Ahrensburg. Jahrzehntelang hat der 65-Jährige als Kantor die Kirche in Ahrensburg musikalisch geprägt. Woran er besonders gern zurück denkt.
Sein Orgelspiel ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Gottesdienste in der Schlosskirche, er hat ein Dutzend Pastoren kommen und gehen sehen und Generationen von Ahrensburgern musikalisch begleitet. Ohne Ulrich Fornoff ist das Gemeindeleben in der Schlossstadt für viele wohl kaum vorstellbar. Und doch wird der Ahrensburger den musikalischen Staffelstab in wenigen Wochen weiterreichen. Nach 33 Jahren als Kantor und Organist der Schlosskirche verabschiedet sich Fornoff Ende April in den Ruhestand.
„Ich werde im Mai 66 Jahre alt, da ist es Zeit, dass andere die Aufgabe übernehmen“, sagt Fornoff und doch ist ihm anzumerken, dass ihm der Abschied alles andere als leicht fällt. „Die Erfahrungen, die ich machen durfte, sind ein großer Schatz“, sagt der 65-Jährige. Es seien viele persönliche Bindungen entstanden. „Die unzähligen Proben, Konzerte und Reisen, das schweißt zusammen“, sagt Fornoff.
Nach 33 Jahren: Ulrich Fornoff hört als Kantor in Ahrensburg auf
Neben seinen Aufgaben als Organist ist der Ahrensburger auch für die Leitung der drei Chöre der Schlosskirche verantwortlich: Die rund 70 Mitglieder starke Kantorei, den Gospelchor mit mehr als 80 Mitgliedern und den Kinderchor, in dem knapp 40 Jungen und Mädchen zwischen fünf und zwölf Jahren singen. Die beiden letztgenannten hat Fornhoff in den 1990er-Jahren neu aufgebaut. Wenn er an die stets gut besuchten Konzerte zurückdenkt, gerät der 65-Jährige ins Schwärmen. „Wenn so viele Menschen gemeinsam singen, entsteht eine wunderbare Energie, die den Raum ausfüllt und die ganze Kirche zum Leuchten bringt“, sagt er.
Dabei war Fornoff die Kirchenmusik keinesfalls in die Wiege gelegt. „Mein Elternhaus war weder besonders musikalisch, noch hatten wir einen engen Bezug zur Kirche“, sagt der Ahrensburger, der in einem kleinen Ort bei Darmstadt aufgewachsen ist. Das Klavierspielen habe er auf Wunsch seiner Eltern begonnen, „weil das damals dazu gehörte“, erzählt er. „Mit 13 oder 14 bin ich wegen Frechheit rausgeflogen, dann war erst einmal Schluss mit Klavier“, erinnert sich der 65-Jährige.
Mit 16 Jahren entdeckt Fornoff seine Leidenschaft für das Orgelspielen
Mit 16 entdeckte der junge Fornoff dann seine Leidenschaft für das Orgelspielen. „Die Imposanz dieser Musik, die Brillanz einer Bachkantate, das hat mich fasziniert, das war für mich eine ganz andere Welt“, erinnert er sich. Vielleicht sei auch der Rebell in ihm mitgeschwungen. „Im Gegensatz zu Popmusik oder Klassik war das etwas anderes, besonderes, gegen den Mainstream“, so Fornoff.
„Als ich dann mit der Schule fertig war, gab es für mich drei Optionen: Entweder ich studiere Lehramt oder Theologie oder Kirchenmusik“, sagt der Ahrensburger. Fornoff entschied sich für letztgenanntes und begann nach dem Zivildienst an einer Sonderschule 1978 ein Studium an der Hochschule für Kirchenmusik im ostwestfälischen Herford. Bereut hat er die Entscheidung nicht. „Reich werden kann man als Kirchenmusiker nicht, aber die kreative Arbeit bereitet mir unendlich viel Freude“, sagt er.
Seine Frau wirkte an vielen Projekten in verschiedener Funktion mit
„1985 habe ich meine erste Stelle in einem kleinen Ort bei Frankfurt angetreten“, sagt Fornoff. Fünf Jahre später wechselte er nach Ahrensburg. Hier habe es ihm die Schlosskirche von Beginn an angetan. „Die Orgel ist besonders, sie hat eine Persönlichkeit“, sagt Fornoff. Ein Grund, warum er Ahrensburg sein restliches Berufsleben treu blieb.
In den folgenden Jahrzehnten konnte sich Fornoff in der Schlossstadt künstlerisch ausleben. Er etablierte neue Formate, etwa Pop-Gottesdienste mit dem Gospelchor und Konzerte zum Mitsingen. Stets an der Seite des Ahrensburgers und häufig selbst in verschiedenen Funktionen in die Projekte eingebunden ist seine Frau Ulrike Fornoff. Eigentlich Physiotherapeutin von Beruf, habe auch sie eine enge Bindung zur Kirchenmusik, erzählt der 65-Jährige. „Wir kennen uns seit Schulzeiten und sie hat damals auch ernsthaft überlegt, Kirchenmusik zu studieren, sich dann aber dagegen entschieden.“
Bei der Auswahl der Stücke sucht Fornoff nach Authentizität
In all den Jahren hat der 65-Jährige die gesamte stilistische Palette der Kirchenmusik zur Aufführung gebracht, von Klassikern großer Komponisten wie Bach und Händel bis zu modernen Melodien. „Ich bin kein Stilpurist“, sagt Fornoff. Bei der Auswahl der Stücke suche er vor allem nach Authentizität. Nach seinem musikalischen Lieblingswerk gefragt, muss der Ahrensburger lange überlegen.
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„Bachs Weihnachtsoratorium aufzuführen, war für mich immer etwas Besonderes“, sagt er schließlich. Besonders gern erinnere er sich an die Darbietung als sogenanntes Sing-a-long im Dezember 2019. „Jeder, der wollte, konnte mitsingen, die Grenzen zwischen Aufführenden und Publikum verschwimmt.“ Alle Anwesenden seien zu einem großen Chor geworden. „Ein Gänsehautmoment“, sagt der 65-Jährige. Doch auch der Weihnachtliederzyklus Misa Creolla das argentinischen Komponisten Ariel Ramirez habe es ihm angetan. „Das ist eine unglaublich berührende, temperamentvolle Musik, die die Kirche zum Tanzen bringt“, sagt Fornoff.
Kirchenleitung ehrt den Ahrensburger mit dem Titel Kirchenmusikdirektor
Einen besonderen Moment in seinem musikalischen Wirken erlebte der Ahrensburger schließlich im Juli 2014, als die Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland dem Kantor für sein Engagement den Ehrentitel des Kirchenmusikdirektors verlieh. Mit Stolz erzählt Fornoff auch, dass es in alle den Jahren nie Probleme gegeben habe, genügend Sänger zu finden. „Obwohl die Zahl der Kirchenmitglieder zurückgegangen ist, sind die Chöre sogar gewachsen“, so Fornoff. Das zeige, dass gemeinsames Musizieren eine besondere Kraft entfalten könne.
„Die Corona-Zeit war deshalb für die Chorarbeit natürlich ein Albtraum“, sagt der Ahrensburger. „Singen war plötzlich das gefährlichste Hobby der Welt.“ Die Mitglieder ohne Aufritte, auf die es hinzuarbeiten gelte, bei der Stange zu halten, habe ihn viel Kraft und unzählige E-Mail-Wechsel gekostet. „Wir haben draußen geprobt und meine Frau und ich haben einzelne Abschnitte eingesungen und zum Üben verschickt“, erzählt er. Umso glücklicher sei er, dass sein Abschied nun wieder unter den gewohnten Bedingungen möglich ist.
Zum Abschied gibt es einen Taizé-Gottesdienst zum Mitsingen
Diesen leitet der 65-Jährige nun mit vier noch verbleibenden Veranstaltungen ein, beginnend am Ostersonntag, 9. April. Das Finale ist ein Taizé-Gottesdienst am Sonntag, 30. April. „Der ganze Gottesdienst wird musikalisch von dieser besonderen Musik getragen, beide Erwachsenchöre werden dabei sein, die Kirche zum Klingen bringen und die Gemeinde zum Mitsingen einladen“, sagt Fornoff. Eigentlich sei das Format schon 2020 zum 60. Geburtstag der Ahrensburger Kantorei geplant gewesen, doch Corona machte die Pläne zunichte. „Das jetzt nachzuholen, ist für mich ein wunderbarer Abschluss“, sagt er. Die Predigt hält die ehemalige Ahrensburger Pastorin Angelika Weißmann, der Fornoff freundschaftlich eng verbunden ist. Im Anschluss ist ein Empfang im Gemeindesaal geplant.
Wer Fornoff nachfolgt, ist noch offen, die Stelle ist ausgeschrieben. Und was wird der 65-Jährige ab Mai in seiner neu gewonnen Freizeit machen? „So genau habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“, sagt er. Auf jeden Fall werde er sich mehr Zeit für den Kulturgenuss nehmen. „Ich gehe gern ins Kino und ins Theater“, sagt Fornoff. „Ich bin ein sehr strukturierter Mensch, aber das möchte ich einfach auf mich zukommen lassen.“
Ostersonntag, 9. April, 11 Uhr: Familiengottesdienst mit vielen fröhlichen alten und neuen Osterliedern und dem Kinderchor, im Mittelpunkt steht die Kantate „In Emmaus ist noch nicht Schluss“ von Andreas Hantke, Erzählerin: Ulrike Fornoff, Predigt: Pastorin Angelika Doege-Baden-Rühlmann.
Sonntag, 16. April, 17 Uhr: Gospelkonzert zum Mitsingen mit der Gospelmesse „Come into His Presence!“ von Helmut Jost. Unterstützung: Wiebke Krull (Sologesang), Sven Klammer (E-Piano), Michael Schäfer (E-Bass) und Sönke Herrmannsen (Percussion), Eintritt frei.
Sonntag, 23. April, 17 Uhr: Osteroratorium und Himmelfahrtsoratorium von Johann Sebastian Bach, von der Kantorei dargeboten als Historienspiel, in dem die Solisten handelnden Personen entsprechen. Unterstützung: Dorothee Fries (Sopran), Andrea Heß (Alt), Joachim Duske (Tenor), Christfried Biebrach (Bass), Andreas Fabienke (Truhenorgel) und das Ahrensburger Kammerorchester. Eintritt: 15 bis 20 Euro (erm. 10 bis 15 Euro), Karten im Vvk in der Buchhandlung Stojan und an der Abendkasse.
Sonntag, 30. April, 11 Uhr: Taizé-Gottesdienst „Laudate omnes gentes“ mit einfachen und mehrstimmigen Sätzen und Kanons zum Mitsingen, ab 10.30 Uhr Kennenlernen der Lieder, Kantorei und Gospelchor, Predigt: Pastorin Angelika Weißmann, im Anschluss Empfang im Gemeindesaal.