Ahrensburg. Erfolge, Fehler, Freundschaften: Das sagt Michael Sarach über seine Amtszeit von 2010 bis 2022 als Chef im Rathaus.

Nach zwölf Jahren und dem letzten Tag als Bürgermeister im Ahrensburger Rathaus nimmt sich Michael Sarach Zeit zum Feiern. Allerdings stößt der 68-Jährige keineswegs auf seine Pensionierung an. Am heutigen Montag unternimmt er zum Hochzeitstag einen Ausflug mit Ehefrau Sabine. Und am Sonntag wurde auf den Geburtstag des Schwagers angestoßen.

„Bis Ende des Jahres möchte ich erst einmal Abstand gewinnen, werde mich nirgends einmischen und in aller Ruhe über ehrenamtliches Engagement nachdenken“, sagt Sarach. Für Haus und Garten habe er eine Handwerksliste gemacht, die er abarbeiten wolle. „Beim Bauen, Basteln und Werkeln kann ich abschalten“, sagt er.

Zeit für Enkeltochter, Reisen und Golfen

Das Ehepaar Sarach wird sich häufiger auf den gut 100 Kilometer langen Weg nach Schwerin machen, wo der Diplom-Finanzwirt bis zum Wechsel nach Ahrensburg im Landesinnenministerium gearbeitet hat. Die Tochter lebt dort und ist im September Mutter geworden. „Mit unserer Enkeltochter kann ich die Zeit verbringen, die ich aus beruflichen Gründen bei der Begleitung unserer Kinder nicht so hatte“, sagt Sarach. Der Sohn studiert in Hamburg-Harburg, wo er auch wohnt.

Mai 2010: Michael Sarach bezieht sein Büro im Ahrensburger Rathaus.
Mai 2010: Michael Sarach bezieht sein Büro im Ahrensburger Rathaus. © Michael Degenhard | Michael degenhard

Auf dem Programm stehen auch Reisen („Das war in den vergangenen beiden Corona-Jahren ja kaum möglich“) und Golfrunden. „Meine Frau und ich haben gemeinsam angefangen“, so der Verwaltungsexperte. „Für uns geht es dabei einzig um Entspannung und Laufen. Handicaps und Wettbewerbe interessieren uns nicht.“ Und das sagt der Ex-Bürgermeister im Abendblatt-Gespräch über seine Amtszeit:

Erster Arbeitstag: Am 1. Mai 2010 habe ich ein Grußwort bei einer Messe im Marstall gesprochen. Am Montag im Rathaus habe ich eine Runde mit den Fachbereichsleitern einberufen. Dazu habe ich versucht, möglichst viele Mitarbeiter im Hause kennenzulernen. Im Vorfeld konnte ich schon bei einer Personalversammlung dabei sein.

Erfolge: Das bewertet jeder für sich sehr subjektiv. Manchmal kann etwas als Erfolg dastehen, was einfach nur Glück ist. Ich würde es als erfolgreich einstufen, dass es gelungen ist, die Stiftung Schloss Ahrensburg auf sehr solide Füße zu stellen. Als ich das Amt übernommen habe, waren die Kreditverbindlichkeiten der Stadt bei rund 25 Millionen Euro, heute stehen sie bei rund zwölf Millionen. Das ist sicher nicht allein mein Verdienst, aber eine positive Linie. Wir haben nach Anlaufschwierigkeiten die Doppik (doppelte Buchführung, d. Red.) eingeführt und die Umsatzsteuerpflicht für Leistungen der kommunalen Ebene, erstellen eine Konzernbilanz. Das sind Dinge, die nach außen wenig zu erkennen, aber wichtig sind. Es ist gelungen, Unternehmen wie Basler, Hela und Wibu zu halten. Das war mitunter ein Kraftakt, den wir auch durch meinen persönlichen Einsatz geschafft haben, weil ich sehr früh Kontakt hatte in die Geschäftsführungen. Im Großen und Ganzen bin ich mit meiner Bilanz recht zufrieden. Ich weiß, dass Dinge nicht so schnell gingen, wie ich es gern gewollt hätte: Die Einführung der Doppelhaushalte hat zehn Jahre gedauert.

Führungsstil: Meine Tür stand immer offen. Ich habe immer versucht, offen zu sein für Hinweise, Anregungen und auch für Kritik, weil Kritik vom Begriff her nichts Negatives ist. Es hatte wirklich niemand Scheu, bei Problemen fachlicher oder auch persönlicher Art zu mir zu kommen. Eine meiner wesentlichen Stärken: Ich war immer ruhig und ausgeglichen.

Macht: Macht haben macht nichts – oder wie war das? (lacht) Das Wort hat im Rahmen von Politik überhaupt nichts zu suchen. Wenn man in eine Funktion gewählt wird, muss man den Menschen zeigen, dass sie die richtige Wahl getroffen haben. Wenn man versucht, etwas kraft des Amtes durchzudrücken, ist das mit Sicherheit nicht erfolgreich. Und ein Bürgermeister in Schleswig-Holstein hat sowieso keine Macht, weil er nur eine Art Geschäftsführer ist.

Fehler: Ich habe zu Beginn meiner Amtszeit Fehleinschätzungen gehabt. Ob das Fehler sind, sei mal dahingestellt. Ich bin im Wahlkampf 2009 immer wieder auf die Gestaltung des Rathausplatzes angesprochen worden und habe gedacht, man sollte das platzieren. Ich bin dann gescheitert, weil das politische Votum so war: Das wollen wir nicht. Und ich hatte geglaubt, dass wir mit den Stadtverordneten einen Neuanfang machen. Doch das hat nicht so gut funktioniert, da gab es ein Rollenverhalten. Persönlich habe ich immer sehr hohe Anforderungen an mich gestellt. Vielleicht habe ich das eine oder andere zu schnell angehen wollen. Manchmal bin ich vielleicht ein bisschen ungeduldig gewesen.

Stress: Arbeit war für mich nie Stress. Schon in Schwerin wurde die 40-Stunden-Woche weit überschritten. Das war hier eher noch mehr, weil auch die Wochenenden oft belegt waren. Eine meiner guten Eigenschaften: Je hektischer es wird, desto ruhiger werde ich. Wenn man so viele Erfahrungen mitbringt, weiß man, dass man für jede Situation relativ schnell eine Lösung parat hat, und gerät nicht in negativen Stress.

Unerledigtes: Das sind alle Projekte, die noch laufen. Ich habe nicht den Eindruck, dass ich große Schwachstellen und Lücken hinterlasse. Es gibt Dinge, auf die wir direkt keinen Einfluss haben wie in der Diskussion über Digitalisierung. Die Umsetzung des Online-Zugangsgesetztes liegt nicht in unseren Händen, das macht der IT-Verbund des Landes. Und der kommt nicht aus dem Knick. Ich bedauere sehr, wie wir uns in der IT insgesamt präsentieren. Vor sieben Jahren hatte ich sieben Stellen für den IT-Bereich beantragt und habe sie nicht bekommen. Als Corona kam, bekam ich Stellen, doch jetzt finden wir keine Leute mehr. Im Gegenteil: Unsere Leute laufen weg. Ich hätte den Sportpark und Flächennutzungsplan gern schneller vorangebracht. Das haben wir nicht allein zu verantworten, das hängt auch an den politischen Diskussionen.

Freundschaften: Ich bin ein sehr nüchterner und sachlicher Mensch, habe einen überschaubaren Freundeskreis. Der Aufbau und die Pflege braucht Zeit. Im Hause habe ich mich mit niemandem geduzt. Ich habe versucht, alle gleich zu behandeln, auch schon mit der Ansprache. Privat haben wir auch aus unserer Hamburger Zeit einen Freundeskreis, mit dem wir regelmäßig Kontakt haben.

Ruhestand: Das Wort vermeide ich. Ich trete ein in einen neuen Lebensabschnitt.

Tipp für den Nachfolger: Das will ich mir nicht anmaßen. Ich wünsche ihm Kraft und Stärke, um all das durchzuhalten, was auf einen in diesem Amt einprasseln kann. Das ist viel mehr, als Außenstehende oft vermuten. Da ist ein permanenter Druck aus der Politik, der Öffentlichkeit, der Wirtschaft, dem Einzelhandel. Da muss man versuchen, eine heitere Gelassenheit zu entwickeln.

Was ich noch sagen wollte: Ahrensburg ist eine Stadt mit ungeheuer viel Potenzial. Ich finde es schade, dass man dies nur in vielen ganz kleinen Schritten ausschöpft. Ein Problem ist, dass die Stadt aus vielen Teilen zusammengewachsen ist. Die Gesamtidentität „Wir sind Ahrensburg“ vermisse ich.

Im Oktober 2009 wählen die Ahrensburger Michael Sarach zum Bürgermeister und Nachfolger von Ursula Pepper. Der Kandidat von SPD und FDP setzt sich in der Stichwahl mit 53,3 Prozent der Stimmen gegen Jörn Schade (CDU) durch. Im ersten Durchgang lag Schade (33,0 %) noch knapp vor Sarach (32,3). Die Einzelbewerber, Stadtjustiziar Thomas Reich (22,1) und Klaus Schädel (12,5), schieden aus.

Im Oktober 2015 gewinnt Sarach die Stichwahl mit 55,2 Prozent gegen den CDU-Kontrahenten Christian Conring. Im ersten Durchgang war der Grünen-Kandidat Jörg Hansen (16,4 %) rausgefallen. Sarach (46,1) lag da bereits vor Conring (37,6).