Bad Oldesloe. Bewohner in Bad Oldesloe sind schockiert: Sie sollen rund 50 Prozent mehr zahlen und der Vermieter kündigt weitere Mietsteigerungen an.

Es sind Zahlen, die die Bewohnerinnen und Bewohner der Hölk-Hochhäuser in Bad Oldesloe in Verzweiflung stürzen: Eine 35-Quadratmeterwohnung, die aktuell 398 Euro kostet, wird ab dem 1. Juni 573,43 Euro pro Monat an Miete kosten – ein Plus von 44,1 Prozent. Eine 45-Quadratmeterwohnung kostet statt 553 künftig 848,58 Euro (plus 53,5 Prozent). Wo die teils mehre Hundert Euro mehr jeden Monat herkommen sollen, wissen die Betroffenen nicht.

Mitte März kündigte die Lietmeyer Unternehmensgruppe aus Hildesheim, die die Hochhäuser zum Jahreswechsel von der vorherigen Eigentümerin LEG übernommen hatte, Mieterhöhungen von bis zu 20 Prozent an. Tatsächlich fällt die Erhöhung deutlich höher aus. Denn auch die Heiz- und Betriebskosten sollen immens steigen. Die neuen Mietpreise sollen zum 1. Juni in Kraft treten. Entsprechende Schreiben sind kürzlich an die Mieterinnen und Mieter rausgegangen und liegen der Redaktion vor.

Hölk-Hochhäuser: Neuer Eigentümer erhöht erst mal die Miete

„Die Erhöhungen sind moderat und bewegen sich im sozialverträglichen Bereich“, sagte Chef Daniel Lietmeyer auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Begründung für die Preissteigerungen: Der Mietpreis entspreche nicht mehr dem ortsüblich gezahlten Beitrag für vergleichbaren Wohnraum in der Umgebung. Bei der „ortsüblichen Vergleichsmiete“ bezieht Lietmeyer sich auf Vergleichsmieten innerhalb des Hauses. „Die Mietspannen dort sind teilweise sehr hoch“, sagt er. Entsprechend werde nicht in allen der über 200 Wohnungen die Miete erhöht, sondern hauptsächlich in denen im mittleren und unteren Preissegment.

Mieten dürfen laut Gesetz innerhalb von drei Jahren um maximal 20 Prozent erhöht werden. Je nach Wohnungsgröße wird zum Beispiel die Kaltmiete einer Wohnung in den Hölk Hochhäusern von 373 Euro um 16,85 Euro auf 389,85 erhöht. Eine andere Wohnung kostet statt 430 Euro kalt künftig 479,68 Euro, also knapp 50 Euro kalt mehr.

Nebenkosten sind massiv gestiegen

Was aber viele Mieterinnen und Mietern zusätzlich enorm belastet, sind die massiven Erhöhungen der Nebenkosten. So ergeben sich Kostensteigerungen von insgesamt teils mehreren Hundert Euro. In dieser Sache weist der Eigentümer die Verantwortung von sich. Lietmeyer: „Das resultiert aus den Abrechnungen der Voreigentümer. Dafür kann ich nichts.“ Betriebs- und Heizkosten seien überall extrem gestiegen. „Das betrifft uns alle“, so Daniel Lietmeyer.

Die Erhöhung von Kaltmiete und Nebenkosten zum 1. Juni ist aber nicht alles. Denn: „Diese Mieterhöhungen haben null und nichts mit der Sanierung der Häuser zu tun“, so Maria Herrmann, Quartiersmanagerin der Sozialeinrichtung Plan B. Wegen der aktuellen Sanierung kann Lietmeyer die Miete aber weiter erhöhen und per Gesetz acht Prozent der Kosten auf die Miete umlegen. Das will er auch tun und hat auch dies bereits den Bewohnern angekündigt. Laut Lietmeyer werde diese Erhöhung in etwa sechs Monaten auf die Mieter zukommen.

Wegen der Modernisierung sollen die Mieten zeitnah weiter erhöht werden

Maria Herrmann zeigt sich erschüttert über die Pläne. „An dem Tag, als die Briefe kamen, habe ich es kaum in mein Büro geschafft, weil so viele Menschen mich aufgeregt abgefangen haben.“ Ihre Meinung zu den Preissteigerungen ist eindeutig: „Ich finde das unanständig. Die neuen Mietpreise sind nicht akzeptabel.“

Man könne die erhöhten Mietpreise, so Maria Herrmann weiter, vielleicht gerade noch so rechtfertigen, wenn die Wohnungen in einem guten Zustand seien. Doch genau das, sagt sie, sei eben nicht der Fall – im Gegenteil. „Die Sanierung, die aktuell stattfindet, betrifft nicht die Wohnungen an sich“, so die Quartiersmanagerin. Wie berichtet, werden im Zuge der Sanierungsmaßnahmen aktuell die Fassade und die Rohrleitungen erneuert. „Es werden keine Bäder ausgetauscht, keine kaputten Fliesen repariert, nichts.“ Mieterinnen und Mieter müssten weiterhin in den alten Wohnungen leben.

Auch die Politik äußert sich entsetzt über das Vorgehen

Die Mieterinnen und Mieter sind angesichts der angekündigten Mieterhöhungen in Bewegung. Am Freitag haben sie dagegen protestiert. Auch in der Oldesloer Politik stößt das Vorgehen Lietmeyers auf Unmut. Torben Klöhn, Vorsitzender der SPD Bad Oldesloe, postete kürzlich auf Instagram ein Foto mit der Überschrift: „Kein Zocken bei Mieter:innen!“

In dem Post heißt es: „Die Erhöhungen durch die Lietmeyer Unternehmensgruppe sind rechtlich mindestens fraglich. Der rüde Umgang des Vermieters mit seinem Mieterinnen und Mietern ist dagegen nicht nur fraglich, sondern eine Frechheit.“

Wie es konkret für die Mieterinnen und Mieter der Hölk Hochhäuser weitergeht, ist aktuell indes ungewiss. „Es kann sein, dass einige ihre Miete schlicht nicht mehr bezahlen können“, so Herrmann. Was das langfristig für die Menschen und das Wohnquartier bedeutet, bleibt abzuwarten. Einige zahlen ihre Miete selbst, andere bekommen Unterstützung. Herrmann: „Es ist fraglich, inwieweit Jobcenter und Sozialamt die steigenden Mieten finanzieren.“ Aufgeben will die Quartiersmanagerin aber nicht. „Wir sind nach wie vor gesprächsbereit. Aber wenn die Mieten so eingefordert werden, werden wir das rechtlich prüfen lassen.“