Ahrensburg. In der Unterführung riecht es häufig, als würden gerade Drogen konsumiert. Die Erklärung dafür ist einfach – und verblüffend.
Wer am regelmäßig Bahnhof Ahrensburg aus- oder einsteigt oder mit dem Rad durch die Unterführung fährt, der wird sich vielleicht schon des Öfteren gedacht haben: Na, hier macht sich aber jemand einen ganz entspannten Tag. Anders ausgedrückt: Es riecht nach Gras. Und das nicht zu knapp.
Nicht nach den grünen Halmen von der Wiese, sondern nach dem Rauschmittel, auch unter den Namen Haschisch, Hanf, Cannabis oder Marihuana bekannt. Doch wem das auffällt, der wird sich vielleicht auch fragen: Woher kommt der charakteristisch erdig-süßliche Geruch? Denn nicht nur riecht es teilweise zu jeder Tages- und Nachtzeit nach der Substanz, es ist auch weit und breit kein Kiffer zu sehen.
Marihuana-Geruch am Ahrensburger Bahnhof: Rosenwaldmeister ist der Grund
Tatsächlich gibt es für den Marihuana-Geruch am Ahrensburger Bahnhof eine kuriose Erklärung. Denn dahinter stecken nicht etwa Leute, die im Schutze der Unterführung einen Joint rauchen, sondern es ist die Note einer unscheinbaren Pflanze namens Rosenwaldmeister, die im Beet inmitten des schneckenförmigen Radweges bei der Unterführung gepflanzt ist. Ahrensburgs Bauhofchefin Sieglinde Thies klärt das Rätsel auf. Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt sie, dass höchstwahrscheinlich der Rosenwaldmeister der Grund für den dominanten Geruch ist.
„Das Thema kommt unter Bürgerinnen und Bürgern immer wieder auf“, so Thies. Bestimmt zehn Jahre schon sei der Rosenwaldmeister in den Beeten am Bahnhof zu finden. „Die Pflanze wurde dort gepflanzt, da sie für diesen Standort ein optimaler Bodendecker ist“, sagt die Bauhofchefin. Anfangs sei ihr und ihren Kollegen gar nicht bewusst gewesen, dass sie den speziellen Geruch entwickle.
Doch immer wieder nahmen Menschen ihn wahr und fragten sich, woher er kam. Thies: „Einige meinen, es duftet, andere empfinden es als Gestank, und wiederum andere bemerken diesen typischen Marihuana-Geruch.“ Die Delingsdorferin Marion Meyer und die Ahrensburgerin Nadja Grohner haben indes bislang nicht bemerkt, dass es am Bahnhof häufiger mal nach Marihuana riecht – sind von der Erklärung aber trotzdem überrascht. „Das hätten wir nicht gedacht“, sagt Meyer.
Der Geruch von Rosenwaldmeister ist dem von Cannabis zum Verwechseln ähnlich
Als die Zuständigen des Bauhofes einst nachforschten und bei Experten nachfragten, konnte das Rätsel gelöst werden. Dass der Geruch des Rosenwaldmeisters dem von Marihuana zum Verwechseln ähnlich ist, ist unter anderem online im „Hanf Magazin“ nachzulesen. Andere Onlinemagazine rund um den Garten beschreiben den Geruch der Pflanze als unangenehm und im Vergleich zu duftenden Blumen eher als übelriechend.
Zu erkennen ist der Rosenwaldmeister zur Blütezeit von Juni bis August an den kugelförmigen rosa Blüten. Er stammt ursprünglich aus dem Kaukasus. In heimischen Gärten kommt er eher selten vor. Rosenwaldmeister wird auch Scheinwaldmeister genannt und ist im Unterschied zum Waldmeister nicht für den Verzehr geeignet.
Derzeit blüht der Rosenwaldmeister am Bahnhof nicht und ist deshalb auch gar nicht so leicht zu erkennen. Trotzdem rieche er, erklärt Sieglinde Thies: „Normalerweise riecht die Pflanze in der Blütezeit von Juni bis August, aber auch bei Feuchtigkeit.“ Da es in der Vergangenheit viel geregnet hat, sei der Geruch aktuell ebenfalls wahrnehmbar. In trockenen Wintern ist die Pflanze wohl eher geruchlos.
Wegen der besonderen Architektur hält sich der Geruch besonders lange
Die Feuchtigkeit ist aber nicht der einzige Grund für den intensiven Geruch am Bahnhof. „Ich meine, der Geruch hält sich in diesem Bereich auch besonders lange, da hier diese Trog-Situation gegeben ist“, so Thies. „Würde die Pflanze auf einer freien Fläche stehen, wo die Luft besser zirkuliert, würde man diesen Geruch wahrscheinlich kaum wahrnehmen. Sie steht auch nur auf der nördlichen Seite der Schnecke und man nimmt den Geruch schon wahr, wenn man oben am Geländer steht.“
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Übrigens: Dass nicht doch der ein oder andere Kiffer für den ausgeprägten Geruch am Bahnhof verantwortlich ist, hält Sieglinde Thies tatsächlich für eher unwahrscheinlich. „In der Schnecke gibt es nur den Radweg. Der gesamte Bereich drumherum ist stark frequentiert und kein Aufenthaltsbereich. Mir ist dieser Ort auf jeden Fall nicht als Brennpunkt bekannt“, so die Bauhofchefin. Ihrer Einschätzung nach komme der Geruch eindeutig vom Rosenwaldmeister.