Großhansdorf. Dortmunder Firma wollte an der Autobahn auf 6,8 Hektar Sonnenkraftwerk bauen. Kiel lehnt dafür erforderliche Sondergenehmigung ab.
Die Pläne für den Bau eines Solarparks an der Autobahn 1 in Großhansdorf stehen vor dem Aus. Wie Bürgermeister Janhinnerk Voß informiert, hat das Kieler Innenministerium eine erforderliche Sondergenehmigung versagt und das Projekt damit vorerst gestoppt. Ob das Vorhaben damit endgültig vom Tisch ist, ist derzeit aber noch unklar.
Die Firma ON Energy aus Dortmund möchte das Sonnenkraftwerk auf einem 6,8 Hektar großen Areal am Wanderweg Mielerstede im Norden der Waldgemeinde bauen. Ende September hatte das Unternehmen das Projekt im Bau- und Umweltausschuss erstmals vorgestellt. „Ein Solarpark Mielerstede ist eine Chance für den Klimaschutz, die Versorgungssicherheit und kommunale Wertschöpfung“, sagte ON-Energy-Vertreter Jörn Schaube und bekam viel Zuspruch von den anwesenden Politikern. Das Investitionsvolumen gab Schaube mit rund zehn Millionen Euro an.
Solarpark an der A 1: Pläne im Norden Großhansdorfs vor dem Aus
Die Fläche, die das Unternehmen im Visier hat, liegt nordöstlich des Wanderwegs, direkt an der A 1, und wird zurzeit landwirtschaftlich genutzt. Der Nutzungsvertrag mit dem Eigentümer ist laut Schaube bereits unterzeichnet. Lediglich von Seiten der Gemeinde müsse noch Baurecht geschaffen werden. Dazu erklärten sich die Ausschussmitglieder einstimmig bereit und beauftragten die Verwaltung, ein entsprechendes Bauleitverfahren vorzubereiten.
ON Energy mit seinen 28 Mitarbeitern gehört zur Solar-Ruhr-Gruppe mit Sitz in Iserlohn und plant derzeit eigenen Angaben zufolge bundesweit Solar-Projekte mit einer Leistung von rund 1,5 Gigawatt. Das Unternehmen wollte den Solarpark bauen und anschließend an eine Betreiberfirma verkaufen. Nach welchem Modell die Anlage genau betrieben werden sollte, war aber noch unklar. Diskutiert wurde über ein Energieversorgungsunternehmen als Betreiber oder die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft.
Das Areal ist im Regionalplan des Landes als regionaler Grünzug definiert
Dazu kommt es nun nicht. „Die vorgesehene Fläche ist laut Regionalplan des Landes Teil eines regionalen Grünzugs“, sagt Bürgermeister Voß. Dort darf normalerweise nicht gebaut werden. Laut Innenministerium sollen regionale Grünzüge „langfristig unbesiedelte Freiräume schützen“. Die Grünzüge dienten „der Sicherung und Entwicklung wertvoller Landschaftsbereiche, dem Biotopverbund, dem Geotopschutz, dem Grundwasserschutz, der Klimaverbesserung und Lufthygiene sowie der siedlungsnahen landschaftsgebundenen Erholung“, weshalb ihnen eine „wichtige Freiraumfunktionen in den stärker verdichteten Ordnungsräumen“ rund um die Großstädte Hamburg, Kiel und Lübeck zukomme.
Von Beginn an sei deshalb klar gewesen, dass der Solarpark nur mit einer Ausnahmegenehmigung des Landes zu realisieren sei, sagt Großhansdorfs Bürgermeister Voß. Im September hatte sich Bauamtsleiter Stefan Kroll diesbezüglich allerdings noch optimistisch gegeben. „Der Grünzug würde aus unserer Sicht nicht erheblich beeinträchtigt“, sagte er und wollte das Gespräch mit den Behörden in Kiel suchen. Doch nun kam aus der Landeshauptstadt die Absage.
Die Fläche wird bereits intensiv landwirtschaftlich genutzt
„Das Land hat auf Anfrage mitgeteilt, dass der Bau eines Solarparks an dieser Stelle nicht zulässig ist und es keine gesonderte Erlaubnis geben wird“, sagt Voß. Der Bürgermeister zeigt sich selbst von der Rückmeldung überrascht. „Wir sind davon ausgegangen, dass es es keine Bedenken gibt, weil die Fläche bereits intensiv landwirtschaftlich genutzt wird und auch von mehreren Hochspannungsleitungen durchzogen ist“, sagt Voß. Zudem liege sie direkt an der Autobahn.
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Für die Waldgemeinde ist die Entscheidung ein Rückschlag, nicht nur auf dem Weg zur Energiewende, sondern auch finanziell. Über eine sogenannte Kommunalabgabe hätte Großhansdorf an den Erträgen des Solarparks mitverdienen können. Seit 2021 ermöglicht es ein Gesetz Gemeinden, 0,2 Cent pro Kilowattstunde von Anlagenbetreibern verlangen.
Der Solarpark hätte bis zu 1800 Familien mit Strom versorgen können
Bei einer Leistung von 7,6 Megawatt Peak wären laut ON Energy jährlich rund 18.000 Euro in die Gemeindekasse geflossen. Später hätte der Betrag sogar noch steigen können. Das Dortmunder Unternehmen befand sich laut Schaube bereits in Verhandlungen über eine westlich angrenzende, etwa zwei Hektar große Fläche für eine spätere Erweiterung des Solarparks. Das Areal gehört der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). Insgesamt wäre dann laut Schaube eine Anlage mit einer Leistung von rund 9,5 Megawatt Peak möglich. „Pro Jahr könnten wir neun Millionen Kilowattstunden Solarstrom erzeugen, genug, um 1800 Familien zu versorgen“, erläuterte er im September.
Großhansdorfs Bürgermeister hat das Projekt trotz der abschlägigen Antwort aus Kiel zumindest langfristig noch nicht ganz abgeschrieben. „Der Regionalplan wird zurzeit überarbeitet“, sagt Voß. Deshalb bestehe die Möglichkeit, dass der Solarpark in der Neufassung berücksichtigt werden könne. „Das Verfahren dauert allerdings absehbar mehrere Jahre“, so der Verwaltungschef.
Solarpark: Großhansdorf sucht Schulterschluss mit anderen Kommunen
Zusätzlich möchte sich Großhansdorf laut Voß mit anderen Kommunen mit ähnlichen Vorhaben zusammenschließen, darunter das Amt Nordstormarn, um dem Anliegen mehr Nachdruck zu verschaffen. Ob ON Energy so lang wartet oder die Pläne nun aufgibt, ist unklar. Das Unternehmen ließ eine Anfrage unserer Redaktion zu den Konsequenzen der Entscheidung des Landes unbeantwortet.
Nicht betroffen von alldem sind die Planungen für eine Erweiterung des kommunalen Solarparks auf der Grenzeckkoppel, fünf Kilometer weiter südlich ebenfalls direkt an der A 1 gelegen. Bereits 2012 war auf dem nordöstlichen, etwa drei Hektar großen Teil der gemeindeeigenen Fläche ein Sonnenkraftwerk entstanden, es ist an eine Firma aus Baden-Württemberg verpachtet. Der Solarpark soll nach dem Willen von Politik und Verwaltung auf dem freien, nordwestlichen Teil der Grenzeckkoppel erweitert werden. In welchem Umfang, ist derzeit noch Gegenstand der Diskussion. „Die Planungen treiben wir in den kommenden Monaten weiter voran“, sagt Voß.