Ahrensburg. Michael Sarach tritt am 14. Mai für die SPD bei Kommunalwahl an. Warum es den ehemaligen Verwaltungschef in die Politik zieht.

Etwas mehr als neun Monate ist es her, dass Michael Sarach aus dem Amt des Ahrensburger Bürgermeisters ausgeschieden ist und sich nach zwölf Jahren an der Verwaltungsspitze in den Ruhestand verabschiedet hat. „Bis Ende des Jahres möchte ich erst einmal Abstand gewinnen, werde mich nirgends einmischen und in aller Ruhe über ehrenamtliches Engagement nachdenken“, sagte Sarach nach seinen Zukunftsplänen gefragt einen Tag nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit, am 2. Mai 2022, im Gespräch mit dem Abendblatt. Nun meldet sich der Alt-Bürgermeister zurück: Michael Sarach möchte in den Kreistag.

Die SPD hat den 69-Jährigen für die Kommunalwahl am 14. Mai als Direktkandidat im Wahlkreis 12 (Ahrensburg I) aufgestellt, zu dem ein Großteil des Zentrums sowie die Stadtteile Gartenholz, Erlenhof und Beimoor zählen. „Ich habe mein Ziel erreicht, erst einmal in Ruhe zu überlegen, ob und wo ich mir vorstellen kann, mich zu engagieren“, sagt Sarach zu seinen politischen Ambitionen. Dabei sei ein kommunalpolitisches Engagement in den Fokus der Überlegungen gerückt.

Ahrensburgs Ex-Bürgermeister Michael Sarach kandidiert für den Kreistag

„Eine Kandidatur für die Stadtverordnetenversammlung in Ahrensburg kam für mich aus, so denke ich, nachvollziehbaren Gründen, nicht infrage“, sagt der Alt-Bürgermeister. Der Kreistag dagegen reize ihn. „Während meiner Amtszeit habe ich viele Kontakte auf Kreisebene knüpfen können, sowohl in die Politik, als auch in die Verwaltung“, so der 69-Jährige. Dazu bringe er einen reichhaltigen Fundus an Erfahrungen und Erkenntnissen mit, die er gern einbringen wolle.

Zwölf Jahre lang stand Sarach in Ahrensburg an der Spitze der Stadtverwaltung, hatte vor allem die Aufgabe, die Beschlüsse, welche die Stadtverordneten fassen, umzusetzen. Dabei ging es nicht immer harmonisch zu. „Ich habe viele Dinge vorgeschlagen, die aus meiner Sicht wichtig für die weitere Entwicklung der Stadt gewesen wären, aber nicht für alle gab es eine politische Mehrheit“, sagt Sarach rückblickend. Doch so funktioniere nun einmal die Demokratie.

Der 69-Jährige möchte selbst gestalterisch tätig werden

Nun wechselt der 69-Jährige die Seiten, möchte Teil der Parteipolitik werden, die ihm als Verwaltungschef mitunter Kopfzerbrechen bereitet hat. „Ich verspüre die Lust, selbst gestalterisch tätig zu werden“, begründet Sarach seine Entscheidung. Die Idee, sich aufstellen zu lassen, sei beim Ahrensburger SPD-Stadtverband und ihm selbst parallel entstanden. „Ich habe einfach gefragt, was die davon halten würden, wenn ich antrete, und bekam die Rückmeldung: Mensch, das ist ja toll, wir hatten auch schon an dich gedacht“, erzählt Sarach.

Ganz Sozialdemokrat – seit 1989 hat Sarach ein SPD-Parteibuch –, möchte Ahrensburgs ehemaliger Bürgermeister den Schwerpunkt seiner politischen Arbeit im Falle seiner Wahl auf soziale Themen legen. „Mein Wunsch ist eine nachhaltige und gerechte gesellschaftliche Entwicklung“, sagt Sarach und ergänzt: „Während meiner Zeit als Bürgermeister ist mir immer wieder bewusst geworden, dass nicht alle Gesellschaftsgruppen die gleiche Chance auf Teilhabe haben.“

Seine Schwerpunkte sieht Sarach in den Bereichen Integration und Finanzen

Integration und Inklusion seien nach wie vor große Herausforderungen. „Die Einbindung sozial schlechter gestellter Gruppen, insbesondere von Menschen, die aufgrund schrecklicher Umstände in ihren Heimatländern zu uns gekommen sind, spielt eine zentrale Rolle für den Zusammenhalt der Gesellschaft“, ist der 69-Jährige überzeugt. Für diese Gruppen wolle er sich einsetzen.

Darüber hinaus möchte Sarach sich in finanzpolitischen Fragen einbringen. „Als Bürgermeister, aber auch schon davor hatte ich in meiner Berufslaufbahn viel mit Finanzen zu tun“, sagt er. Der Diplom-Finanzwirt war unter anderem in der Finanzverwaltung in Hamburg und im Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern tätig. „Die finanzpolitischen Entscheidungen, die auf Kreisebene getroffen werden, haben durch die Kreisumlage unmittelbare Auswirkungen auf die Städte und Gemeinden und damit auch auf Ahrensburg“, sagt Sarach.

Zuletzt dominierte die CDU die Ahrensburger Direktwahlkreise

Die Stormarner SPD verbindet mit der Kandidatur des Alt-Bürgermeisters die Hoffnung, nach Jahrzehnten der CDU-Dominanz wieder eines der drei Direktmandate in der größten Stadt des Kreises zu erobern. Seit 2003 sind alle drei Wahlkreise der Schlossstadt fest in christdemokratischer Hand. 2018 konnten die Sozialdemokraten kreisweit überhaupt nur ein Direktmandat holen, im Ammersbeker Wahlkreis 11. Die damalige Gewinnerin Sigrid Kuhlwein tritt im Mai nicht wieder an.

Nun setzt die SPD auf Sarachs bekannten Namen. „Wir wollen bei der Verteilung der Direktmandate wieder mitreden“, sagt die Kreisvorsitzende Marion Meyer. Sarach bringe viel Kompetenz und Erfahrung mit. „Wenn es ihm nicht gelingt, zu überzeugen, wem dann?“, fragt sie. Der Alt-Bürgermeister betont hingegen, dass ein Wahlsieg trotz seines Bekanntheitsgrades kein Selbstläufer sei. „Da mache ich mir keine Illusionen“, sagt Sarach.

Bildungsexpertin und ehemaliger Bürgermeisterkandidat sind die Konkurrenten

Der 69-Jährige tritt gegen die langjährige CDU-Kreistagsabgeordnete Janne Bollingberg an, die ihren Wahlkreis unbedingt verteidigen möchte. Die Bildungsexpertin siegte 2018 mit 33,6 Prozent deutlich vor dem damaligen SPD-Kandidaten Ole Kämper (19,9 Prozent). Aber auch die Grünen können sich Hoffnungen machen, das Direktmandat zu gewinnen. Ihre Kandidatin Monja Löwer lag vor fünf Jahren mit 19,5 Prozent denkbar knapp auf Platz drei. Diesmal setzt die Partei mit dem langjährigen Ahrensburger Stadtverordneten und ehemaligen Bürgermeisterkandidaten Christian Schubbert ebenfalls auf ein bekanntes Gesicht.

„Vielleicht hilft der Name auf dem Wahlzettel, aber letztendlich muss man vor allem als Person überzeugen“, sagt Sarach. „Ich glaube, dass die Ahrensburger mich als Bürgermeister als sehr sachorientierten Menschen kennengelernt haben, der Brücken bauen kann, und hoffe, dass sie mir die Möglichkeit geben, das auch im Kreistag zu tun.“

Die CDU setzt auf die Wahlsieger von 2018

In Ahrensburg gibt es neben Sarachs Wahlkreis 12 noch zwei weitere Wahlkreise. Im Wahlkreis 13 (Ahrensburg II) schickt die SPD Marc Gläveke ins Rennen, der bei der Hamburger Kriminalpolizei tätig ist. Er muss sich unter anderem gegen Maik Neubacher durchsetzen, Ortschef der Ahrensburger CDU und Vize-Vorsitzender der Kreistagsfraktion, der sich 2018 das Direktmandat sicherte. Die Grünen haben Sven Scheuer nominiert.

Im Wahlkreis 14 (Ahrensburg III) hat die SPD Franca Boege aufgestellt, die in führender Funktion bei der Arbeitsagentur tätig ist. Der Name ist kein Zufall: Sie ist die Frau des Ahrensburger Bürgermeisters Eckart Boege. Ihre Kontrahenten sind die CDU-Umweltexpertin Claudia Rathje, die den Wahlkreis 2018 gewann, und die Grünen-Kreistagsabgeordnete Monja Löwer.