Ahrensburg. Verwaltung setzt als kostengünstigste Variante auf Neubau am Heimgarten auf dem Sportplatz. Nur die Turnhalle würde erhalten bleiben.

Die Ahrensburger Verwaltung plädiert für einen vollständigen Abriss und Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten. Das geht aus der Beschlussvorlage für den Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss am Donnerstag, 2, Juni, hervor. Dies sei die kostengünstigste Lösung und diejenige mit den geringsten Auswirkungen auf den laufenden Unterrichtsbetrieb, heißt es zur Begründung.

Hauptgebäude ist nicht nur marode, sonder auch zu klein

Schon lange steht fest, dass die Bildungseinrichtung einer baulichen Überholung bedarf. Das Hauptgebäude des Schulzentrums, das die Gemeinschaftsschule Am Heimgarten und das Eric-Kandel-Gymnasium mit zusammen rund 1300 Schülern beherbergt, stammt aus dem Jahr 1972. Es ist marode, zu klein und genügt nicht mehr den heutigen pädagogischen Anforderungen.

Die Verwaltung hat deshalb ein Planungsbüro beauftragt, verschiedene Varianten von einer Sanierung oder einem Teilabriss mit Anbau bis zum vollständigen Abbruch und Neubau zu prüfen. Insgesamt fünf Vorschläge hatte Architekt Nils Dethlefs vom beauftragten Planungsbüro ppp aus Lübeck dem Bildungsausschuss Anfang Mai vorgestellt. Die Kostenspanne reicht von mindestens 74,6 bis 86 Millionen Euro.

Noch ist unklar, ob Anbau aus 2005 erhalten werden kann

Die von der Verwaltung favorisierte Variante sieht den Abbruch des gesamten Hauptgebäudes, des Trakts mit den Fachräumen für die Naturwissenschaften und den Kunstunterricht sowie des Flügels der Offenen Ganztagsschule vor. Ob der erst 2005 errichtete Anbau mit der Cafeteria und den Musikräumen, der sogenannte 700er-Trakt, stehen bleiben kann, muss laut Verwaltung noch geprüft werden.

Definitiv erhalten bleiben soll lediglich die Sporthalle mit den zugehörigen Umkleiden und Nebenräumen. Der Abriss ist aber erst im zweiten Schritt geplant. Bereits zuvor soll ein Neubau auf dem derzeitigen Sportplatz entstehen.

Leiter beider Schulen werben auch für Abriss und Neubau

Dadurch könnten die Schulen bis zur Fertigstellung weiter das Bestandsgebäude nutzen. Auch deshalb sprechen sich die Leiter der beiden Schulen, Thomas Gehrke (Gemeinschaftsschule) und Marcus Rehbein (EKG) für diese Variante aus. „Sie bedeutet die kürzeste Bauzeit und die wenigste Störung des Unterrichts durch die Bauarbeiten“, sagt Rehbein. „Wichtig sind uns, dass wir mehr Räume gewinnen und eine kurze Bauzeit. Es darf nicht sein, dass wir Schüler haben, die während ihrer gesamten Schulzeit bei uns die Belastungen einer Baustelle erleben müssen“, betont Gehrke.

Nach dem Umzug und Abriss des Altbaus würden die Außensportanlagen im nördlichen und östlichen Bereich des Schulgeländes neu angelegt. Die Kosten für diese Variante schätzt die Verwaltung auf 74,6 bis 82,6 Millionen Euro. Der Neubau soll rund 6300 Quadratmeter größer werden als das derzeitige Gebäude, um den zusätzlichen Raumbedarf zu decken. Nicht nur die Klassenräume werden laut Verwaltung wegen steigender Schülerzahlen und der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums eng. Es fehlten auch Fachräume für Darstellendes Spiel und Informatik, für die Offene Ganztagsschule und die Schulsozialarbeit.

Bühne soll auch anderen Nutzern zur Verfügung stehen

Die hellblau und Orange gekennzeichneten Flächen sollen abgerissen werden
Die hellblau und Orange gekennzeichneten Flächen sollen abgerissen werden © HA Grafik | Frank Hasse

Die Planungen sehen 38 Klassenräume mit einer Größe von je 80 Quadratmetern vor. Dazu sollen Fachräume, eine Cafeteria mit 200 Sitzplätzen und eine Pausenhalle mit Platz für bis zu 600 Schüler und Bühne kommen. Letztere soll außerhalb der Schulzeit auch anderen Nutzern zur Verfügung stehen.

Die Unterrichtsräume sollen in sogenannten Jahrgangsclustern angeordnet werden: Klassen einer Jahrgangsstufe sollen räumlich benachbart lernen. Dies ermögliche es, klassenübergreifende Lernangebote zu schaffen und begünstige die Bekanntheit der Schüler einer Jahrgangsstufe untereinander.

Projekt wird Stadt siebeneinhalb bis elf Jahre beschäftigen

Auch aus organisatorischer Sicht sei eine solche Raumaufteilung sinnvoll, weil zusätzliches therapeutisches Personal flexibler eingesetzt werden könne und Laufwege für die Lehrer entfielen. Jeder Jahrgang soll zudem einen Multifunktionsraum bekommen, der je nach Bedarf für Schulsozialarbeit, Berufsberatung, die Schülervertretung oder Kurs- und Projektarbeit genutzt werden kann.

Durch den Neubau und erst daran anschließenden Abriss des Bestandsgebäudes kann laut Verwaltung auf den Aufbau von Containern als Übergangsunterbringung für die Schulklassen weitestgehend verzichtet werden. Dadurch könnten Kosten von fünf bis sechs Millionen Euro für die Miete der Module eingespart werden. So oder so wird das Vorhaben für Ahrensburg ein Mammutprojekt. Laut Bauamt wird es die Schlossstadt siebeneinhalb bis elf Jahre beschäftigen. In den Jahren 2023 und 2024 sollen laut Bauamt die konkreten Planungen beginnen und erste Ausschreibungen erfolgen. Mit der eigentlichen Bauzeit rechnen die Planer von 2025 bis 2028.

Ausschüsse und Stadtverordnete stimmen über Vorschlag ab

Architektin Christina Gatzen von der Stadtverwaltung hatte deshalb bereits während der Ausschusssitzung Anfang Mai gewarnt: „Die finanzielle Belastung wird so hoch sein, dass während der Bauzeit keine weiteren Projekte für die Stadt möglich sind.“ Bevor die weiteren Planungen beginnen, müssen am Donnerstag zunächst die Politiker im Bildungsausschuss dem Vorschlag der Verwaltung folgen und die Varianten mit Komplettabriss und Neubau beschließen.

Anschließend müssen auch der Bauausschuss und der Finanzausschuss sowie Ende Juni die Stadtverordnetenversammlung zustimmen. Danach soll bis Mitte 2023 ein genauer Entwurf des Neubaus vorgelegt werden. Dieser muss dann erneut durch die Politik abgesegnet werden. Der Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss tagt am Donnerstag, 2. Juni, um 19.30 im Forum im Schulzentrum Am Heimgarten, Reesenbüttler Redder 4–10.