Ahrensburg. Schulzentrum Am Heimgarten soll Neubau weichen – für 80 Millionen Euro. So viel sollte Hamburgs Konzerthaus ursprünglich kosten.

Das Schulzentrum Am Heimgarten wird abgerissen und vollständig neu gebaut – in seltener Einigkeit haben Ahrensburgs Stadtverordnete während ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause am Montag das teuerste Projekt der Stadtgeschichte beschlossen. 74,6 bis 86 Millionen Euro wird die neue Schule nach Schätzungen des Bauamtes kosten.

Schon lange ist klar, dass bei dem Gebäude am Reesenbüttler Redder, das die Gemeinschaftsschule Am Heimgarten und das Eric-Kandel-Gymnasium mit zusammen rund 1300 Schülern beherbergt, Handlungsbedarf besteht. Doch wie marode der Bau aus dem Jahr 1972 wirklich ist, habe Politik und Verwaltung überrascht, sagte Christian Schubbert (Grüne).

Legionellen und Asbest in den Toiletten, mangelhafter Brandschutz

„Wir wussten, dass das Schulzentrum wegen steigender Anmeldezahlen aus allen Nähten platzt und dass die Raumsituation mit der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium absehbar noch dramatischer werden würde“, so der Vorsitzende des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses. Lange sei man aber davon ausgegangen, dass eine Sanierung und ein Anbau ausreichten, um das Problem zu lösen.

„Dann haben wir uns das Bestandsgebäude vor Ort angesehen“, so Schubbert. Dabei sei schnell klar gewesen: Um das Schulzentrum zu ertüchtigen, sei eine so umfangreiche Sanierung notwendig, dass diese kaum verhältnismäßig wäre. „2018 haben wir die Toiletten saniert, weil die Leitungen mit Legionellen kontaminiert waren, und dabei Asbestreste gefunden, obwohl die Schule in den 1990er-Jahren schon einmal asbestsaniert wurde“, sagte Schubbert.

Bestandsgebäude soll bis zur Fertigstellung des Neubaus nutzbar bleiben

Aktuell gehe davon zwar keine Gesundheitsgefahr aus, aber „das kann uns jederzeit auf die Füße fallen.“ Nach den heutigen Brandschutzvorgaben sei das Schulzentrum zudem eigentlich gar nicht benutzungsfähig. „Der Abriss und Neubau ist die beste Variante, nicht nur, weil sie die kostengünstigste und diejenige mit der geringsten Bauzeit ist, sondern auch, weil die Belastung für Schüler und Lehrer am geringsten bleibt“, so der Grünen-Politiker. Auch die Leiter beider Schulen hatten sich für diese Lösung ausgesprochen.

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Den Plänen zufolge soll das Bestandsgebäude nutzbar bleiben, bis der Neubau fertig ist, und erst im Anschluss abgerissen werden. Die Verwaltung und das beauftragte Architekturbüro PPP aus Lübeck hatten vorgeschlagen, das neue Schulzentrum auf dem derzeitigen Sportplatz zu errichten. Nach dem Abriss des Altbaus könnten die Außensportanlagen an seiner Stelle neu errichtet werden.

Politiker wollen sich nicht auf Standort auf dem Sportplatz festlegen

Auf den Standort auf dem Sportplatz wollten sich die Stadtverordneten am Montag aber noch nicht festlegen. „Bei dieser Anordnung steht uns der Sportplatz während der Bauzeit jahrelang nicht zur Verfügung“, sagte Wolfgang Schäfer (FDP). Dies sei vor dem Hintergrund, dass der Sportentwicklungsplan Ahrensburg schon jetzt einen Mangel an Sportstätten bescheinige, schwer verkraftbar.

Auch CDU und Grüne bevorzugen andere Lösungen, etwa eine Platzierung des Neubaus im südlichen Bereich des Schulgeländes, direkt am Reesenbüttler Redder. Die Politiker beauftragten die Verwaltung, eine solche Anordnung vor der endgültigen Standortbestimmung zu prüfen.

SPD-Stadtverordneter: „Die Schule gammelt uns unter den Füßen weg“

Keinen Dissens gab es in der Frage, dass Neubau und Abriss die beste Lösung für das Schulzentrum ist. Die Verwaltung und das Planungsbüro hatten ursprünglich fünf Varianten, darunter eine vollständige Instandsetzung und eine Teilsanierung und Erweiterung vorgeschlagen, die aber allesamt teurer wären. Die Stadtverordneten votierten einstimmig dafür, diese Vorschläge nicht weiter zu verfolgen, und sprachen sich für den vollständigen Neubau aus.

Darüber hinaus wollen die Politiker eine Lenkungsgruppe einsetzen, der Vertreter aller sechs Fraktionen, aus dem Rathaus und vom Architekturbüro angehören. „Die Schule gammelt uns unter den Füßen weg“, machte Bela Randschau (SPD) die Dringlichkeit des Projektes deutlich. Peter Egan, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft WAB, sprach sich ebenfalls für das Projekt aus, äußerte aber Sorgen mit Blick auf die Kosten.

Vorsitzender des Finanzausschusses warnt vor einem Schuldenberg

„Auch wenn dieses Vorhaben notwendig ist, müssen wir uns Gedanken über die Finanzierung machen“, warnte der Vorsitzende des Finanzausschusses. Es sei keine Lösung, den Neubau komplett durch Schulden zu finanzieren. „Es wäre unverantwortlich gegenüber den kommenden Generationen, wenn wir Ahrensburg einen riesigen Berg Schulden hinterlassen“, so Egan.

Deshalb müssten andere Projekte jetzt auf den Prüfstand. „Wir müssen schauen, was wir uns noch leisten können“, so der WAB-Vertreter. Auch über Kürzungen beim Verwaltungspersonal und eine Erhöhung der Gewerbesteuer müsse nachgedacht werden. Bela Randschau teilte die Bedenken. „Wenn ich daran denke, dass die Elbphilharmonie ursprünglich mal 80 Millionen kosten sollte, dann wird die Dimension dieser Investition deutlich“, sagte der SPD-Politiker. Bildung sei aber eine Kernaufgabe der Kommunen, das neue Schulzentrum daher „alternativlos“.

Der Neubau soll in den Jahren 2025 bis 2028 errichtet werden

Allein für die Planungen stellten die Stadtverordneten 1,25 Millionen Euro im laufenden Haushalt bereit. Sie sollen noch in diesem Jahr beginnen. Bis Mitte 2023 sollen die Architekten von PPP einen genauen Entwurf vorlegen. Bislang stehen lediglich die Eckpunkte fest: Der Neubau soll rund 6300 Quadratmeter größer werden als das derzeitige Gebäude, 38 Klassenräume, Fachräume, eine Cafeteria mit 200 Sitzplätzen und eine Pausenhalle mit Platz für bis zu 600 Schüler beinhalten. Der fertige Entwurf muss erneut von der Politik abgesegnet werden. Die eigentliche Bauzeit ist für die Jahre 2025 bis 2028 geplant.