevertretungen sowie dem Kreistag zu vergeben. Durch Überhang- und Ausgleichsmandate sind es aktuell sogar mehr als 880 Mandate. Für die Parteien bedeutet dies, Tausende motivierte Kandidaten für ein politisches Ehrenamt zu begeistern. Der hohe Altersdurchschnitt in fast allen Kommunalparlamenten zeigt, dass es offensichtlich immer schwieriger wird, Bewerber zu finden. Der Trend ist klar: Etliche Menschen engagieren sich temporär für Projekte, die sie direkt betreffen, scheuen aber eine langfristige Verpflichtung. So sind Zeiten mit wilden Kampfabstimmungen um die besten Listenplätze längst passé.

Im Gegenteil: Gerade in kleineren Orten haben die Gruppen von der Wählergemeinschaft bis zur Volkspartei nicht selten Probleme, komplette Teams aufzustellen. Als Folge hatten die Einwohner in fünf von 54 Stormarner Kommunen bereits 2018 keine Wahl bei der Wahl: In Grabau, Köthel, Nienwohld und Todendorf trat jeweils nur eine Wählergemeinschaft an, in Hamberge nur die CDU. Die 55. Kommune Hohenfelde ist mit ihren 44 Einwohner so klein, dass dort die Gemeindeversammlung die Entscheidungen trifft.

Stormarns CDU und SPD setzen auf Überzeugungsarbeit vor Ort

Die CDU, die aktuell sowohl im Kreistag als auch in vielen anderen Parlamenten die stärksten Fraktionen stellt, setzt auf Überzeugungsarbeit vor Ort. Erst Ende Februar könne man abschätzen, ob die Partei im gleichen Umfang wie 2018 antreten werde. „Die Aufstellungsbeschlüsse in den jeweiligen Ortsverbänden sind noch lange nicht gelaufen“, sagt Kreisgeschäftsführer Lev Roden. Deshalb sei es noch zu früh, auf personelle Veränderungen einzugehen.

Mehr Zeit für die Gemüsezucht: Nach fast vier Jahrzehnten im Kreistag hört der Oldesloer Karl-Reinhold Wurch (FDP) auf.
Mehr Zeit für die Gemüsezucht: Nach fast vier Jahrzehnten im Kreistag hört der Oldesloer Karl-Reinhold Wurch (FDP) auf. © Privat

Bei der SPD zeichnet sich für den Kreisvorsitzenden Mehmet Dalkilinc ab, dass es viele neue Gesichter geben wird. „Aktuell laufen die Planungen auf Hochtouren“, sagt der Bargteheider. Da die Aufstellungen noch nicht beendet seien und man den Ortsvereinen beziehungsweise Mitgliedern nicht vorgreifen möchte, könnten Details noch nicht genannt werden. Ein prominenter Abgang steht allerdings fest: Der Tangstedter Rechtsanwalt Reinhard Mendel (71) hat nach 24 Jahren im Kreistag (davon 17 Jahre als SPD-Fraktionschef) aus gesundheitlichen Gründen aufgehört.

Mit „Pizza & Politik“ und Kinoabenden sollen jüngere Menschen gewonnen werden

Die Sozialdemokraten streben an, im gleichen Umfang wie 2018 anzutreten. „Wir gehen davon aus, dass alles positiv verlaufen wird“, sagt Dalkilinc. Eine Herausforderung dürfte der Neustart in Lütjensee sein: Dort hatte sich die einst fünfköpfige Fraktion nach personellem Aderlass im Mai 2021 aufgelöst.

„Engpässe versuchen die Orte nicht nur im Rahmen der Wahl zu berücksichtigen. Dieses ist ein fortlaufender Prozess“, sagt Dalkilinc. Bei der ganz konkreten Ansprache von jungen Menschen helfen die Jusos mit. Dazu gebe es regelmäßig Formate wie „Pizza & Politik“, politische Kinoabende und Diskussionsrunden mit Amtsträgerinnen und Amtsträgern. Auch Nichtmitglieder können sich für die SPD aufstellen lassen. „Wichtig hierbei ist uns natürlich, dass die sozialdemokratischen Werte geteilt werden“, sagt der Kreisvorsitzende.

Grüne haben in Oststeinbek und im Amt Siek neue Ortsverbände gegründet

Eine Ausnahme sind die Grünen. Sie haben ihre Mitgliederzahl in den vergangenen fünf Jahren kreisweit mehr als verdoppelt und treten im Vergleich zu 2018 sogar in zusätzlichen Orten an. In Oststeinbek und für das Amt Siek wurden neue Ortsverbände gegründet. „Wir hoffen, zumindest in Oststeinbek und Siek genügend Kandidierende zu finden“, sagt der Kreisvorsitzende Benjamin Stukenberg. Auch in anderen kleineren Orten versucht die Partei, noch genügend Mitstreiter zu finden.

„Für uns Grüne sind eher kleinere Orte eine Herausforderung“, sagt Stukenberg. Doch auch dort sei die Partei in den vergangenen Jahren gewachsen. Wer sich kommunalpolitisch engagieren wolle, sei aber auch in den größeren Orten gern gesehen.

Grüne wollen nach erfolgreichen Wahlen mehr Direktmandate holen

2018 erzielten die Grünen ihr bestes Kommunalwahlergebnis aller Zeiten. In Ahrensburg und Bargteheide überholten sie die SPD und wurden hinter der CDU zweitstärkste Fraktion. „Auch danach haben wir bei Wahlen unsere jeweils besten Ergebnisse erzielt“, so Stukenberg Bei der EU-Wahl 2019 sei man in Stormarn sogar stärkste Kraft gewesen. „Der Erfolg stellt uns vor die Herausforderung, dass es nicht reicht, nur Menschen für wenige Listen zu finden, sondern wir wollen in immer mehr Orten antreten“, so der Kreisvorsitzende.

Bei der Wahl im Mai könnten es auch deutlich mehr Direktmandate werden. „Wir müssen nun also auch alle Direktwahlkreise mit Menschen besetzen, die diese Mandate auch wahrnehmen wollen.“ Viele Mitglieder engagierten sich zusätzlich in Initiativen oder anderen Ehrenämtern. Hinzu komme die Herausforderung Beruf und/oder Familie. „Das beste Argument für ein kommunalpolitisches Engagement ist, dass man unmittelbar vor Ort etwas bewegen kann“, sagt Stukenberg. Auch Nichtmitglieder können sich aufstellen lassen, sollten sich aber mit den grünen Zielen identifizieren.

Auf ein bekanntes Gesicht muss die Partei verzichten: Der Ahrensburger Jörg Hansen tritt nicht noch einmal an. Von 1998 bis 2018 war er in seinem Heimatort Stadtverordneter und 2015 auch Bürgermeisterkandidat. Seit 2013 gehört er außerdem dem Kreistag an.

Stormarns FDP-Kreisvorsitzende zieht sich politisch zurück

In Stormarns FDP mischen die Jungen Liberalen (Julis) verstärkt mit. „Wir sind zuversichtlich, in allen Orten, in denen wir zuletzt angetreten waren, wieder Listen aufzustellen“, sagt die Kreisvorsitzende Anita Klahn. Die ehemalige Landtagsabgeordnete (2009 bis 2022), die seit 2006 auch Stadtverordnete in Bad Oldesloe ist, wird den Wahlkampf nur noch als Beobachterin verfolgen. Die 62-Jährige kandidiert nicht erneut und wird bei der Versammlung im Februar auch den Kreisvorsitz abgeben.

Aus dem Kreistag ziehen sich zwei weitere erfahrene Liberale zurück: Der langjährige Fraktionsvorsitzende Karl-Reinhold Wurch (mit kurzer Unterbrechung fast 40 Jahre Abgeordneter) aus Bad Oldesloe hört ebenso auf wie die Travenbrückerin Julia Winkelmann.

Freie Wähler kooperieren auf Kreisebene mit Ammersbeker Wählergemeinschaft

In kleineren Gruppierungen wirken sich personelle Veränderungen noch stärker aus. So fehlen bei den Linken (haben Mandate im Kreistag sowie in Ahrensburg und Bad Oldesloe) nach dem beruflich bedingten Wegzug des Oldesloers Florian Kautter und des Ahrensburgers Ali Haydar Mercan zwei engagierte Mitstreiter. Interne Querelen beim Umgang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und jüngste „Mahnwachen für den Frieden“ machten die Kandidatensuche nicht leichter.

Die Freien Wähler (FW), die im Kreistag und in Bad Oldesloe vertreten sind, kooperieren zur Kreistagswahl in allen Bezirken mit der Unabhängigen Wählergemeinschaft Ammersbek (UWA). Die Freien Wähler selbst werden in allen Wahlbezirken in Bad Oldesloe Kandidaten und Kandidatinnen nominieren. „Bei uns können auch Nichtmitglieder laut Satzung aufgestellt werden“, sagt der FW-Kreisvorsitzende Wolfgang Schmidt.

In Schleswig-Holstein wird am 14. Mai in rund 1080 Gemeinden, den elf Kreisen und den vier kreisfreien Städten Flensburg, Kiel, Neumünster und Lübeck gewählt. Wahlvorschläge müssen bis spätestens 20. März eingereicht werden. Abstimmen dürfen alle Deutschen und auch Staatsangehörige der übrigen EU-Mitgliedstaaten ab 16 Jahren mit Wohnsitz im Wahlgebiet.