Bad Oldesloe. Langjähriger Wahlhelfer packt aus: Mit einem der fünf Wahlgrundsätze nehmen es Wähler nicht so genau. Was er sonst noch erlebt hat.

In seinen etwa 35 Jahren als freiwilliger Wahlhelfer hat Stefan Schröder so einiges erlebt. Obgleich die schönen Erinnerungen überwiegen – schließlich ist der 57-Jährige seit seinem frühen Erwachsenenleben verliebt in den Job –, hat er in den vergangenen Jahrzehnten auch den ein oder anderen kuriosen Zwischenfall erlebt. „Eine meiner Aufgaben ist es, aufzupassen, dass die Wahl geheim stattfindet“, so der Oldesloer. Doch genau hier gibt es ab und zu Menschen, die schummeln wollen.

Kommunalwahl 2023: Instagram-Post macht Stimme ungültig

„Ich habe es schon erlebt, dass der Ehemann auf den Wahlzettel seiner Frau lugt, um sicherzugehen, dass sie auch das richtige Kreuz macht.“ Das gehe überhaupt nicht. Denn dass die Wahl geheim sein muss, ist einer der fünf Wahlgrundsätze, die im Grundgesetz verankert sind. „Dieser Grundsatz wird übrigens auch gebrochen, wenn jemand seinen Briefwahlzettel fotografiert und bei Instagram postet“, sagt Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke. Das komme immer häufiger vor, macht die Wahl aber theoretisch ungültig.

Für die anstehende Kommunalwahl am 14. Mai suchen zahlreiche Stormarner Kommunen noch freiwillige Helfer, die am Wahlsonntag in den Lokalen Wahlzettel ausgeben, an der Urne stehen und die Stimmen auszählen. Doch was genau macht man als Wahlhelfer? Wie zeitaufwendig ist das Ehrenamt? Und was hat man davon, mitzuwirken? Das hat Wahlhelfer Stefan Schröder unserer Redaktion erzählt.

Wahlhelfer erleben die Keimzelle der Demokratie live und in Farbe mit

Es war vor über 30 Jahren. „Damals absolvierte ich gerade eine Ausbildung bei der Stadt Reinfeld“, sagt der gebürtige Eutiner. Durch seinen Beruf kam er mit Kommunalpolitik in Berührung. „Das fand ich wahnsinnig spannend“, sagt er. So spannend, dass er sich als junger Mann kurzerhand als freiwilliger Wahlhelfer meldete. Ein Glück – für ihn und die Wählerinnen und Wähler. Denn das Ehrenamt machte ihm so viel Spaß, dass er dabei blieb und auch in diesem Jahr im Oldesloer Wahllokal in der Klaus-Groth-Schule wieder an der Urne stehen wird, wenn es um die Zusammensetzung der neuen Stadt-, Gemeinde- und Kreisvertretungen geht.

„Man hat als Wahlhelfer die Gelegenheit, Demokratie live und in Farbe mitzuerleben“, sagt Schröder, der hauptberuflich Pressesprecher der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe ist. „Es ist eine spannende Tätigkeit“, sagt auch Lembke, der in diesem Jahr wieder Wahlleiter ist. Bei der Bürgermeisterwahl im vergangenen Jahr war das übrigens nicht erlaubt. Lembke: „Ich kann jedem empfehlen, das mal zu machen. Man sieht auch seine Nachbarn mal wieder, weil ja viele im Laufe des Tages vorbeikommen.“

Wenn jemand seinen Dienst vergisst, kommt der Bürgermeister persönlich vorbei

Und noch ein Besucher ist sicher: Traditionell kommt der Bürgermeister persönlich in jedem Wahllokal mit Kuchen vorbei. „Ich erlebe dort meist eine sehr ausgelassene Stimmung“, so Lembke. Der Andrang scheint für sich zu sprechen: „In Bad Oldesloe finden sich meistens genug Freiwillige“, sagt der Bürgermeister. Wäre dies nicht der Fall, würden Wahlhelferinnen und Wahlhelfer verpflichtet werden. Die Kreisstadt benötigt etwa 180 Ehrenamtliche.

Und wie genau läuft so ein Wahltag ab? „Wir treffen uns meistens um 7.30 Uhr“, sagt Wahlhelfer Stefan Schröder. „Es kann vorkommen, dass mal jemand seinen Dienst vergisst“, so Lembke. Dann ist ein persönlicher Hol- und Bringservice des Bürgermeisters inklusive. „Wer nicht da ist, den hole ich von zu Hause ab“, so Lembke.

Zu den Aufgaben gehören das Austeilen der Wahlzettel und das Zählen der Stimmen

Um 8 Uhr öffnen die 17 Wahllokale der Kreisstadt ihre Türen. Dann geht die Arbeit so richtig los. „Wahlhelferinnen und Wahlhelfer prüfen die Wahlberechtigung, vermerken die Stimmabgabe im Wählerverzeichnis, geben die Stimmzettel aus, beaufsichtigen die Wahlkabinen und Urnen und zählen ab 18 Uhr die Stimmzettel aus“, sagt Schröder.

Aufgeteilt wird der Wahltag in eine Vormittags- und eine Nachmittagsschicht. Um 13 Uhr ist Schichtwechsel. Wenn möglich, werden die Helfer in einem Lokal in ihrer Nähe eingesetzt. Besondere Vorkenntnisse sind für die Tätigkeit nicht erforderlich. Erfahrene Wahlhelfer weisen die Neulinge ein. Es werden vorab Schulungen angeboten. Bei der Kommunalwahl können alle Menschen ab 16 Jahre helfen, die seit mindestens sechs Wochen im Wahlgebiet wohnen.

Als Dankeschön gibt es eine Aufwandsentschädigung

„Es kommt vor, dass Menschen sich für den Einsatz bedanken“, sagt Schröder. Das ist aber nicht das einzige Dankeschön, das die Ehrenamtlichen bekommen. Es gibt auch eine Aufwandsentschädigung. Die Höhe variiert von Stadt zu Stadt. In Bad Oldesloe gibt es je nach Tätigkeit zwischen 40 und 50 Euro, die direkt am Wahltag ausgezahlt werden. Wer in Bad Oldesloe Wahlhelfer werden will, kann sich unter Tel. 04531/50 41 10 oder wahlamt@badoldesloe.de melden.

Auch in Ahrensburg, Glinde oder Reinbek werden gegen eine Aufwandsentschädigung von bis zu 80 Euro noch freiwillige Wahlhelferinnen und Wahlhelfer gesucht. Interessierte in Ahrensburg können sich unter Tel. 04102/77192 oder per E-Mail an yvonne.borgwardt@ahrensburg.de an Yvonne Borgwardt wenden. Ausdrücklich eingeladen sind junge Erstwählerinnen und Erstwähler, die die Keimzelle der Demokratie miterleben und sich ein Taschengeld dazuverdienen wollen. Der Kinder- und Jugendbeirat bietet für Neueinsteiger Schulungen an.

Wer in Reinbek Wahlhelferin oder Wahlhelfer werden will, meldet sich unter Tel. 040/72 75 07 11 oder per E-Mail an wahlen@reinbek.de. Wer in Glinde mithelfen möchte, kann sich unter Tel. 040/710 02 23 02 38, per E-Mail unter wahlen@glinde.de oder im Internet unter www.glinde.de/rathaus-politik/bekanntmachungen-wahlen/wahlen melden.