Ahrensburg. Verwaltung informiert Ahrensburger über Millionenprojekt am Heimgarten. Einige fordern jetzt schon Entschädigungen.

Die Ränge im Forum des Schulzentrums Am Heimgarten sind gut gefüllt, als Tanja Eicher, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Kultur im Ahrensburger Rathaus, gegen kurz nach 18.30 Uhr am Mittwoch ans Mikrofon tritt. Mehr als 40 Anwohner aus der Nachbarschaft des Schulzentrums sind gekommen, um zu erfahren, was in den kommenden zehn Jahren auf sie zukommen wird.

Denn darum soll es an diesem Abend gehen: Für mehr als 80 Millionen Euro plant Ahrensburg den Bau eines neuen Schulzentrums am Reesenbüttler Redder. Schon lange steht fest, dass die Bildungseinrichtung einer baulichen Überholung bedarf. Der Haupttrakt des Schulzentrums, das die Gemeinschaftsschule Am Heimgarten und das Eric-Kandel-Gymnasium mit zusammen rund 1300 Schülern beherbergt, stammt aus dem Jahr 1972.

Anwohner fürchten Schatten durch Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten

Er ist marode, zu klein und genügt nicht mehr den pädagogischen Anforderungen. Immer wieder fällt die Heizungsanlage aus, 2018 wurde festgestellt, dass die Toiletten mit Legionellen belastet waren. Zudem ist in dem Gebäude Asbest verbaut. Die Stadtverordneten haben Ende Juni beschlossen, das Schulzentrum zu großen Teilen abzureißen und auf dem derzeitigen Sportplatz einen größeren Neubau zu errichten. Nur die Sporthalle soll erhalten bleiben. Ob der erst 2005 eingeweihte 700er-Trakt mit der Cafeteria stehen bleiben kann, wird noch geprüft.

Dreieinhalb Jahre soll gebaut werden. Derzeit laufen die Vorplanungen, 2025 sollen die Bagger anrollen. „Bei so einem großen Bauvolumen ist klar, dass das nicht ohne gewisse Einschränkungen für die Nachbarn gehen wird“, stellte Eicher zu Beginn des Infoabends klar. Die Stadt wolle deshalb die betroffenen Anwohner frühzeitig in die Planungen miteinbeziehen.

Eine Sanierung wäre laut Architekten nicht wirtschaftlich

„Wir nehmen ihre Anregungen und Sorgen auf und wollen Probleme gemeinsam lösen“, versicherte sie. Der Abend begann mit einer Vorstellung des beauftragten Architekturbüros PPP aus Lübeck. Die Schulbau-Experten haben Erfahrung mit vergleichbaren Projekten, zeichneten zuletzt etwa für die Sanierung des Schulzentrums Mühlenredder in Reinbek verantwortlich.

Der Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten soll auf dem derzeitigen Sportplatz entstehen.
Der Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten soll auf dem derzeitigen Sportplatz entstehen. © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | Frank Hasse

„Auch in Ahrensburg haben wir natürlich zunächst eine Sanierung geprüft“, sagte Architekt Dimitri Goldenberg. Die Bausubstanz am Heimgarten sei aber eine andere als etwa in Reinbek. „Wir haben es mit einem reinen Stahlbau zu tun“, erklärte er. Um den gesetzlichen Brandschutz zu gewährleisten, müssten sämtliche Stahlteile feuerfest eingepackt werden. „Bei einem Betonbau wie in Reinbek ist das machbar, aber bei einem reinen Stahlgebäude nur sehr schwierig möglich“, so Goldenberg.

Bis zur Fertigstellung könnten Schüler und Lehrer den Altbau weiterhin nutzen

Zudem seien Abriss und Neubau auf dem Sportplatz die Variante mit den geringsten Kosten und der kürzesten Bauzeit. „Auch ist die Belastung für Schüler und Lehrer am geringsten, weil der Altbau bis zur Fertigstellung des neuen Gebäudes weiter nutzbar bleibt“, so der Architekt.

Der genaue Standort, betonte Christina Gatzen, die das Projekt als Architektin für die Stadtverwaltung betreut, stehe noch nicht fest. „Der Sportplatz wäre besonders geeignet, aber wir prüfen auch, ob auf dem Lehrerparkplatz im vorderen Teil des Geländes oder auf dem nördlichen Teil des Pausenhofs ein ausreichendes Baufenster vorhanden ist“, betonte sie.

Besonders die Höhe eines möglichen Neubaus stößt auf Widerstand

Nach der Einführung gab es für die Anwohner die Möglichkeit, an einem Rundgang durch das Schulgebäude teilzunehmen. Lehrkräfte zeigten den Nachbarn dabei die Mängel und Brennpunkte. Im Anschluss erarbeiteten die Anwesenden in vier Gruppen – aufgeteilt nach Straßenzügen – Kritik und Verbesserungsvorschläge. Zur Verfügung stand umfangreiches Kartenmaterial, jede Gruppe bekam Unterstützung von einem Planer der Verwaltung oder des Architekturbüros.

Mehr als eine halbe Stunde wurde diskutiert, gestritten und beraten. Es ging um mögliche Baufenster, Lärm, die Gestaltung des künftigen Pausenhofs und des Sportplatzes. Die Ergebnisse wurden auf Klebezetteln an einer Pinnwand gesammelt. Schnell wurde die Hauptsorge der Anwohner deutlich: Aus allen Gruppen gab es Bedenken bezüglich der Höhe des künftigen Schulgebäudes.

Bebauungsplan lässt vier Stockwerke plus Staffelgeschoss zu

Schon jetzt steht fest, dass es flächensparender, dafür aber höher werden soll. Der Bebauungsplan erlaubt vier Vollgeschosse plus Staffelgeschoss. „Ein so hohes Gebäude nimmt uns die Sonne im Garten“, sagte ein Anwohner, der nördlich des Schulgeländes sein Grundstück hat. Andere befürchteten, dass es sich von den oberen Stockwerken der Schule in ihre Häuser und Gärten schauen lasse.

Einig waren sich alle Gruppen, dass das neue Gebäude in möglichst großem Abstand zur Wohnbebauung errichtet werden müsse. Immer wieder kamen zudem Forderungen auf, die Grundstückseigner müssten für eventuelle Wertminderungen ihrer Immobilien entschädigt werden.

Verwaltung möchte maximal zulässige Gebäudehöhe nicht ausreizen

Doch es gab auch konstruktive Anmerkungen, etwa von Stefanie Lescher. „Ich denke, das Grün rund um das Gelände sollte eingebunden werden“, sagte sie. Die Bäume an dem Wanderweg, der das Areal im Westen und Norden einrahmt, sollen laut Verwaltung erhalten bleiben. Anstatt eines kompakten Gebäudes könne der Neubau aufgestaffelt und nicht überall gleich hoch werden. „Man könnte die Landschaft und die Formen der Wohnbebauung aufnehmen“, schlug Lescher vor.

Am Ende gab es wenig konkrete Zusagen von der Verwaltung, außer, dass alle Anregungen geprüft werden und es weitere Veranstaltungen ähnlicher Art geben soll, wenn die Planungen vorangeschritten sind. Und die Zusicherung von Architektin Gatzen, die zulässige maximale Gebäudehöhe „nicht ausreizen“ zu wollen.