Ammersbek. Bei Grundsteinlegung in Bünningstedt zeichnet sich ein Jahr Bauverzögerung ab. Kosten steigen auf 12,9 Millionen Euro.

Dreifach hält besser: Statt der traditionellen drei Hammerschläge durften bei der Grundsteinlegung für die neue Grundschule Bünningstedt in Ammersbek die drei wichtigsten Beteiligten jeweils dreimal auf die zuvor einzementierten Mauersteine klopfen: zunächst Polier Frank Grunwald und Altus-Geschäftsführer Toralf Techel für die Baufirmen, dann Janine Feddersen (Trapez Architektur) für die Planer und schließlich Schulleiterin Birgit Graumann-Delling und Bürgermeister Horst Ansén für Nutzer und Bauherren.

Somit haben die Verantwortlichen mit neun Hammerschlägen alles getan, um Unglück vom Bau fernzuhalten. Machtlos stehen sie dagegen den aktuellen Material- und Personalengpässen sowie der daraus resultierenden Preisexplosion in der Branche gegenüber. Die Folge: Der Neubau wird voraussichtlich ein Jahr später als vorgesehen fertig und außerdem auch gut 50 Prozent teurer.

Grundschule Bünningstedt kostet 12,9 statt 8,3 Millionen Euro

„Wir erleben schwierige Zeiten“, sagte Bürgermeister Horst Ansén. „Der Hochbau liegt zwar sogar etwas vor dem Zeitplan, doch leider laufen die Kosten über.“ 8,3 Millionen Euro waren zuletzt genannt worden, doch laut Haushaltsplan fürs nächste Jahr ist nun mit fast 12,9 Millionen Euro zu rechnen. „Aber es nützt ja nichts, sich darüber zu beklagen“, sagte Ansén. Die Investition in Bildung sei für die Gemeinde richtig, und mit sinkenden Kosten sei absehbar nicht zu rechnen.

So soll die fertige Schule aussehen. Die PV-Anlage auf dem Dach der Südseite liefert den Strom zur Selbstversorgung.
So soll die fertige Schule aussehen. Die PV-Anlage auf dem Dach der Südseite liefert den Strom zur Selbstversorgung. © Trapez architektur | trapez architektur

Der Verwaltungschef erinnerte noch mal an die „vielen, vielen Abende“ seit einer Brandschutzbegehung in dem größtenteils noch aus den 1950er-Jahren stammenden Altbau, an denen das Projekt reifte. Lehrer, Kinder, Eltern und Politiker wurden beteiligt. Am Ende hätten sich alle Mühen und das Ringen um die richtige Lösung gelohnt. Ansén: „Die Anforderungen an eine moderne Schule lassen sich nur mit einem Neubau umsetzen.“

Dieser soll jetzt Mitte 2024 fertig sein – ein Jahr später als bislang erhofft. „Auch die Baubranche leidet“, sagte Toralf Techel, Geschäftsführer der für den Rohbau verantwortlichen Firma Altus Bau. Die Unternehmen könnten nichts für die enormen Preissteigerungen, geben sie nur weiter. „Wir verdienen nicht mehr Geld“, so Techel.

Ein Stein mit ukrainischen Farben und Friedenstaube ist auch in der Zeitkapsel

Dann ging er auf die Zeremonie der schon im Altertum bekannten Grundsteinlegung ein. Einst sei dieser so wichtige „Eckstein“ mit Intarsien verziert gewesen. Mittlerweile wird meist eine sogenannte Zeitkapsel eingemauert. Bürgermeister Horst Ansén packte eine Tageszeitung und einen Satz Münzen („Zusammen macht das 3,88 Euro“) hinein.

Die Architekten steuerten Lageplan, Grundrisse und Skizzen bei. Rektorin Birgit Graumann-Delling packte den QR-Code für ein elektronisches Buch hinein, an dem die Kinder schreiben. Und einen mit der ukrainischen Flagge und einer Friedenstaube verzierten Stein. „Er stammt aus einer Aktion nach Kriegsausbruch, als die Schüler die von ihnen bemalten Steine bei uns auf dem Gelände und im Ort verteilten“, so die Schulleiterin.

Das Gebäude wird dank Erdwärme und PV-Anlage klimaneutral betrieben

Ammersbek baut die erste Schule im Norden, die im Alltag klimaneutral ist. 16 jeweils 140 Meter tiefe Erdwärmesonden liefern die Wärme für die Heizung, Eine Fotovoltaikanlage auf dem gen Süden ausgerichteten Satteldach, die von Greenpeace Energy betrieben wird, steuert den nötigen Strom bei. Die Module erzeugen voraussichtlich rund 60 Megawattstunden (MWh) Strom im Jahr. Die Wärmepumpe für die Schule kommt mit etwa 26 MWh aus.

Für rund 165 Schüler und 13 Lehrer entstehen acht Klassenräume. Auch die offene Ganztagsbetreuung, die bis 17 Uhr unter anderem Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und Kurse von Sport über Musik bis zu Spielen anbietet, findet Platz. Der längliche Neubau orientiert sich an einem landwirtschaftlichen Hof- und Scheunengebäude. Bunte Fassadenelemente in den Fenstern sollen ein verspieltes Element einbringen.

Land Schleswig-Holstein zahlt 2,1 Millionen Euro Zuschuss

Im zweigeschossigen Hauptteil sind ebenerdig Mensa und Küche, Musik-, Kunst- und Werkraum, Kinderküche, Schulbibliothek, Multifunktions- und Technikraum sowie die Ganztagsangebote untergebracht. Im Obergeschoss befinden sich die beiden vierten Klassen sowie das Lehrerzimmer und Sekretariat.

Die beiden eingeschossigen Anbauten sind jeweils für die ersten bis dritten Klassen gedacht. Sie haben eine gemeinsame Mitte und einen sogenannten Differenzierungsraum. Ein Klassenhaus ermöglicht homogene Klassen, das andere jahrgangsübergreifendes Lernen. Draußen-Klassenzimmer schließen sich direkt an.

Das Land Schleswig-Holstein hat bereits einen Zuschuss von 2,1 Millionen Euro bewilligt. Dank der geothermischen Anlage und einer Sole-Wasser-Wärmepumpe verbessert sich der Neubau auf den Energiestandard Effizienzgebäude 40. Dadurch erwartet Ammersbek noch einmal 1,37 Millionen Euro Förderung. Das alte Schulgrundstück möchte die Gemeinde am liebsten zur Gegenfinanzierung als Wohngebiet verkaufen.