Grosshansdorf. Bauausschuss tagte als erstes Gremium in Stormarn digital. Was gut lief, wo es Probleme gab und welches Fazit die Beteiligten ziehen.
Premiere gelungen, trotz einiger technischer Probleme – so lautet die Bilanz der Beteiligten nach der ersten digitalen Sitzung des Großhansdorfer Bau- und Umweltausschusses. Es war das erste Mal überhaupt, dass ein kommunalpolitisches Gremium in Stormarn Gebrauch von der angesichts der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr neu geschaffenen Möglichkeit gemacht hat, per Videokonferenz zu tagen.
Großhansdorfer Bauausschuss tagt als kreisweit erstes Gremium digital
Eine Viertelstunde vor Beginn liefen am Dienstagabend im Sitzungssaal des Großhansdorfer Rathauses die letzten Vorbereitungen. Von hier aus würde der Vorsitzende des Bauausschusses, Christoph Maas (CDU), die Sitzung leiten. Gemeinsam mit Bauamtsleiter Stefan Schott nahm er vor der Kamera Platz, die das Bild aus dem Saal zu den übrigen Ausschussmitgliedern nach Hause übertrug. Ansonsten waren nur ein Techniker und eine Protokollkraft im Raum.
Über eine Leinwand verfolgte Maas, wie sich die anderen Politiker nach und nach hinzuschalteten. Kurz bevor der CDU-Politiker die Sitzung um 19 Uhr eröffnete, gab er das Startsignal für die Live-Übertragung ins Internet. „Livestreaming is on“, tönte eine weibliche Computerstimme, um die Teilnehmer darüber in Kenntnis zu setzen, dass die Übertragung gestartet war. Um die gesetzlich vorgeschriebene Öffentlichkeit der Sitzung herzustellen, hatte die Verwaltung die Möglichkeit eingerichtet, die Beratungen im Livestream über die Internetseite der Gemeinde zu verfolgen. Alternativ konnten Bürger in den Sitzungssaal kommen und dort vor der Leinwand zusehen. Von dieser Möglichkeit machte am Dienstag jedoch keiner Gebrauch.
Trotz aktivierter Kamera bleiben viele Kacheln schwarz
Fragen für die Einwohnerfragestunde konnten Bürger entweder vorab per E-Mail oder Post an die Verwaltung senden oder vor Ort im Sitzungssaal stellen. „Leider ist es technisch nicht möglich, Bürgern über eine Chatfunktion eine Fragemöglichkeit zu geben, weil die Übertragung mit etwa 45 Sekunden Zeitverzögerung erfolgt“, erklärt Großhansdorfs Hauptamtsleiterin Gabriele Hettwer diese Regelung.
Während Maas die Regularien erklärte, trat das erste und auch einzige schwerwiegendere Problem der Online-Premiere auf: Eigentlich sollten spätestens jetzt alle Politiker auf der Leinwand zu sehen sein, doch ein Großteil der Kacheln blieb schwarz – trotz aktivierter Kamera. Lediglich das Bild des jeweiligen Sprechers war zu sehen. Maas ließ sich davon nicht beirren. Anstatt wie geplant per Handzeichen abstimmen zu lassen, rief der Vorsitzende die Mitglieder für jedes Votum einzeln namentlich auf. „Die Namen werden aber nicht protokolliert, außer es wird eine namentliche Abstimmung beantragt“, erklärte er.
Verwaltung vermutet Problem mit Servern des Softwareanbieters als Ursache
Noch während der Sitzung versuchte die Verwaltung, das Problem mit der fehlenden Bildübertragung zu beheben – vergeblich. „Die erste Annahme, dass unsere Internetbandbreite zu gering ist, hat sich nicht bestätigt“, sagt Hettwer und betont: „Es lag nicht an uns.“
Bei den vier Probedurchgängen im vergangenen Jahr habe es diese Schwierigkeiten nicht gegeben. Wie berichtet, ist Großhansdorf eine von fünf Modellkommunen, die in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Dataport ein neues, datensicheres Konferenzprogramm erprobt hatten. Dieses hatte die Landesregierung in Auftrag gegeben. Hettwer vermutet ein Problem mit den Servern bei Dataport als Ursache für die Störung. „Da ist noch Ursachenforschung nötig“, sagt die Hauptamtsleiterin.
Auch andere Kommunen in Stormarn erwägen digitale Sitzungen
Ansonsten blieb es bei kleineren Schwierigkeiten, etwa mit dem Ton, wie sie viele wohl aus dem einen oder anderen Video-Meeting kennen. Und so gab sich der Ausschussvorsitzende am Ende der Sitzung zufrieden. „Ich habe aus der Runde ein erleichtertes Aufatmen vernommen, dass es einigermaßen funktioniert hat“, scherzte Maas und bat die Zuschauer des Livestreams um Feedback. „Leider gibt es noch keine Funktion, mit der wir sehen können, wie viele Menschen gerade zusehen“, bedauerte er.
Auch Bürgervorsteher Mathias Schwenck zog ein positives Fazit. „Wir waren die ersten im Kreis, das ist immer eine Herausforderung“, so Schwenck. Es gelte, aus der Praxis zu lernen. „Dies war bestimmt nicht die letzte digitale Sitzung“, prognostizierte der Bürgervorsteher. Auch andere Städte und Gemeinden werden mit Sicherheit gespannt nach Großhansdorf geblickt haben. Unter anderem in Reinfeld und Bad Oldesloe wird angesichts der hohen Infektionszahlen ebenfalls über einen Umstieg auf Online-Sitzungen diskutiert. Ob auch die kommenden Ausschüsse in Großhansdorf per digital tagen, steht noch nicht fest.