Bad Oldesloe. Kreis erlebt einen Tourismus-Boom, Ankünfte und Übernachtungen haben sprunghaft zugenommen. Es gibt aber ein Problem.
Mit dem Ausklingen der Corona-Krise und dem Ende der meisten pandemiebedingten Auflagen hat der Tourismus in Stormarn im vergangenen Jahr wieder deutlich zugelegt. „Die Rückgänge in Hotel und Gastronomie konnten weitgehend ausgeglichen werden, viele Unternehmen verzeichneten wieder eine gute Buchungslage. Geholfen dabei hat dabei sicher auch, dass wieder mehr Kapazitäten für Tagungen und Feiern nachgefragt werden“, sagt Günter Schmidt, Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH, die auch für das Tourismusmanagement im Kreis Stormarn zuständig ist. Verstärkt habe sich zudem die Saisonalität touristischer Aktivitäten.
Das ist einhergegangen mit einem deutlichen Plus an Ankünften und Übernachtungen. „Generell lässt sich sagen, dass außer Steinburg kein anderer Kreis in Schleswig-Holstein solch hohe Zuwachsraten verzeichnet wie Stormarn“, so Schmidt. Bei den Ankünften steht ein sattes Plus von 68,8 Prozent. Zum Vergleich: Mit schon deutlichem Abstand folgen auf den Plätzen die Kreise Herzogtum Lauenburg mit 48,3 Prozent, Schleswig-Flensburg (40,0), Dithmarschen (36,9), Plön (33,6) und Ostholstein (30,4).
Tourismus-Boom: Stormarn zieht mehr Urlauber an als seine Nachbarkreise
Ähnlich groß ist der Vorsprung auch bei den Übernachtungen. Hier steht für Stormarn ein Zuwachs von 47,1 Prozent im Vergleich zu 2021 zu Buche. Während er im Herzogtum gerade 26,4 Prozent betrug, in Schleswig-Flensburg 22,7, in Dithmarschen 16,9, in Plön 15,5 sowie in Ostholstein 14,0 Prozent.
Die meiste Zugkraft entfaltet offenbar die Kreisstadt Bad Oldesloe. Sie hatte von Anfang Januar bis Ende Dezember 2022 mit 39.142 und einem Plus von 123,7 Prozent die mit großem Abstand meisten Ankünfte im Kreis, gefolgt von den Südstormarner Städten Reinbek (29.466) und Glinde (23.484) sowie Ahrensburg (21.051). Einen deutlichen Zuwachs von 115,9 Prozent verzeichnete übrigens auch die Gemeinde Hoisdorf, die 4956 Ankünfte innerhalb von zwölf Monaten registrierte.
Reinbek verzeichnet meiste Übernachtungen
Hinsichtlich der Übernachtungen bleibt Reinbek das Maß aller Dinge im Kreis. 55.511 (ein Plus von 60 Prozent) waren es im vergangenen Jahr und damit fast 5000 mehr als in Bad Oldesloe, wo 50.529 gezählt wurden. Auch hier folgen auf den Rängen drei und vier Glinde mit 42.779 (ein Plus von 73,9 Prozent) und Ahrensburg mit 38.061. Die höchste Zuwachsrate verbuchte indes Hoisdorf: 11.858 Übernachtungen im Jahr 2022 bedeuteten ein Plus von 91,7 Prozent.
Bettenmangel in der Hauptsaison
„So positiv diese Zahlen auch sind, in der Hauptsaison wurde dennoch ein akuter Bettenmangel registriert. Das Problem unzureichender Unterbringungskapazitäten hat sich ebenso verschärft wie der Fach- und Arbeitskräftemangel“, berichtet Schmidt. Für große Verunsicherung in der Branche hätten zudem die enorm gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise gesorgt sowie die damit einhergehende Ungewissheit hinsichtlich des zu erwartenden Gästeverhaltens. In der Folge sei es zu einer Ausweitung von Ruhetagen und Betriebsferien gekommen.
Unterdessen sind die touristischen Highlights Stormarns weiter ausgebaut worden. Dazu gehören etwa die beliebten BahnRadWege (BRW) und deren aktive Nutzung. „Nachdem wir bereits 2020 die Krimi-Trails etabliert haben, kam im Mai des Vorjahres die Kids-Version hinzu“, sagt Kristin Walch vom Tourismusmanagement Stormarn (TMS).
Mehr Infos über Landschaftsbilder
Um die Krimi-Trails noch bekannter und populärer zu machen, wurden sie auf verschiedenen Online-Plattformen besser beworben, in Gewinnspiele eingebunden und mit einem ausgefeilterem Konzept durchgeführt. So werden für die Route B (Bad Oldesloe–Grabau–Bad Oldesloe) jetzt eine An- und Abreise per Zug angeboten und auf der Rundtour örtliche Gastronomie eingebunden.
Weiterentwickelt wurden mit Kooperationspartnern ebenfalls Naturguidelines. „Ziel war es, Gäste und Bewohner für ein nachhaltiges und umsichtiges Verhalten in und mit der Natur zu sensibilisieren und sie darüber hinaus mit noch besseren Informationen über die Gegebenheiten der einzelnen Landschaftsbilder wie Moore, Gewässer und Wälder auszustatten“, erklärt Kristin Walch.
Stärkere Kooperation mit AktivRegionen
Vertieft worden ist zudem die Zusammenarbeit mit den AktivRegionen Holsteins Herz, Alsterland, Sieker Land und Sachsenwald, um neue, touristisch relevante Themen aus den Regionen heraus zu identifizieren und mögliche Kooperationspartner und Unterstützer zu finden. So sollen unter anderem Angebote rund um das Kanurevier Trave ausgebaut werden.
Als Gemeinschaftsprojekt des Stabsbereichs Kultur Kreis Stormarn und der Stiftung Herzogtum Lauenburg ist bereits eine neue Museumskarte für beide Kreise entstanden. „Sie bietet eine Übersicht von Kulturorten wie Museen, Galerien und Ausstellungen, wird in der Neuauflage aber einen stärkeren Fokus auf touristische Anziehungspunkte haben“, sagt Schmidt. In diesem Jahr erscheint sie indes nicht mehr als Broschüre, sondern als Faltkarte.
Neu: kulturelle Veranstaltungen an besonderen Orten
Erfolgreich fortgesetzt wurden im Vorjahr kulturelle Veranstaltungen an ungewöhnlichen Orten. Neu war das Einbeziehen von Theatern und Museen. Daneben konnten aber auch wieder Künstler in ihren Ateliers besucht werden. Als große Klammer unterstützte das Tourismusmanagement diese Projekte durch Tipps für Radrouten mit Restaurants, Cafés und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke sowie die Werbung über verschiedene Social-Media-Kanäle.
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„Durch neue Formate, Videos, die bessere Vermarktung touristischer Angebote, Kampagnen und das Aufgreifen neuer Trends konnten die Reichweite erhöht und neue Nutzer gewonnen werden“, sagt Geschäftsführer Günter Schmidt. So verzeichnete der Instagram-Channel des Tourismusmanagements Stormarn Ende des Vorjahrs 2422 Follower, der Facebook-Channel mehr als Tausend. „Vor allem unsere Online-Auftritte wollen wir in diesem Jahr strategisch weiterentwickeln und ausbauen“, so Schmidt.